Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht: „Intelligente Messsysteme sind ein wichtiger Baustein für die Digitalisierung der Energiewende“
KIEL. Die Energiewende kommt zu den Stromkunden nach Hause: Denn in ganz Schleswig-Holstein beginnt im Januar 2020 der Einbau intelligenter Messsysteme. Diese sogenannten Smart Meter wird die Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) sukzessive bei ihren Kunden installieren. Die Weichen in Richtung Digitalisierung der Energiewirtschaft sind am Donnerstag (19. Dezember) gestellt worden, weil das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie einen dritten Hersteller für ein Smart Meter Gateway (SMGW) zertifiziert hat. Nach dem Messstellenbetriebsgesetz kann somit der verpflichtende Rollout der Geräte beginnen, wenn nun drei voneinander unabhängige Unternehmen intelligente Messsysteme am Markt anbieten. Sobald im Januar die Markterklärung des Bundeswirtschaftsministeriums erfolgt ist, gilt dieser Startschuss für den Einbau intelligenter Messsysteme in Deutschland für alle schleswig-holsteinischen Stromnetzbetreiber, sofern sie sich für den Rollout der Zähler als grundzuständige Messstellenbetreiber bereit erklärt haben.
„Dieser Auftakt für die digitale dezentrale Energieversorgung bedeutet zugleich einen längst überfälligen Abschied vom analogen fossilen Energieverbrauch. Intelligente Messsysteme sind ein wichtiger Baustein für die Digitalisierung der Energiewende“, sagte Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht. „Nur mithilfe digitalisierter Daten und automatisierter Prozesse können die Stromnetze die Vielzahl dezentraler Anlagen zur Stromerzeugung mit der wachsenden Zahl und der steigenden Leistung der Stromverbraucher so flexibel integrieren, dass wir mit dem heimischen Strom aus Wind und Sonne unseren Energiebedarf decken können. Weil elektrische Energie im Moment der Erzeugung unmittelbar verbraucht werden muss, ist ein stabiles und sicheres Kommunikationsnetz erforderlich, mit dem jederzeit die notwendigen Energiedaten für die Systemverantwortlichen verfügbar sind und die erforderlichen Steuerungsprozesse übertragen werden.“
Intelligente Messsysteme (iMSys) bestehen aus einem neuen digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul, dem Smart-Meter-Gateway. Sie erfassen viertelstündlich den Energieverbrauch der Kunden und übermitteln diesen sicher und verschlüsselt an den Netzbetreiber. Dadurch können Einsparpotenziale erkannt werden. Der Vorteil für Kunden: Ab sofort entfällt für sie die Meldung ihres Zählerstands.
Bis 2032 wird SH Netz landesweit in ihrem Netzgebiet sukzessive bei rund 145.000 Kunden ein intelligentes Messsystem einbauen. Dazu zählen diejenigen Kunden, die einen Jahresverbrauch höher als 6.000 Kilowattstunden oder eine Einspeiseanlage mit mehr als sieben Kilowatt Leistung haben, sowie Kunden mit einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung nach §14a EnWG. Darunter fallen beispielsweise Wärmepumpen oder Speicherheizungen.
Das intelligente Messsystem erfüllt die strengen Datenschutz- und Sicherheitskriterien des Messstellenbetriebsgesetzes (MsbG) sowie die Anforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
„Zum Schutz vor Hacker-Angriffen können Verbindungen zwischen Empfänger und Kommunikationsmodul beispielsweise nur von innen nach außen und nicht umgekehrt aufgebaut werden. Außerdem verfügen die intelligenten Messsysteme über integrierte Firewalls. Das Sicherheitsniveau ist höher als bei EC-Geldautomaten“, erklärt Stefan Strobl, Vorstand für Netzwirtschaft bei SH Netz.
In Pilotprojekten hat SH Netz bereits den Einsatz intelligenter Messsysteme getestet: Gemeinsam mit der GMSH, der Behörde für das Gebäudemanagement des Landes, wurden schon 14 intelligente Messsysteme in Betrieb genommen und getestet. Bei privaten Haushalten hat SH Netz auf der Insel Fehmarn sowie in Hohenlockstedt ebenfalls den Einsatz intelligenter Messsysteme erfolgreich erprobt, um auf die Markteinführung vorbereitet zu sein.
SH Netz kündigt den Zählerwechsel bei den Kunden gemäß der gesetzlichen Frist von drei Monaten schriftlich vorab an. Etwa zwei Wochen vor dem eigentlichen Wechsel werden die Kunden kontaktiert und ein individueller Termin für den Zählertausch vereinbart. Die von SH Netz beauftragten Zählermonteure können sich natürlich bei Bedarf ausweisen.
Das gesetzlich geregelte Entgelt für den Zähler und den Messstellenbetrieb werden in der Regel über den Stromanbieter verrechnet. Sollte ein Stromanbieter dies jedoch nicht vorsehen, erhalten die Kunden von SH Netz eine separate Rechnung. Den Zählerwechsel führt SH Netz kostenfrei für die Kunden durch.
Zum Hintergrund:
Die Energiewende kommt in Form eines neuen Stromzählers zu allen Bürgerinnen und Bürgern Schleswig-Holsteins direkt nach Hause. Dabei wird zwischen der gesetzlichen Einbauverpflichtung eines intelligenten Messsystems mit einer Anbindung an ein digitales Kommunikationsnetz über ein Gate-Way und einer modernen Messeinrichtung ohne Gate-Way und damit ohne Datenkommunikation unterschieden. Eine moderne Messeinrichtung (mME) ist nur ein elektronischer Stromzähler mit einer digitalen Anzeige. Über dieses Messgerät wird der aktuelle Zählerstand und nach Eingabe einer PIN die aktuelle Leistung aller eingeschalteten Elektrogeräte angezeigt. Außerdem können detaillierte Verbrauchswerte der letzten zwei Jahre angezeigt werden.
Neben den rund 145.000 Kunden, die von SH Netz bis 2032 ein intelligentes Messsystem erhalten werden, wird SH Netz ebenfalls bis 2032 bei rund 665.000 Kunden landesweit in ihrem Netzgebiet sukzessive eine moderne Messeinrichtung einbauen. Darunter fallen alle Kunden, die einen Jahresverbrauch von bis zu 6.000 Kilowattstunden oder eine Erzeugungsleistung von bis zu 7 Kilowatt haben. SH Netz ist gesetzlich verpflichtet, bis Mitte 2020 zehn Prozent dieser 665.000 Zähler auszutauschen. Dieses Ziel hat SH Netz bereits im November 2019 als einer der ersten Netzbetreiber in Deutschland erreicht. Das Unternehmen blickt dem Rollout entsprechend positiv entgegen.
Die Schleswig-Holstein Netz AG ist als Betreiber von Strom- und Gasleitungen in rund 1.000 Kommunen in Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen für den sicheren und zuverlässigen Betrieb der Energienetze verantwortlich. Als Partner der Energiewende hat das Unternehmen in den letzten Jahren zehntausende Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien an seine Netze angeschlossen.
Nicht erwähnt werden die deutlich höheren Kosten für den Messstellenbetrieb. Die steuerbare Meßstelle ist dann besonders teuer. Dafür allein fallen 100 Euro jährlich zusätzlich an! Ebenso drohen erhebliche Zusatzkosten weil das Drumherum um die neuen Zähler in vielen Fällen ebenfalls erneuert werden muß!
Wie man mit diesen Meßgeräten Strom einsparen soll, hat aber noch keiner plausibel dargelegt oder erklärt. Allerdings kann man neue und vielfältige Daten sammeln, was dann wohl der wahre Hintergrund für den Wechsel ist.