Mit Pfefferspray gegen bunte Kreide

5

Am vergangenen Freitag warb die AfD vor dem Bargteheider Rathaus um Wählerstimmen. Nicht lange konnten sie ihre fremdenfeindliche Propaganda verbreiten, denn eine Gruppe Jugendlicher protestierte dagegen. Nach kurzer Diskussion verweigerten die Rechtspopulisten weitere Gespräche. Weitere Jugendliche kamen hinzu und versuchten, mit Kinderkreide den AfD-Stand einzukreisen.

Die Reaktion der AfDlerInnen folgte auf dem Fuß. Mit Pfefferspray besprühte ein älterer Herr einen Jugendlichen, gleich nachdem der einen ersten Kreidestrich gezogen hatte. Er alarmierte daraufhin die Polizei, wie auch die Rechtspopulisten, die eine bedrohliche Haltung einnahmen. Vier Polizisten nahmen dann die Personalien und eine Anzeige des betroffenen Jugendlichen auf. Sie beschlagnahmten das eingesetzte Pfefferspray (CS-Gas), das in dieser Zusammensetzung nicht gegen Menschen eingesetzt werden darf. Einige Passanten bezeugten das Geschehen.

Handy-Video, im Hintergrund ist noch die Tränengaswolke zu erkennen

Inzwischen waren mehr junge Leute gekommen und setzten die Kreide-Aktion fort. Sie schrieben einige Parolen wie „Rassismus hat viele Gesichter, aber alle sind hässlich“ auf das Pflaster. Der Raum um den Stand wurde dann mit Kreide als „Nazi-Zone“ eingekreist, stattdessen wurden „Love, peace and harmony“ gefordert. „Wir kommen mit bunter Kreide, ihr fühlt euch angegriffen und kommt mit Pfefferspray“, hieß aus den Reihen der engagierten Jugendlichen. Nach schon etwa zwei Stunden und nach dem Polizeieinsatz bauten die Populisten ihren Stand wieder ab.

Die Jugendlichen schildern auch die angespannte Atmosphäre unter den Rechtspopulisten, die sich offenbar wirklich bedroht fühlten. Wer mit völkischen Ideen auf Stimmenfang geht und von der Ehre der Wehrmacht schwadroniert, muss mit Widerstand rechnen. Allerdings darf der wie in diesem Fall nur friedlich bleiben. Außer einem beschädigten Plakat hatte der Protest gegen die AfD keine gewaltsamen Folgen. Die Plakate befestigten sie zudem innerhalb der Bannmeile am Stadt-Denkmal vorm Rathaus.

Die Jugendlichen und einige Passanten waren jedenfalls schockiert über den völlig unnötigen Einsatz von Reizgas. Deutschland hat in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts schon genügend teils blutige Auseinandersetzungen zwischen den Extremen erlebt. Gewalt auf den Straßen und anderwo dürfen hier nie wieder geschehen.

Ein zerstörtes Land und 80 Millionen Weltkriegstote waren die Folge der Machtübertragung an die Nationalsozialisten, an deren Vokabular die Rechtspopulisten jetzt zum Teil nahtlos anknüpfen. Das ist zutiefst unpatriotisch im wahren Wortsinne. Sie schüren den Hass auf Muslime und erledigen damit das Geschäft für den IS, der sich genau diese Konfrontation wünscht. Und das ist die wahre Schande für Deutschland, und nicht ein Holocaust-Mahnmal in Berlin.

Polizistinnen nehmen die Personalien auf

Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!“ (Wolfgang Borchert) http://www.bo-alternativ.de/borchert.htm

5 Kommentare

  1. Hier sind ja wahre Demokratem an der Tastatur gewesen. Wird die Partei die „Rechtsextrem“ sein soll vom Verfassungsschutz beobachtet? Nein. Sind alle die die AfD wählen Nazis und wünschen sich die Nationalsozialismus zurück? Nein. „Pfefferspray (CS- Gas)“ sind zwei verschiedene Dinge. CS-Gas ist sehr wohl zugelassen gegen Menschen. Wenn man Menschen bedroht muss man sich nicht wundern das diese sich verteidigen. Hier ging die Eskalation wohl eher von den „Demonstranten“ aus, nicht von der AfD.
    So ein blöden Beitrag habe ich lange nicht gelesen.

    • Lieber Leser, ja, ich bin bei den Grünen. Kann meine private Meinung aber vom Veröffentlichten durchaus trennen. Wir achten und respektieren auch andere Meinungen, wenn sie gewaltfrei vorgetragen werden. Das sehen Sie schon daran, dass auch Ihr Kommentar veröffentlicht wird. Wenn aber auf eine friedliche Provokation mit Reizgas reagiert wird, wird es ärgerlich. Wir glauben auch nicht, dass viele AfD-Wähler Rechtsextremisten sind. Dieses Wort wurde auch nicht benutzt, es ging vielmehr um Populismus. Das ist ein Unterschied.

  2. Lieber Herr Müller bedroht wurde die AFD bestimmt nicht es gab keinen Grund Pfefferspray anzuwenden! Und das CS-Gas oder Pfefferspray ist ja auch egal wurde von der Polizei beschlagnahmt, da es lediglich bei Angriff von Tieren eingesetzt werden darf!

  3. Lieber JP4, haben Sie allen Ernstes die Überzeugung, dass Sie Ihre Meinung vom Veröffentlichten getrennt haben? Sie sind bei den Grünen? Dann kennen Sie sicher die “Jugendlichen“ persönlich die dort agiert haben.

    • Habe ich. Meine Parteizugehörigkeit hat nur einenn höchst geringen Einfluss auf meine Meinungsbildung. Weil ich mich wenig von den Vorurteilen oder sonstigen vorschnellen Beurteilungen beeinflussen lasse. Ich kenne diese Jugendlichen nur oberflächlich, aber gut genug für einen ausgewogenen Bericht. Was sie mir erzählten, reichte jedenfalls für einen halbwegs neutralen Bericht. Ich bin es übrigens gewöhnt, meine persönliche Meinung für mich zu behalten und stets zu hinterfragen. Fragen Sie doch mal nach. Ihr Vorwurf ist mir in über 25 Jahren journalistischer Tätigkeit jetzt erst zum zweiten Mal geschehen. Abgesehen vom Fanatismus der Bargteheider Windkraftgegener vor einigen Jahren erneuern Sie jetzt diese alte Leier.

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*