Das dritte Kriegs-"Jubiläum" in diesem Jahr

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Bargteheide – Das 700-jährige Bestehen feiern Ahrensburg und Bargteheide in diesem Jahr. Auch an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor und des Zweiten vor 75 Jahren wird erinnert. Zu feiern gibt es da ja nichts. Die Gemetzel können aber zum Nachdenken anregen. Es gibt noch ein Jubiläumsjahr 2014, an das sich bisher kaum jemand erinnert hat. Vor 150 Jahren begann der Krieg gegen Dänemark, den Preußen und Österreich gemeinsam führten.

Das Denkmal steht bis heute, die martialische Kanone darauf wurde natürlich entfernt. Postkarte: Kreisarchiv

So sieht es heute aus, im Hintergrund die Doppeleiche als Symbol der Zusammengehörigkeit von Schleswig und Holstein..

Bis 1864 stand Bargteheide unter dänischer Oberherrschaft. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Landstraße von Hamburg nach Elmenhorst gebaut, die heutige B 75. Auch die Bahnlinie wurde noch unter dänischem Einfluss gebaut, der Bahnhof im Kriegsjahr 1864 eröffnet. Das Amtsgericht entstand ebenfalls zu dieser Zeit.

Der Epitaph in der Bargteheider Kirche erinnert an sieben Aufständische aus dem Kirchspiel, die während der Revolution von 1848 bis 1850 ums Leben kamen.

Leider ist das Thema nicht so einfach, wie es hier dargestellt wird. Wer es noch komplizierter wünscht, findet einen langen Artikel bei Wikipedia zur Geschichte Schleswig-Holsteins.

„Der britische Premier Palmerston sagte, es gäbe nur drei Menschen, die schleswig-holsteinische Geschichte verstanden hätten“, sagt Klaus Andresen. Er zitiert den selbstgefälligen Briten  sinngemäß: „Einer ist darüber gestorben, einer wurde wahnsinnig, nur ich bin übrig, aber ich habe alles vergessen.“

(Originalzitat:  „Nur drei Menschen haben die schleswig-holsteinische Geschichte begriffen – Prinzgemahl Albert, der ist tot; ein deutscher Professor, der ist wahnsinnig geworden; und ich, nur habe ich alles darüber vergessen.“ Viscount Palmerston, britischer Premier.)

Denn der Großherzog von Schleswig-Holstein war bereits seit 1460 zugleich dänischer König. Personalunion nennen das Historiker. Mitte des 19. Jahrhunderts schwoll der Nationalismus in Europa an, auch in Dänemark und Deutschland. Die Dänen versuchten, sich den Landesteil Schleswig weiter einzuverleiben. Dagegen rebellierten viele deutschgesinnte Schleswig-Holsteiner in der Revolution von 1848.

Ihr Aufstand führte zu einer neuen Herrschaft in Kiel. Dort gründete sich eine provisorische Regierung, die nur knapp zwei Jahre lang amtierte. Dann wurde „Erhebung Schleswig-Holsteins“ von dänischen Truppen niedergeschlagen. Preußen stand zunächst zur Seite, hatte sich dann aber aus der Koalition wieder zurückgezogen und die deutschgesinnten Schleswig-Holsteiner standen damit allein.

Bei dieser Rebellion gegen die dänische Oberherrschaft starben sieben Männer aus dem damaligen Kirchspiel Bargteheide. An sie erinnert ein Epitaph in der Kirche, den wohl viele schon gesehen, dessen Bedeutung aber kaum jemand verstanden haben. „Seltsamerweise waren es fünf Opfer aus Delingsdorf und ein Fischbeker“, sagt Andresen, „nur ein Soldat kam aus Bargteheide.“

Das Straßenwärterhaus steht noch. Hier wurde das Chausseegeld kassiert

Es gab einen „Wegezoll“ an der Lübecker Straße in Bargteheide auf dem Weg nach Norden. Vor 150 Jahren war das Alltag. „16 Schilling kostete die Passage für ein vierspänniges Fuhrwerk, 3,5 Schilling für einen Reiter pro Kilometer kostete das Chausseegeld“, zitiert der Heimatkundige Klaus Andresen aus einem Standardwerk über diese Straße, die schon 1845 fertiggestellt wurde. Umgerechnet etwa 50 Cent bis 1,50 Euro nach heutiger Kaufkraft für eine einmalige Nutzung der Straße nach Elmenhorst waren nicht gerade billig.

Die „Chausseeabgabe“ sollte den Bau und die Unterhaltung der Straße nach Hamburg und den Norden finanzieren. An den Toren der Hansestadt wurden weitere Abgaben für die Reisenden fällig. Solche Abgabe wäre heute unvorstellbar.

Die dänische Monarchie trieb die Annexion des Landesteils Schleswig weiter voran, und verstieß damit gegen den Friedensvertrag von 1851. Mit einem neuen Verfassungsentwurf brach sie aus deutscher Sicht auch gegen den historischen Vertrag, der das Land „up ewig ungedeelt“ belassen sollte. Und damit lieferte sie Preußen und Bismarck im Jahr 1964 einen Kriegsgrund. Noch zusammen mit Österreich-Ungarn marschierten Soldaten ein und lieferten sich einen blutigen Krieg.

Die Österreicher verwalteten zwei Jahre lang Holstein und damit auch Bargteheide. „Sehr zur Zufriedenheit der Bevölkerung“, sagt Andresen, „denn sie herrschten eher lax.“ Doch bald darauf wendeten sich die Ex-Kriegspartner gegeneinander, Preußen besiegte Österreich in einem neuen Krieg und übernahm 1866 die Verwaltung über ganz Schleswig-Holstein. Es wurde preußische Provinz. Dazu gehörte bis 1918 auch Nordschleswig mit den Städten Hadersleben und Apenrade, wo mit dem Versailler Vertrag eine Volksabstimmung organisiert wurde. Eine Mehrheit votierte hier für Dänemark, in Südschleswig für Deutschland.

Der Utspann war früher Bragteheides Verwaltungssitz. Foto von ca. 1915, Stadtarchiv

Vor Bargteheide war Tremsbüttel über Jahrhunderte der Verwaltungssitz. Doch sein Bedeutungsverlust spiegelte sich schon beim Bau der Bahnlinie Hamburg-Lübeck wider. „Die Tremsbütteler Gemeindevertreter stimmten gegen einen Bahnhof“, sagt Andresen, „es gab Ängste und Vorbehalte gegen das neue Transportmittel.“ Die Landwirte befürchteten damals unter anderem Frühgeburten beim Vieh durch die „rasenden“ Züge. Doch ihre Reisegeschwindigkeit von etwa 30 Stundenkilometern zu dieser Zeit erwies sich als ebenso harmlos wie heutige weit höhere Tempos.

Bargteheide stieg mit dem so erhaltenen Bahnhof auf und wurde neuer Verwaltungssitz fürs Umland. 1857 wurde hier das Amtsgericht gebaut. Das Gebäude steht noch heute, hier residiert jetzt die Polizei. An der Gebäudefront ist noch immer das Wappen des Dänenkönigs Christian VIII. zu sehen, wie auch an den älteren Meilensteinen an der B 75.

So entstand Schleswig-Holstein als preußische Provinz, mit umfassenden Verwaltungs- und Rechts-Reformen für die Bevölkerung.

Meilenstein bei Ahrensburg.

Quelle zum Straßenbau: Die kostbarste Meile von Heinz Waldschläger

1 Kommentar

  1. […] Das dritte Kriegs-”Jubiläum” in die­sem Jahr Das 700-​​jährige Bestehen fei­ern Ahrensburg und Bargteheide in die­sem Jahr. Auch an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor und des Zweiten vor 75 Jahren wird erin­nert. Zu fei­ern gibt es da ja nichts. Die Gemetzel kön­nen aber zum Nachdenken anre­gen. Es gibt noch ein Jubiläumsjahr 2014, an das sich bis­her kaum jemand erin­nert hat. Vor 150 Jahren begann der Krieg gegen Dänemark, den Preußen und Öster­reich gemein­sam führten. […]

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