Überwachung der Betroffenen ist keine Lösung – Pressemittelung des Vorstandes
In der Nacht vom 01.11 auf den 02.11 drangen Unbekannte in das Autonome Jugendhaus (AJH) Bargteheide ein. Sie schlugen ein Fenster auf der Rückseite des Gebäudes ein, besprühten die Innenräume mit Hakenkreuzen und AfD-Schriftzügen, verwüsteten
Küchenmöbel und -utensilien, zerstörten teure Veranstaltungstechnik und versprühten einen Feuerlöscher in den Aufenthaltsbereichen. Der Bereich der Küche und Bar ist durch diese massive Zerstörung nicht ohne weiteres nutzbar.

Dieser Angriff reiht sich in eine Serie rechter Übergriffe ein, die unser Haus seit Monaten trifft. Am 17. Juni 2025 wurde bei einer Brandstiftung unser Backstage-Bereich vollständig zerstört, am 1. Januar dieses Jahres fiel bereits unsere Außenbühne einer vorherigen Brandstiftung zum Opfer. Hinzu kommen zahlreiche rechte Schmierereien, eingeschlagene Fenster und Sachbeschädigungen, die das AJH immer wieder treffen. Trotz der wiederholten Angriffe ließen sich die Aktiven nicht unterkriegen: Sie organisierten Demonstrationen, um auf die Situation aufmerksam zu machen, und hielten trotz erschwerter Bedingungen das jährliche große Sommerfestival ab.

Nach der Entdeckung der Verwüstung am 02.11 wurde die Polizei umgehend informiert. Diese erschien zwar am Tatort, verließ diesen jedoch nach einer kurzen Begutachtung wieder, ohne Spuren wie Schuhabdrücke im Feuerlöscherstaub oder mögliche Spuren an der Einbruchstelle zu sichern.
Bis heute konnte keiner der zahlreichen Angriffe auf das AJH in den vergangenen Jahren von der Polizei aufgeklärt werden.
Es wird zunehmend deutlich, dass die Angriffe auf das AJH politisch motiviert und gezielt vorbereitet sind. Trotz dieser alarmierenden Situation plant die Stadt derzeit, als Reaktion
auf die vorherigen Brandstiftungen fremdverwaltete Überwachungskameras am AJH zu installieren. Wir halten diesen Schritt für falsch und wirkungslos. Politisch motivierte, geplante Angriffe lassen sich nicht durch einfache Kameras verhindern. Täterinnen können sich leicht vermummen, tote Winkel ausnutzen oder die Kameras gezielt umgehen und zerstören. Die Installation solcher Technik würde in erster Linie die Jugendlichen und
Besucherinnen des AJHs dauerhaft überwachen, ohne die Sicherheit tatsächlich zu erhöhen. Damit wird das Problem verschoben, nicht gelöst: Statt rechte Gewalt zu bekämpfen, wird das selbstverwaltete Jugendhaus unter Generalverdacht gestellt.
In derselben Nacht wie der aktuelle Angriff auf das AJH tauchten auch an der Anne-Frank-Schule in Bargteheide gesprühte Hakenkreuze und AfD-Schriftzüge auf. Dies zeigt, dass auch die Kameraüberwachung am Schulzentrum keinen wirksamen Schutz vor Vandalismus bietet. Was das AJH jetzt braucht, sind keine Kameras, sondern echter Schutz. Dazu gehören gesicherte Fensterfronten, ein stabiler Zaun und eine ernsthafte Spurensicherung bei jeder Tat. Ebenso notwendig sind eine konsequente Aufklärung der bisherigen Angriffe und eine klare politische Haltung der Stadt, Parteien und der Zivilgesellschaft gegen rechte Gewalt. Es darf nicht sein, dass ein kultureller und sozialer Freiraum wie das AJH schutzlos bleibt, während seine Nutzer*innen stattdessen mit Überwachung konfrontiert werden.
„Wir lassen uns nicht durch eine Symbolpolitik beruhigen, die unsere Gäste beobachtet, aber keine Täter stoppt“, sagt Tjorben, Aktiver Jugendlicher des AJH. „Wir erwarten, dass die Stadt endlich Verantwortung übernimmt und für die Sicherheit einer Einrichtung sorgt, die seit Jahrzehnten selbstverwaltete Jugendarbeit und Kultur in Bargteheide möglich macht.“
Wir fordern die Stadt Bargteheide und die Polizei dazu auf, endlich wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die Ursachen der rechten Angriffe klar zu benennen und gemeinsam mit uns nach Lösungen zu suchen, die den Charakter des AJH als offenen,
selbstbestimmten Ort bewahren.
gez. Vostand Autonomes Jugendhaus Bargteheide e.V., 02. November 2025
















