Kreis Stormarn: Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April 2019
„Gewalt hat viele Gesichter. Kinder und Jugendliche können körperliche, seelische oder sexualisierte Gewalt erleiden, das fängt schon mit dem berühmten Klaps an. Auch Vernachlässigung und mangelnde Unterstützung sind eine passive Form von Gewalt“, sagt Birgitt Zabel, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Stormarn. „In all diesen Bereichen gibt es hohe Dunkelziffern. Wir müssen davon ausgehen, dass schätzungsweise jedes vierte Kind im Laufe des Heranwachsens Gewalt erlebt – in unterschiedlicher Intensität und Dauer.“
Kinder und Jugendliche haben seit dem Jahr 2000 das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.
Dennoch erleben viel zu viele Kinder weiterhin verschiedene Formen von Gewalt, in der Familie, im sozialen Umfeld, in Kitas, Schulen oder anderen Einrichtungen. Der Kinderschutzbund fordert deshalb alle Verantwortlichen auf, Hinweisen auf Gewalterfahrungen von Kindern aller Altersstufen ausreichend nachzugehen. Dass dies in nicht allen Fällen erfolgt, zeigt auf besonders schreckliche Weise der kürzlich bekannt gewordene jahrelange Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde. Bei einem anderen Fall im Münsterland stand eine Kita-Leiterin unter Missbrauchsverdacht, die Aussagen der Kinder wurden aber als nicht glaubwürdig eingestuft.
„Die Annahme, Kinder, vor allem kleine Kinder, könnten nicht befragt werden oder keine glaubwürdigen Aussagen treffen, ist nicht grundsätzlich stichhaltig. Kinder müssen immer gehört werden. Die Frage, ob die Situation des Kindes überprüft oder Ermittlungen aufgenommen werden, darf nicht vom Alter des Kindes abhängig gemacht werden“, erklärt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Kreisverband Stormarn.
Der Tag der gewaltfreien Erziehung wird in Deutschland seit 2004 begangen. Er soll daran erinnern, dass die gesamte Gesellschaft die Verantwortung für das gewaltfreie Aufwachsen von Kindern trägt. Zudem soll er Eltern ermutigen, ihr Ideal einer gewaltfreien Erziehung Wirklichkeit werden zu lassen.
Wenn Eltern dabei Unterstützung benötigen, können sie und andere Erziehungsverantwortliche sich zum Beispiel vertrauensvoll an das Elterntelefon mit der kostenlosen Telefonnummer 0800-111 0 550 wenden. Das regionale Elterntelefon wird vom Kinderschutzbund Stormarn betrieben und hat seinen Sitz in Bad Oldesloe. Es wird vom Land Schleswig-Holstein und vom vom Kreis Stormarn gefördert.