Neues aus Bargteheide von Christof Leidner

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Der Text ist eine Übertragung aus dem Polnischen, denn er richtet sich an die Leserinnen und Leser des Żmigróder Stadtmagazins („Żmigróder Nachrichten“).

Seit Anfang 2020 berichtete ich in den Żmigróder Nachrichten in einer Art Presseschau regelmäßig aus Bargteheide. Die Idee zu dieser Kolumne stammt von Robert Kolebuk, der früher als Deutschlehrer an einer Żmigróder Schule gearbeitet und die Beiträge jahrelang ehrenamtlich verfasst hat. Nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst habe ich auf Bitte der Redaktion und mit Einwilligung von Robert Kolebuk diese Rubrik – ebenfalls ehrenamtlich – übernommen. Aufgrund des frühen Redaktionsschlusses musste ich den Text dieses Mal bereits Mitte November einreichen.

Sehr verehrte Damen und Herren, hier kommt der nächste Teil meiner Rubrik mit Schlaglichtern auf verschiedene größere und kleinere Ereignisse in Bargteheide, der deutschen Partnerstadt Żmigróds. Auf der Grundlage von Informationen aus der Lokalpresse und öffentlich zugänglichen Quellen möchte ich Ihnen laufend unser Leben, unsere Sorgen und Freuden hier in Bargteheide näherbringen. Und ich garantiere, dass ich das sicher nicht objektiv tun werde.

Christoph Leidner

Die Pandemie tobt leider weiterhin. Die Quote der gegen Corona Geimpften ist ganz einfach immer noch zu niedrig, weil zu viele Menschen mehr Vertrauen zu (a)sozialen Medien als zu Ärzten und Wissenschaftlern haben. Deshalb wurde im Sommer in Deutschland die so genannte 3-G-Regel eingeführt. Das bedeutet, dass Zutritt zu öffentlichen Orten wie z.B. Restaurants, Kinos, Museen oder Theatern nur der hat, der geimpft, genesen oder getestet ist. Die Wirkung dieser Maßnahmen war jedoch zu gering. Zum Zeitpunkt, zu dem ich diese Worte schreibe, ist immer häufiger die 2-G-Regelung gültig, d.h., dass nur Geimpfte und Genesene Zutritt haben. Manchmal ist auch schon von 2-G-Plus die Rede. In dieser Variante ist der Zugang zu den genannten öffentlichen Orten nur auf der Grundlange sowohl einer Impfung oder einer Genesung als auch eines zusätzlichen negativen Tests möglich. Hoffen wir, dass im Laufe des Jahres 2022 dieser ganze Alptraum vorübergeht, denn eigentlich warten doch schon alle auf 5G.

Der größte Arbeitsgeber in Bargteheide ist der Produzent von Industriegetrieben „Getriebebau Nord“. Dieses Familienunternehmen wurde 1965 gegründet und arbeitet in zweiter Generation. Seine dynamische Entwicklung ist imponierend, mit einem Wort: eine Erfolgsgeschichte. Es verkauft seine Antriebssysteme an Kunden in über 100 Branchen und gehört zu den führenden Unternehmen auf dem Weltmarkt. Heute hat es 4500 Mitarbeiter in 52 Ländern auf allen Kontinenten. In der Zentrale in Bargteheide arbeiten 1000 Angestellte. Klar, dass die sich ständig weiterentwickelnde Firma immer mehr Platz benötigt. Zurzeit baut sie einen neuen Verwaltungskomplex. Bargteheide kann sich darüber freuen, weil der Erfolg der Firma für den städtischen Haushalt eine schier unerschöpfliche Steuereinnahmequelle ist.
In der letzten Folge dieser Rubrik habe ich über die von vier Parteien aufgestellte Kandidatin für die Bürgermeisterwahlen geschrieben, die im Frühjahr des kommenden Jahres stattfinden. Kurz danach kündigte die amtierende Bürgermeisterin, Birte Kruse-Gobrecht, ebenfalls ihre Kandidatur an. Dabei unterstützen sie die Grünen und ein Kreis von Bürgerinnen und Bürgern. Mit diesem Rückenwind startete Birte Kruse-Gobrecht sofort mit ihrem Wahlkampf durch. Sie schaltete eine Internetseite ihre-bürgermeisterin-für-bargteheide.de und zog auf einer Pressekonferenz über ihre bisherige Arbeit Bilanz. Ihre Kritiker beanstanden, dass sie auf diese Weise die städtischen Ressourcen für eigene Wahlkampfzwecke missbraucht habe. Vielleicht haben sie
recht, aber dieser Vorwurf ist ein rein formaler und bis zum Frühjahr werden sie noch einige inhaltliche Argumente nachreichen müssen. Nun ja, die Seifenopfer mit dem Titel „Das Damen-
duell“ hat gerade erst begonnen und ich werde Sie darüber auf dem Laufenden halten.
Im September verbrachten 50 Viertklässler im Rahmen einer Schülerreise einige Tage auf einer Nordseeinsel. Am Ende des unbeschwerten Aufenthaltes erwartete die Schüler jedoch eine un-
angenehme Überraschung, weil ein kurzfristig ausgerufener Lokführerstreik die geplante Rückreise unmöglich machte. Der Umstand, dass zusammen mit ihnen 1000 Schüler aus anderen
Schulen in demselben Schlamassel steckten, erleichterte auch nicht gerade die Lösung des Problems. Ein Vater kam jedoch auf die rettende Idee und nahm Kontakt mit einer Fahrschule in
Bargteheide auf, die zu Schulungszwecken über einen Bus verfügt. Die glücklichen Schüler und Lehrer wurden mit diesem Fahrzeug sicher nach Hause gebracht.
Im Vergleich zu Żmigród entwickelt Bargteheide seine Rad-Infrastruktur leider nur im Schneckentempo. Aber von Zeit zu Zeit tut sich etwas auf diesem Gebiet. Die neueste Errungenschaft
ist eine Rad-Servicestation am Bahnhof. Die Station ist mit Basiswerkzeug und einer Pumpe ausgestattet. Alle Utensilien sind an der Station befestigt, damit alles an seinem Platz bleibt. Die
Ausstattung kann man unentgeltlich benutzen.
Der Tierschutz ist vielschichtig. In Ahrensburg wohnt eine Dame namens Claudia, die privat sich privat mit der Rettung von Igeln befasst. Diese possierlichen Tierchen (mit denen ich jedoch nicht unbedingt kuscheln würde) befinden sich nämlich auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Ihr Hauptfeind ist der Mensch, der sie tötet, indem der sie mit dem Auto überfährt,
mit Mährobotern massakriert oder mit Laubsaugern die Insekten aufsaugt und den Igeln damit die Nahrung nimmt. Darum hat Claudia bei sich zu Hause ein Kurhotel für Igel eingerichtet, in
dem sie sie im Herbst mit Insekten, Hackfleisch oder Katzenfutter aufpäppelt. Auf diese Weise erhalten ihre Schützlinge ausreichende Fettreserven für den Winterschlaf. In diesem Herbst hat
sie 35 der stacheligen Gäste bei sich aufgenommen und die schwächsten Patienten wohnten sogar bei ihr im Haus. Nach dem Winterschlaf in Claudias Garten werden die Igel in die Freiheit
entlassen.
Ausgewählt, bearbeitet und kommentiert
von Christof Leidner

Bildunterschriften: 1. Zentrale der Firma „Getriebebau Nord“ in Bargteheide – Foto: Christof Leidner

2. Ein Gast in der Igel-Pension – Foto: Jens Peter Meier

3. Zugang zu einem Hamburger Restaurant nach der 2-G-Regel – Foto: Christof Leidner

 

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