Jetzt liegt der Ball bei der Stadt
Der Kinobetrieb für das Kleine Theater wird neu ausgeschrieben. Die Stadt erarbeitet dazu die Grundlagen und einen Vertrag. Das ist ein Ergebnis der Beratungen über die Zukunft des Bargteheider Kinos. Der Tagesordnungspunkt wurde gestern – nach einem Dringlichkeitsantrag von Grünen und SPD – im Hauptausschuss beraten. Leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Für eine öffentliche Debatte konnten Grüne und SPD keine Mehrheit bekommen.
Die Beratung endete ohne Beschluss, wohl aber mit einigen Klarstellungen:
- der Vertrag mit dem derzeitigen Pächter, Hans Peter Jansen, läuft am 31.12.2018 zwangsläufig aus, weil Jansen die Option zur Verlängerung im Oktober 2017 nicht gezogen hatte.
- Der Pacht-Vertrag war 2005 zwischen der Stadt und dem Kinobetreiber geschlossen worden.
- Der 2017 gegründete Trägerverein ist für den Bereich Theater/Kultur zuständig, nicht aber für den Kinobetrieb.
- Es ist jetzt an der Stadt, einen neuen Vertrag mit klaren Nutzungsbedingungen aufzusetzen und den Kinobetrieb neu auszuschreiben. Darauf können sich Interessenten bewerben, auch Jansen könnte das.
In der AG Kultur wird es am 7.11. weitere Beratungen geben.
Die Grünen waren mit einem anderen Vorschlag in den Ausschuss gegangen. Sie wollten, gemeinsam mit der SPD, den Vertrag von Hans Peter Jansen noch einmal verlängern, bis 2020. Jansen wäre dazu bereit gewesen, wenn man ihm die Einhaltung seines Vertrags schriftlich zugesichert hätte. Für den Vorschlag von Grünen und SPD zeichnete sich im Ausschuss allerdings keine Mehrheit ab.
„Ich habe große Sorge, dass es nicht gelingen wird, zum 1. Januar 2019 einen Nachfolger für das Kino zu finden“, sagt Ruth Kastner, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Es wird zudem eine enorme Herausforderung sein den leidenschaftlichen Kinomann Jansen mit seinem anspruchsvollen und ausgezeichneten Programm zu ersetzen. Wir Grüne wollen nicht, dass im Bargteheider Kino das Licht ausgeht.“
Zum Ende des Jahres 2020 laufen zudem alle anderen Pachtverträge im Kleinen Theater aus. In den verbleibenden zwei Jahren hätte die Politik den Auftrag, die jetzige konfliktträchtige Konstruktion mit Theater-Restaurant, ehrenamtlichem Trägerverein und professionellem Kinobetreiber auf den Prüfstand zu stellen, fordern die Grünen.
Warum wurde dieser für die Stadt Bargteheide und seine Bürgerinnen und Bürger so wichtige Tagesordnungspunkt im Hauptausschuss der Stadtvertretung unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten? Wer hat hier etwas vor der Öffentlichkeit zu verbergen?
Ich habe den Leserbrief zum oben genannten Thema gelesen, der im Schaukasten vor dem Kleinen Theater ausgehängt ist und war entsetzt über das, was ich dort las.
Ich finde die Vorstellung fürchterlich, dass es demnächst keinen Kinobetrieb in Bargteheide mehr geben soll. Das wäre ein sehr großer, herber Verlust für Bargteheide, das kulturelle Leben und die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.
Das Cinema Paradiso war und ist ein weit über die Grenzen Bargteheides hinaus bekanntes Aushängeschild für die kulturelle Vielfalt und das kulturelle Niveau Bargteheides.
Darüber hinaus war das Kino immer auch ein – relativ preiswertes – Freizeitangebot für die zahlreichen Familien, Kinder, Jugendlichen und Senioren dieser Stadt.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die nächst gelegenen Kinos in Bad Oldesloe (OHO-Center) und in Hamburg-Volksdorf (Koralle) bei den leider sehr schlechten Busverbindungen des ÖPNV für Kinder und Jugendliche sowie für alle anderen Menschen ohne Kraftfahrzeug, wie ältere Menschen und Menschen mit Behinderung, nur sehr schwer erreichbar sind, hätte eine Schließung fatale Auswirkungen.
Ich frage mich, wie es soweit kommen konnte. In welchem Rahmen und Umfang wurde dieses Thema in der Stadtvertretung diskutiert? Welche Stellung haben die vor Ort vertretenen Parteien und die Bürgermeisterin dazu bezogen?
Es reicht bei weitem nicht aus, Herrn Jansen für seine jahrelangen Verdienste zu danken und sein Auscheiden nur „zu bedauern“! Etwas mehr Engagement wäre an dieser Stelle von Seiten der Verantwortlichen in der Stadt angebracht. Dies wäre ansonsten ein politisches Versagen, das einer politischen Bankrotterklärung gleich käme.
Man denke auch an die überregionale Signalwirkung, die eine Schließung des mehrfach ausgezeichneten Kinos hätte. Ein dramatischer Imageverlust für Bargteheide wäre damit vorprogrammiert.
Um so mehr sind jetzt alle politisch Verantwortlichen dieser Stadt, allen voran die Bürgermeisterin, die politischen Parteien und die gewählten Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter aufgefordert, sich so schnell wie möglich für eine konstruktive Lösung einzusetzen um die Schließung des Cinema Paradiso zu verhindern.
Immerhin soll es jetzt ein Interessenbekundungsverfahren geben, bei dem sich potentielle neue (und der bisherige) Kinobetreiber bewerben können. Ich denke, dass das ein guter Weg ist.
Was bisher fehlt, ist eine breite öffentliche Diskussion. Denn es ist UNSER Kino und UNSER Theater. Das Kino und das Kleine Theater sind für uns Bürgerinnen und Bürger da!
In dieser schönen Stadt gibt es erfreulicherweise sehr fortschrittliche Bürgerdialoge und Diskussionsveranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen. Warum nicht auch zu diesen Thema?
Darüber hinaus bliebe letzten Endes nur noch die Möglichkeit, eine Bürgerinitiative zu gründen. Ich wäre dabei!
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Reigbert
Mitglied im bundesweiten Fachteam Mobilität des Bundesverbands Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. (BSK)
BSK-Kontaktstelle Bargteheide