Politik entscheidet über die Blutbuchen des Lottbeker Krugs
Zuerst sah es nicht gut aus für die beiden dunkelroten Blutbuchen und auch nicht für die Linde von 1797 am U-Bahnhof Hoisbüttel in Ammersbek. Sie standen den geplanten Neubauten im Weg und der Investor wollte eine der beiden Buchen und die alte Linde fällen.
Passend dazu war dann Anfang Mai nach einer einzelnen schalltomographischen Messung die Vitalität und Verkehrssicherheit der besonders im Weg stehenden Blutbuche angezweifelt worden.
Derzeit sind die Blutbuchen und die Linde der alten Gastwirtschaft Lottbeker Krug dreifach geschützt. Die Baumschutzsatzung der Gemeinde und die Festsetzungen im gültigen Bebauungsplan untersagen ihre Fällung; zudem bedarf es einer naturschutzrechtlichen Genehmigung des Kreises Stormarn. Der Bebauungsplan soll aber geändert werden, um endlich die Häuserzeile der Georg-SasseStraße fortzusetzen, die Anfang der Neunziger Jahre nur bis zur Sparkasse gebaut worden war.
Nach Protesten und einer Unterschriftensammlung des NABU hatte sich der Investor im Juli bereit erklärt, ein Baumgutachten von einem öffentlich bestellten, vereidigten Sachverständigen einzuholen, so wie es auch in Hamburg vorgeschrieben ist. Dessen zweifache schalltomographische Untersuchung konnte die Faulstelle, die im Mai an der doppelstämmigen Blutbuche gemessen wurde, nicht bestätigen. Da der Baum inzwischen belaubt war, ließ sich auch sein Zustand besser beurteilen, und der Sachverständige, der oft von der Gemeinde als Gutachter beauftragt wird, kam zu dem Ergebnis, „dass die Buche noch viele Jahrzehnte, vielleicht auch mehr als hundert Jahre stehen bleiben kann“.
Die Architekten des Investors entwickelten daraufhin alternative Planungsvarianten. Diese zwei Varianten, von der eine den Erhalt von zwei und die andere den Erhalt aller drei Bäume vorsieht, stehen nun im Umweltausschuss am 9. Oktober zur Abstimmung. Die endgültige Entscheidung trifft der Bauausschuss am 11. Oktober.
Die Ammersbeker Baumschutzverordnung, die für Bürger und Großinvestoren gleichermaßen gilt, erlaubt eine Ausnahme vom Fällverbot für geschützte Bäume nur, wenn ein Bauvorhaben, „wegen eines Baumes auch bei einer zumutbaren Veränderung oder Verschiebung des Baukörpers nicht verwirklicht werden kann“. Der Investor ist nun bereit, die Bebauung an die Bäume anzupassen und so können sich die inzwischen 1333 Bürger, die per Unterschrift gefordert hatten, „alle drei Bäume neben dem Bahnhof Hoisbüttel zu erhalten“, hoffentlich freuen.
Die beiden Blutbuchen, die dort weit über hundert Jahre windgeschützt neben dem Bahndamm gemeinsam wachsen konnten, sind wie siamesische Zwillinge, mit einer gemeinsamen Krone und einem verwobenen Wurzelwerk. Würde eine von ihnen gefällt, kann die andere aller Voraussicht nach auch nicht mehr lange durchhalten. In der Planungsvariante „Drei Bäume“ wird aber allen drei Bäumen Raum gegeben, mit einem vergrößerten Bahnhofsvorplatz und einer Grünfläche unter den Buchen. Dafür würden die Architekten den hinteren Gebäudeteil, die Tiefgarage und den offenen Platz an der Einmündung der Georg-Sasse-Straße schmaler gestalten.
Vielleicht wird man zukünftig wieder unter der mächtigen Dorflinde sitzen können, so wie früher im Kaffeegarten des alten Lottbeker Krugs und auf die dunkelroten Kronen der Blutbuchen schauen.
Weitere Informationen auch mit weiterführenden Links und Link zur Ausschussvorlage:
http://www.nabu-ammersbek.de/wb/index.php
http://www.nabu-ammersbek.de/wb/pages/posts/baeume-koennen-mit-derbebauung-leben-aber-97.php
© Fotos: NABU Ammersbek