Ende letzten Jahres berichteten gleich mehrere Bargteheider Lokalzeitungen über Missstimmung im Europaverein. Zur Illustration mussten dabei immer wieder Fotos vom Fahnenaufzug anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft mit Żmigród herhalten.
Die Verwendung der immer wieder gleichen Archivbilder in unterschiedlichen Medien ließ nicht nur journalistische Phantasie vermissen, sondern verriet auch einen Mangel an Aufmerksamkeit. Denn zur Darstellung der Bargteheider Städtepartnerschaften hätte ein viel symbolträchtigeres Motiv zur Verfügung gestanden.
Im Zentrum (Am Markt) befindet sich seit über 20 Jahren ein Wegweiser in die Schwesterstädte. Mittlerweile ist er allerdings auch optisch in die Jahre gekommen. Das Holz zeigt deutliche Spuren von Verwitterung, die Schilder sind verschmutzt oder lösen sich in ihre Bestandteile auf.
Aufgestellt wurde der Wegweiser Ende der Neunziger Jahre auf Initiative des Verschönerungsvereins. Zunächst wurde dort nur ein Schild in Richtung Déville-lès-Rouen aufgehängt, der damals einzigen Partnerstadt Bargteheides. Der Überlieferung nach soll es angeblich mit einem Kompass ausgerichtet worden sein.
Als 2001 die Partnerschaft mit dem polnischen Żmigród hinzukam, unterließ Bargteheide zunächst die fällige Erweiterung. Das Versäumnis wurde erst nachgeholt als 2004 eine polnische Delegation bei ihrem Besuch eine Ergänzungstafel als Gastgeschenk überreichte. Das neue Schild passte in Größe und verwendetem Schrifttyp sehr gut zu dem schon vorhandenen, denn in Żmigród hatte man sich zuvor ein Foto besorgt und sich nach den genauen Abmessungen erkundigt.
Rein optisch war das Ensemble damit zumindest von einer Seite stimmig, aber keineswegs in seiner Beschaffenheit. Das Déville-Schild ist emailliert und doppelseitig, während die einseitige hölzerne Żmigród-Tafel mit einer bedruckten Folie beschichtet ist, die allmählich abblättert.
Das heutige triste Bild passt irgendwie ein wenig zu den Beziehungen mit unseren europäischen Partnern: ursprünglich stabil und solide gebaut, droht nach Jahren ohne kontinuierliche Zuwendung die Verwahrlosung.
Leider wird sich der Sache wohl niemand sobald annehmen. Der Europaverein (dessen vorheriger Vorstand das Thema schon diskutiert hatte) ist zzt. nicht handlungsfähig. Und der städtische Bauhof muss mit seinen gegenwärtigen Ressourcen gerade haushalten, wenn man jüngste Stellenausschreibungen und die noch hängende Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt (Stand 23.01.) richtig deutet.
Auch am Holz des Sockels nagt der Zahn der Zeit. Und so ist zu befürchten, dass Bargteheides manifestiertes Europagedenken aus Gründen der Verkehrssicherung irgendwann abgebaut werden muss oder mit einem der Herbststürme buchstäblich vom Wind davongeweht wird …
Wie ich inzwischen erfahren habe, ist der Bauhof nicht für die Weihnachtsbeleuchtung zuständig. Ich bitte den Fehler zu entschuldigen.