100 Jahre Frauenwahlrecht – Frauen eine Stimme geben
Matinee / Vernissage am 28. Oktober im Stadthaus
Am 30. November 1918 trat in Deutschland das Reichswahlgesetz mit allgemeinem, aktivem und passivem Wahlrecht für Frauen in Kraft. Im Januar 1919 fand die erste nationale Wahl unter Beteiligung der weiblichen Bevölkerung statt. Das heißt: 100 Jahre gilt gleiches Recht für Männer und Frauen zu wählen und gewählt zu werden.
Dieses Jubiläum ist die Erinnerung an eine bis dato bestehende Ungerechtigkeit und zugleich Stolz auf das, was sich Frauen seitdem erkämpft haben. Vor dem Hintergrund, dass in den letzten Monaten Parteien und Meinungen erstarkt sind, denen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein Dorn im Auge ist, verbindet uns mit dem Frauenwahlrecht auch ein Stück Verantwortung. Es liegt an uns allen, diesen Auftrag weiterzuentwickeln, denn es geht vor allem um Freiheit.
Frauen sollen ebenso wie Männer die Möglichkeit haben, ihr Leben so zu leben, wie sie es möchten: politisch und wirtschaftlich unabhängig frei! Gleichberechtigung steht für die Freiheit jeder einzelnen Person, egal welchen Geschlechts oder Zugehörigkeit. Sie ist ein wichtiger Bestandteil von Demokratie. Ohne Gleichberechtigung ist Demokratie nicht möglich. Demokratie braucht Frauen- und Männerstimmen. Auch 100 Jahre später streiten wir noch für die gleiche Teilhabe von Frauen in der Politik und Wirtschaft, um gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um die Aufwertung der sozialen Berufe und um den Schutz vor Gewalt.
Um diesem Jahrestag besondere Aufmerksamkeit zu widmen, laden die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bargteheide Kathrin Geschke und die Leiterin der Volkshochschule Ute Sauerwein-Weber ein zur
Matinee und Vernissage „100 Jahre Frauenwahlrecht- Frauen eine Stimme geben
Am Sonntag, den 28. Oktober 2018, von 11:00 – 13:00 Uhr Ins Stadthaus, Am Markt 4, 22941 Bargteheide
Das Programm hält überraschende Highlights bereit, die auch für Männer eine Bereicherung sind. Es begleiten Frauenstimmen durch die Veranstaltung, die sich durch persönliche, historische bis hin zu rechtlichen Betrachtungen dem Thema nähern. Ganz unterschiedlich bekannte und auch eher unbekannte, aber nicht weniger kämpferische Frauen aus der Vergangenheit und Gegenwart kommen zu Wort – wie beispielsweise die in Bargteheide geborene Pionierin der politischen Frauenarbeit – Louise Zietz.
Die in Bargteheide aufgewachsene Doktorin Heidi Höppner ist Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin für Physiotherapie mit dem Schwerpunkt Förderung von Gesundheit und Teilhabe. Sie berichtet über ihren persönlichen Zugang zu Louise Zietz und was sie daran un-erhört findet.
Die Berliner Schauspielerin Eva Maria Kölling und die Dramaturgin Andrea Faschina haben ein szenisches Programm erarbeitet, das die historischen Verdienste und die Aktualität der Frauenrechtlerin Louise Zietz in den Mittelpunkt stellt. Ausgehend von einem pointiert formulierten Grundsatztext zur Notwendigkeit des Frauenwahlrechts entsteht ein lebendiges Bild einer engagierten Kämpferin, deren emanzipatorische Vision weit über das historische Interesse hinaus von Bedeutung ist. Im Zentrum stehen prinzipielle Überlegungen zur Rolle der Frau als politisches Wesen.
In der Agitationsschrift „Bist du eine der Unsrigen?“ von 1912 hat Louise Zietz so enthusiastisch wie überzeugend ausgeführt, warum die politische Intervention geradezu eine Überlebensnotwendigkeit für jede Frau, ja mehr noch, im Grunde eine Pflicht ist. Ihre Entwürfe sind verblüffend zeitlos, ihre glasklare Argumentation macht es zu einer großen Freude, ihnen zu folgen. Auch ihr flammendes Plädoyer „Komm zu uns“ aus dem Jahre 1913 bietet jede Menge Gebrauchswert für die heutige politische Auseinandersetzung. Es erklärt dezidiert ein ganzheitliches Bildungskonzept, das junge Mädchen und Frauen überhaupt erst befähigt, ihre Rechte und ihre Position zu erkennen und dafür einzutreten. Musikalische und erzählerische Elemente runden das Programm ab.
Eva Maria Kölling ist seit über 20 Jahren freie Schauspielerin. Nach bundesweiten Engagements an Stadt- und Privattheatern und arbeitet seit fünfzehn Jahren in Berlin. Andrea Faschina ist Literaturwissenschaftlerin und Europäische Ethnologin. Sie lebt und arbeitet als Dramaturgin, Autorin und Übersetzerin in Berlin.
Doktorin Silke Ruth Laskowski ist Professorin für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht mit Schwerpunkt Umweltrecht an der Universität Kassel. Sie referiert in ihrem Impulsvortrag „Zeit für Veränderung – ein paritätisches Wahlgesetz jetzt!“ über die Forderung nach paritätisch parlamentarischen Verhältnissen, da diese einem modernen europäischen Demokratieverständnis entsprechen.
Den musikalischen Rahmen bilden das „Just8“ — Gesangsensemble bestehend aus acht charakterstarken Frauen(stimmen) sowie die hochtalentierte Sängerin Ella Burkhardt. Im Anschluss sind alle Anwesenden eingeladen, in einem World Café miteinander ins Gespräch zu kommen.
Die Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ wird an diesem Tag im Stadthaus eröffnet und ist ab dem 30. Oktober 2018 im Rathaus zu sehen. Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel sind die vier Mütter des Grundgesetzes. Ihrem Einsatz ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern 1949 im Grundgesetz verankert wurde. Sie erkämpften mit Art. 3, Abs. 2 – „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ – die Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz. Die Ausstellung würdigt auf 17 Plakaten das politische Engagement, das die vier politischen Weggefährtinnen in den ersten Jahren der Bundesrepublik gezeigt haben.
Der Eintritt ist frei.