Kein Kind ist ungenügend

0

Diskussion über hilfreiche Zeugnisse in Ahrensburg

Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD-Stormarn (AfB) um ihren Vorsitzenden Johannes Kahlke (Tangstedt) kamen Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Bildungspolitiker in der in die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftschule in Ahrensburg zusammen, um sich über die Vor- und Nachteile von Notenzeugnissen, Kompetenzrastern und anderen Möglichkeiten der Rückmeldung auszutauschen. Von den aktuellen Überlegungen in der Landespolitik berichtete Martin Habersaat (Reinbek, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion), einen Schulversuch mit Portfolios stellte Angelika Knies, die Schulleiterin der Anne-Frank-Schule in Bargteheide, vor. Ein Argument gegen Noten lieferte bereits der Titel des Abends: „Kein Kind ist ungenügend“.

Tobias von Pein (SPD-Landtagsabgeordneter, Lütjensee), Martin Habersaat, Corinna Opitz, Angelika Knies, Johannes Kahlke, Dr. Wolfgang Jakobi (Schulleiter der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftschule)
Tobias von Pein (SPD-Landtagsabgeordneter, Lütjensee), Martin Habersaat, Corinna Opitz, Angelika Knies, Johannes Kahlke, Dr. Wolfgang Jakobi (Schulleiter der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftschule)

Grundschulen können derzeit in Klasse 3 und 4 selbst entscheiden, ob sie ein Notenzeugnis erteilen oder ein Kompetenzraster wählen. Auch Gemeinschaftsschulen haben bis einschließlich Klasse 7 die freie Wahl. Kürzlich hat Bildungsministerin Britta Ernst neue Kompetenzraster vorgestellt, die gemeinsam mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) entwickelt wurden und in drei Jahren verbindlich werden sollen für Schulen, die sich gegen Noten entscheiden. Martin Habersaat: „Viele Grundschulpädagogen tendieren zu einer Rückmeldung ohne Noten, haben sich vom Land aber klare Aussagen über die Alternativen gewünscht. Die gibt es jetzt.“

Die Grundschulehrerin Corinna Opitz (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Kreisverband Stormarn) zeigte beispielhaft auf, welche Vorteile sich für ein Kind ergeben, wenn differenzierter und über eine einzelne Ziffer hinaus rückgemeldet würde. Im Fach Deutsch sind Rückmeldungen zu den Bereichen Sprechen, Zuhören, Schreiben, Rechtschreibung, Lesen sowie Sprache und Sprachgebrauch vorgesehen. Individuelle Ergänzungen sind möglich. Opitz: „Ein in der Rechtschreibung unsicheres Kind kann trotzdem im Bereich des Sprechens sehr sicher sein oder gute Texte entwickeln. Eine einzelne Note würde dies verdecken und damit dem Kind einen bedeutenden Erfolg vorenthalten.“

Einen Schritt weiter ist die Anne-Frank-Schule in Bargteheide, die 2013 den Deutschen Schulpreis gewann. Schulleiterin Angelika Knies stellte den Weg der Schule von anfänglichen Berichtszeugnissen über Kompetenzrasterzeugnisse hin zu einem von der CAU begleiteten Schulversuch an der eigenen Schule dar, der sich mit der Leistungsdokumentation mithilfe von Portfolios beschäftigt. Kerngedanke ist, sich eigene Ziele zu setzen, Leistungen selbst zu sammeln und zu belegen. Knies: „Hierdurch wird ein individuelles Bewertungsschema für jedes einzelne Kind ermöglicht. Jede Schülerin und jeder Schüler muss eigene Vorhaben und Leistungen reflektieren.“

Im Laufe des Abends wurden Anregungen zur Weiterentwicklung der von der Christian-Albrechts-Universität Kiel entworfenen Musterzeugnisse gegeben und die Erfahrungen von Schülern, Eltern und Lehrkräften mit Formern der differenzierten Leistungsbewertung deutlich. Einen Notenzwang für alle Grundschulen, wie derzeit von der FDP gefordert, befürwortete niemand. Der AfB-Vorsitzende Kahlke kündigte weitere Veranstaltungen zu verschiedene bildungspolitischen Themen an, derzeit bereitet die SPD Stormarn einen Kreisparteitag zum Thema „Berufliche Bildung“ am 28. November in Ahrensburg vor.

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*