Angriff auf das Autonome Jugendhaus

0

Pressemitteilung des AJH

In der Nacht zum 3. Februar ab 21.30 wurde das Autonome Jugendhaus in Bargteheide Ziel eines rechtsradikalen Angriffs. Einige Tage nach einer Demonstration gegen Faschismus, Antisemitismus und Rassismus sind etwa 15 Personen auf das Gelände vorgedrungen, belagerten unseren Containerkomplex, warfen Böller und schreckten auch nicht vor körperlicher Konfrontation zurück. Wir verurteilen diesen feigen Übergriff auf das Schärfste und erhoffen Solidarität gegen rechtsradikale Gewalt.

Die Attacke, begleitet von rechtsradikalen Parolen und verbalen Anfeindungen wie „Deutschland den Deutschen!“, „Ihr scheiß Antifa-Zecken!“, „[…] Antifa-Fotzen […]“ (Zecke, ein im rechtsextremen Umfeld entstandener Begriff zur Abwertung und Beleidigung Andersdenkender), hatte eine bisher unbekannte Qualität, wie Zeugen berichteten. Das Autonome Jugendhaus ist ein Ort, der regelmäßig von rund 300 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren besucht wird. Wenn dieser Ort nicht mehr sicher ist, steht die Stadt unserer Auffassung nach vor einem ernsten Problem.

Unsere Zeugen berichten von einer aggressiven Gruppe, die sich der rechten Szene zuordnen lassen. Um 21.30 kam es zum ersten Wurf eines Böllers in Richtung des Geländes. Etwa eine Stunde später betraten Personen das Privatgelände, randalierten, warfen Feuertonnen um und traten gegen das Gebäude. Begleitet wurde das von den obenstehenden Parolen und Sprüchen. Zwei Angreifer konnten namentlich identifiziert werden, die anderen blieben unerkannt. Zwar verließen die Angreifer das Gelände wieder, umzingelten aber den einzigen Ausgang und zündeten vor diesem erneut Pyro und Feuerwerk. Etwas später zogen sich die Angreifer auf das Gelände des TSV´s zurück, wo ein 18. Geburtstag gefeiert wurde – sie waren offensichtlich Gäste der Feier.

Zu dieser Zeit riefen die Jugendlichen vor Ort aus Angst Eltern, Freunde und Bekannte an, welche daraufhin zum Ort des Vorfalls kamen. Etwa 40 Menschen kamen, um vor Ort helfen zu können. Um 00.00 wurden erneut Feuerwerkbatterien und weitere Feuerwerke gezündet. Kurz nach 00.00 kamen nach und nach etwa 25 Gäste der Feier zum Gelände des AJH´s, begannen erneut zu beleidigen und beschwerten sich, dass hier „so provokant“ rumgestanden werde – die vorherigen Angreifer, die erkannt wurden, hielten sich nicht unter ihnen auf, allerdings der nahe Freundeskreis. Dabei wurde immer wieder „AFD, AFD!“ gerufen und es wurde versucht zu erklären, warum die Parole „Deutschland den Deutschen“ nicht rechts sei. Eine Person von uns filmte aus Schutz die Situation mit, auf diesem Video war ebenfalls zu sehen, wie einer der Gäste die filmende Person körperlich anging und wegschubste.

Trotz der Bedrohungslage versuchten wir, Eskalation zu verhindern, bis die Polizei um etwa 00.30 eintraf und die Situation beruhigte. Mit ihrem Erscheinen liefen etwa die Hälfte der Gegenseite weg und verabschiedeten sich mit Drohungen wie „Wir kommen wieder“ und „Ihr werdet auf jeden Fall den Kürzeren ziehen“. Die Polizei ließ sich die Situation von beiden Parteien schildern und sichtete dabei das genannte Video, welches im Nachhinein gelöscht werden sollte. Auf Anzeige vor Ort wurde von beiden Seiten jeweils verzichtet. Wir erläuterten der Polizei zudem, welche Hintergründe der Vorfall hat und welche Personen wir identifizieren konnten sowie welche anderen Personen sich in diesen Kreisen bewegen.

Wir appellieren an die Stadtgemeinschaft, sich gegen rechtsradikale Gewalt zu positionieren. Das Autonome Jugendhaus steht für Vielfalt, Toleranz und einen sicheren Raum für Jugendliche. Anzeigen werden derzeit geprüft, während sich betroffene Einzelpersonen rechtlich beraten lassen.

Diese Vorfälle verdeutlichen eine zunehmende Bedrohung nicht nur physisch, sondern auch im digitalen Raum durch aggressive Posts in sozialen Netzwerken (siehe Anhang 1.) und rechtsextreme Graffiti und Aufkleber (einige davon im Anhang 2.).

Wir sind entschlossen, uns gegen jegliche Form von Extremismus zu wehren und werden weiterhin ein Ort der Gemeinschaft, des Austauschs und der Vielfalt sein. Wir danken allen Unterstützern und hoffen auf eine solidarische Reaktion der Stadtgemeinschaft.

Stellungnahme zum Einschalten des Staatsschutz

Wir sehen mit Interesse den Ergebnissen der Ermittlungen entgegen und begrüßen die eingehende Untersuchung dieses Vorfalls. Denn es zeigt sich, dass rechtsextreme Gewalt auch vor Bargteheide keinen Halt macht. Diese neue Realität erfordert angemessenes Handeln und daher befürworten wir auch die Initiative der Stadt, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Wir sind positiv gestimmt, dass wir gemeinsam den aufkeimenden Rechtsextremismus Grenzen setzen können.

– Autonomes Jugendhaus Bargteheide

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*