50 Tage Bürgermeisterin – ein Interview mit Birte Kruse-Gobrecht

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Seit dem 15. September 2016 ist Birte Kruse-Gobrecht nun Bürgermeisterin in Bargteheide. Unsere Praktikantin Helene Heins fragt nach. 

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Wie waren die ersten Wochen als Bürgermeisterin für Sie?

Spannend, bunt und vielfältig.

Wie gestaltet sich seit der Wahl Ihr Tagesablauf?

Ich fange morgens hier an, habe eine bestimmte Terminlage, bestimmte Themen, die auf der Agenda stehen, bin auch immer gefragt situativ zu reagieren. In der Regel kann man das auf einen 10-Stunden-Tag beschränken, aber es gibt natürlich auch mal 14- oder 15-Stunden-Tage. Das Wochenende ist zum Teil belegt. Kein Tag gleicht dem anderen.

Lässt sich das mit dem Familienleben gut vereinbaren?

Das funktioniert, wenn man ein gutes Netzwerk hat, wenn man Familie, Freunde oder auch einen Partner an der Seite hat, der das mitträgt. Ich sehe zu, dass ich morgens noch im Familienleben mit eingebunden bin, mein Tag im Rathaus also erst um halb neun beginnt, wenn möglich. Außerdem versuche ich auch immer, einen Mittagstermin in der Woche freizuhalten, dass ich mir also so Ankerpunkte setze. Genauso ist es am Wochenende. Manchmal ist man gefragt, auch mal Abstriche zu machen. Natürlich ist es eine Herausforderung und man muss sich eingestehen, dass man nicht alles perfekt machen kann.

Wurden Sie eingearbeitet oder ins kalte Wasser geworfen worden?

Ich wurde quasi ein wenig eingewiesen und habe die Möglichkeit nachzufragen, aber natürlich gibt es viel kaltes Wasser beispielsweise bei Veranstaltungen und Grußworten.

Was sind Ihre größten Ziele im Amt?

Dass es uns gelingt, Bargteheide gut für die Zukunft zu wappnen, dass wir die Herausforderungen, die die gesellschaftlichen Veränderungen mit sich bringen, bewältigen und dass wir auch bei knapper werdenden Ressourcen und steigenden Aufgaben die Schuldenfreiheit der Stadt einerseits gewährleisten können, andrerseits aber auch da investieren, wo wir denken, dass es nötig ist, damit wir in Zukunft auch gut aufgestellt sind. Auf der anderen Seite möchte ich eine Kultur der Offenheit und des Miteinanders schaffen. Man muss vorausdenken, denn was heute gut ist, kann morgen schon wieder nicht mehr ausreichen.

Gibt es Dinge, die Sie speziell für Jugendliche planen?

Ich fände es toll, wenn wir es schaffen würden, wieder einen Jugendbeirat zu installieren. Denn letztendlich ist das, was wir jetzt machen, für die nächste Generation. Wir wollen die Betroffenheit der Jugend bei politischen Entscheidungen wachrütteln.
Was Freizeitangebote in Bargteheide angeht, sind wir ja schon gut ausgestattet, aber beim Thema Erreichbarkeit ist noch Verbesserungsmöglichkeit da.

Woran arbeiten Sie momentan?

Im Moment arbeite ich daran, den Fraktionen Entscheidungsgrundlage zu bieten, um sich dem Bereich Stadtentwicklungskonzept nochmal gemeinsam zu nähern. Da haben wir Anfang Dezember die interfraktionelle Arbeitsgruppe und intern arbeite ich daran, der Veränderung gerecht zu werden, dass nächstes Jahr ein wichtiger Stelleninhaber, der büroleitende Beamte, ich sage mal „meine rechte Hand“, in den Ruhestand gehen wird und wir praktisch vorbereiten müssen, eine gute Nachbesetzung einzuarbeiten. Außerdem müssen die Vorbereitungen für’s nächste Jahr gemacht werden.

Sie haben angekündigt, die Bürger bei Entscheidungen viel mit einzubeziehen, wie soll das in der Praxis aussehen?

Ich möchte das gemeinsam mit den Fraktionen betrachten, mir mehrere Möglichkeiten anhören, wie es gehen kann. Klar, dass nicht alle wegen jeder Laterne Mitbestimmungsrecht haben. Wir wollen sehen, in welcher Situation welche Bürgerdialoge passend sind. Die demokratische Entscheidungshoheit bleibt natürlich bei der Stadtvertretung, aber die Menschen mit einzubeziehen bei für die Stadt relevanten Entscheidungen. Man muss bei manchen Themen unterschiedliches Gehör haben. Reden hilft.

Inwiefern unterstützen Sie insbesondere Bargteheider Unternehmen?

Ich plane ein Veranstaltungsformat, wie wir Bargteheider Unternehmen untereinander besser vernetzen können. Es wird 2017 ein Unternehmenstreffen geben, wo Erwartungen abgefragt werden. Wir wollen ihnen ein Gehör verschaffen, was sie von der Stadt brauchen.

Heute (8. November) sind die Präsidentschaftswahlen in den USA, wie denken Sie darüber?

Ich finde es irre, dass so eine Situation solch einen Wahlkampf mit sich bringt. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann wie Trump es bis zur Abstimmung schafft. Trotz aller Kritikpunkte über Clinton, bin ich sicher, dass sie das kleinere Übel wäre, es ist nicht die ideale Auswahl, man kann nur hoffen, dass sich das kleiner Übel durchsetzt und sich die Wählerinnen für Clinton entscheiden. Ansonsten weiß ich nicht, wie man das weltpolitisch ernst nehmen soll. Es ist schon ein Stück Wahnsinn mit Methode. Morgen sind wir schlauer zumindest im ersten Schritt.

Wie kamen Sie auf die „Idee“, Bürgermeisterin von Bargteheide zu werden?

Hintergrund ist, dass ich vor vier Jahren schon mal dazu befragt wurde, sicherlich aufgrund meiner Tätigkeiten vorher. Damals aber klar war, dass man nicht gegen einen erfolgreichen amtierenden Bürgermeister kandidieren zu braucht und habe dann gesagt, dass ich es ein anderes Mal versuche. Als die Frage dann erneut gestellt wurde, konnte ich nicht direkt ein klares „Ja“ geben, denn so eine Entscheidung fällt man nicht mal eben schnell. Durch die Situation, dass es nur einen Kandidaten gab, für mich gedacht, das ist keine Demokratie. In Rücksprache mit Familie und Freunden habe ich mich dann im Mai dafür entschieden.

Vielen Dank für das Interview.

Gerne.

 Das Interview führte Helene Heins.

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