Mehr als 7.000 Fähnchen zeigen das Ausmaß der Kinderarmut im Kreis Stormarn

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Am heutigen Weltkindertag macht der Deutsche Kinderschutzbund mit einer Fähnchen-Aktion vor dem Ahrensburger Schloss darauf aufmerksam, dass im Kreis Stormarn mehr als 7.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen sind. Gemeinsam mit über 100
Ahrensburger Schülerinnen und Schülern von der Stormarnschule, der Selma-Lagerlöf-Schule und den Beruflichen Schulen Ahrensburg werden mehr als 7.000 blaue Fähnchen in die Wiese vor das Ahrensburger Schloss gesteckt – für jedes arme Kind im Landkreis ein Fähnchen.

Kinder der Stormarnschule bei der Aktion

Nach dem neuesten Familienbericht der Bundesregierung leben in Deutschland 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche in armen Verhältnissen. Nach Schätzungen des Kinderschutzbundes ist diese Zahl deutlich höher. Aber auch nach diesem Bericht ist das
Armutsrisiko der unter 18-jährigen um 1,5 Prozent weiter gestiegen. Für Birgitt Zabel, erste Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes im Kreis Stormarn, ist das ein Skandal: „Schon im letzten Jahr standen wir fassungslos vor der Tatsache, dass die Arbeitslosenzahlen so gering wie schon lange nicht mehr waren und die öffentlichen Kassen sprudelten und trotzdem die Anzahl der armen Kinder und Jugendlichen anstieg. In diesem Jahr sieht die allgemeine Situation noch einmal besser aus, trotzdem frisst sich die Kinderarmut immer weiter in die Gesellschaft und nimmt beständig zu – auch bei uns in Stormarn.“
Am Beispiel der Schulkosten zeigt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, dass Kinder von Eltern mit geringem Einkommen deutlich benachteiligt sind gegenüber ihren Schulkameraden aus wohlhabenden Familien. „Knapp 1.000 Euro geben Eltern durchschnittlich pro Jahr für die schulische Ausstattung ihrer Kinder aus für Bücher, Verbrauchsmaterial, Sportkleidung und Unternehmungen. Dieser Betrag übersteigt erheblich die Zuwendungen für ärmere Familien aus dem so genannten ‚Bildungs- und Teilhabepaket‘, die nur bei 100 Euro plus Klassenfahrt liegen.“

„Der Schulbesuch von Kindern ist für viele Familien zu einer nicht mehr zu leistenden finanziellen Belastung geworden.“ Sieht man auf die Höhe der Sozialleistungen für Kinder, so zeichnet sich auch hier keine Verbesserung ab. Ganz im Gegenteil.
„Es ist zu erwarten, dass die Schere zwischen armen Kindern und reichen Kindern noch einmal weiter auseinandergeht“, konstatiert Ingo Loeding.
Alle politischen Parteien versprechen jetzt im Bundestagswahlkampf Verbesserungen für die Kinder: mal sind es 20 Euro mehr Kindergeld, mal ist es eine Zusammenlegung von Kindergeld und Kinderzuschlag oder es ist eine Ausweitung der steuerlichen Freibeträge für Kinder. All diese Vorschläge ändern aber gar nichts an der Situation von Kindern aus einkommensschwachen Familien.
Die Kinder und Jugendlichen die z.B. Hartz-IV-Leistungen erhalten, würden lediglich 3 bis 5 Euro mehr erhalten, da das Kindergeld zu 100 % auf das Sozialgeld angerechnet wird und einkommensstarke Familien profitieren schon heute erheblich von den Steuerfreibeträgen. „Wir fordern aber, dass diese Kinder auf keinen Fall noch einmal weiter schlechter gestellt werden dürfen,“ so Ingo Loeding.
Dennoch gibt es hier im Kreis Stormarn auch erste positive Signale: Die Stadt Ahrensburg hat in diesem Jahr entschieden, das städtische Ferienprogramm für Kinder, die nicht in Urlaub fahren, komplett kostenlos anzubieten. „Wir freuen uns, dass unsere Appelle endlich Früchte getragen haben. Und wir sind zuversichtlich, dass Ahrensburg im Kreis Stormarn nun mit gutem Beispiel vorangeht und weitere Städte und Gemeinden sich
anschließen“, bekräftigt Ingo Loeding.
Der Kinderschutzbund setzt sich für ein kinderfreundliches und kindergerechtes Land ein. Laut UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder ein Recht auf soziale Sicherheit und Schutz vor Armut. „Daher ist es nicht mehr nachvollziehbar“, kritisiert Birgitt Zabel „dass in unserem Land keine überzeugenden Konzepte für Millionen von armutsgefährdeten Kindern vorhanden sind. ‚Jedes Kind ist wichtig‘, lautet das Motto der Kindertage in diesem Jahr. Deshalb appelliere ich an alle politisch Verantwortlichen, gerade
auch die armen Kinder nicht zu vergessen.“

Für den Kreis Stormarn fordert der DKSB u.a.:
– Regelmäßige Armutsberichterstattung in den Städten und Kommunen
– Kommunale Hilfsfonds, die arme Kinder und Familien fördern
– Alle Mahlzeiten in den Schulen, Kindergärten und auch in den Horten sollten für arme Kinder kostenfrei sein.
– Keine zusätzlichen Kosten für Eltern in Kindertageseinrichtungen
– Mehr als 100 Euro im Schuljahr darf Schule für Eltern nicht kosten. Soviel stellt das sogenannte „Bildungs- und Teilhabepaket“ armen Kindern zur Verfügung.
– Kostenfreier Zugang für arme Kinder im Rahmen der offenen Ganztagsschulen
– Kostenfreie Nutzung von kulturellen Veranstaltungen für arme Kinder und deren Familien
– Ausreichend kostenfreie Freizeit- und Ferienangebote in den Städten und Gemeinden
Die Fähnchen-Aktion findet im Rahmen der Stormarner Kindertage statt. Diese sind eine Initiative Stormarner Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Die Koordination liegt beim Deutschen Kinderschutzbund Kreisverband Stormarn e.V.

 

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