Wie entstehen Skulpturen, wie korrespondieren Skulptur und Raum? Wie stehen unterschiedliche Skulpturen im Dialog miteinander, wie mit der Architektur des Raumes? Solche Fragen können sich ergeben, wenn man in diesen Spätsommertagen die Ausstellung der Künstlerinnen Doris Waschk-Balz und Ricarda Wyrwol im KunstHaus und dem angrenzenden Skulpturenpark besucht.
Doris Waschk-Balz arbeitet seit 50 Jahren in Hamburg als freischaffende Bildhauerin. An vielen Plätzen der Hansestadt, darüber hinaus in ganz Norddeutschland — Lüneburg, Rendsburg, Uelzen, Ahrensburg, Kiel und zuletzt am Altar der Nikolaikirche Stralsund — hat sie öffentliche Räume markant belebt.
Den Hamburgern ist sie durch Skulpturen wie etwa dem Brunnen auf dem Großneumarkt, dem ‚Ottenser Torbogen’, dem Mahnmal am Tempelgebäude der ehemaligen Synagoge Oberstraße, der künstlerischen Gestaltung einer Figurengruppe vor dem Amtsgericht in Ahrensburg gut bekannt.
Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der Mensch. Dabei gilt ihr Interesse weniger der individuellen Gestalt, dem Ausdruck der Einzelfigur, als vielmehr dem Verhältnis des Einzelnen zu seinem Umfeld, zum Gegenüber, zum gebauten oder gewachsenen Raum.
In der Kombination von Figuren mit architektonischen und landschaftlichen Elementen versucht sie, den Bezügen nachzuspüren und dabei dem Betrachter Raum zu lassen für eigene Interpretationen.
Ricarda Wyrwol ist seit über 30 Jahren freiberufliche Bildhauerin. Vor allem im kirchlichen Raum hat sie mit figurativen, vereinfachten Formen gewichtige Zeichen gesetzt, in Hamburg u.a.: den Taufstein und den Ambo im Altarraum in St. Ansgar in Niendorf, Mitgestaltung des Kolumbariums in St.Thomas Morus in Stellingen, eine Grabplatte für die Bischofsgräber im St.-Marien-Dom in St. Georg, die Stein-Skulptur „Engel, Wächter, Prophet“ auf dem Blankeneser Friedhof, den siebenarmigen Leuchter in der Hauptkirche St. Nicolai, das schwebende Epitaph in der Domkirche St. Marien sowie eine Holzfigur und ebenfalls einen Siebenarmigen Leuchter in St. Bonifatius.
Es sind fast archaisch anmutende Figurationen mit einem auf Wesenhaftes reduzierten Körper, an dem jedoch grundsätzlich weder Geschlecht noch Alter abzulesen sind. Gegliedert in Kopf und Körper, bilden sie Gruppen oder Paare, sie stehen für sich allein oder auch in Beziehung zu einer mitgestalteten Architektur, zum Raum. Diese Vereinfachung der Form lässt den Betrachtenden die Möglichkeit, sich in jede der dargestellten Positionen hineinzudenken, einzufühlen. So können sich im Laufe der Beschäftigung mit diesen Arbeiten, gerade über einen längeren Zeitraum hinweg, verschiedene Perspektivwechsel vollziehen.
Beide Künstlerinnen zeigen im differenzierten Umgang mit aus dem Figürlichen entwickelten Skulpturen ausdrucksstark Haltungen, sensibel existenzielle Befindlichkeiten in Formen, Bezügen und Verhältnissen in den offenen Raum hinein. Dieses Unabgeschlossene, dieses Fragmentarische ist es dann, das bei beiden Künstlerinnen für die Betrachtenden im Nachvollzug eindrucksvolle Perspektiven ermöglicht.
Frau Dr. Maike Bruhns, die bekannte Hamburger Kunsthistorikerin wird auf der Vernissage eine Einführung in diese Ausstellung geben.
Die beiden Künstlerinnen sind zur Vernissage anwesend und werden an folgenden Sonntagen von 13-16 Uhr in der KunstHaus am Schüberg Galerie für Fragen und Begegnungen offen sein: 08. 9. und 15. 9. sowie am 13. 10. 2019.
Herzlich Willkommen!
Ausstellungszeitraum : 18.08. –27.10.2019
Öffnungszeiten: täglich 10.00 – 17.00 Uhr
Kaffeebar, Skulpturenpark ganzjährig geöffnet