Waldzustandsbericht 2019: Starke Schäden durch Dürresommer 2018 und 2019

0

Umweltminister Jan Philipp Albrecht: „Wir brauchen kluge Waldkonzepte mit gesunden Mischwäldern und naturnaher Bewirtschaftung“

KIEL. Umweltminister Jan Philipp Albrecht hat angesichts der Ergebnisse des Waldzustandsberichts 2019 zu mehr naturnaher Forstwirtschaft mit standortgerechten, standortheimischen und klimastabilen Wäldern aufgerufen: „Die Indizien sind eindeutig: Unser Wald steht durch den Klimawandel unter Stress“, sagte Albrecht: „Wenn unsere Wälder eine Zukunft haben sollen, brauchen wir kluge Waldkonzepte mit gesunden Mischwäldern und naturnaher Bewirtschaftung. Die Zeit der schnellen Aufforstung mit großen Mono-Kulturen ist vorbei.“

Albrecht verwies darauf, dass das Land bereits seit längerem eine naturnahe Forstwirtschaft mit einem Waldumbau zu standortgerechten und damit auch klimastabileren Wäldern verfolgt. Der Laubbaumanteil ist mit aktuell 65 Prozent bereits der bundesweit zweithöchste. „Auch deshalb ist der Zustand der Wälder im bundesweiten Vergleich vergleichsweise gut. Dennoch geben die Ergebnisse des Waldzustandsberichts 2019 Anlass zur Sorge“, so der Minister.

Die teilweise extremen Witterungsbedingungen der Sommer 2018 und 2019 mit anhaltenden Dürreperioden wirken bis heute nach. So ist über alle Baumarten und Altersklassen hinweg im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der mittleren Kronenverlichtung um 5 Prozentpunkte auf 22 % festzustellen. Der Anteil starker Schäden für den Gesamtwald liegt mit 3,8 % über dem langjährigen Mittelwert (2,2 %). Bei den Fichten, den Kiefern und der Gruppe der anderen Laubbäume ist der Anteil starker Schäden in diesem Jahr rund doppelt so hoch wie im Mittel der Jahre 1984-2019.

Die diesjährige Absterberate übertrifft mit 0,8 % den langjährigen Durchschnitt (0,2 %) deutlich. Dies ist die höchste Absterberate im Erhebungszeitraum seit 1984. Für alle Baumartengruppen – mit Ausnahme der Eichen – ist 2019 eine intensive Fruchtbildung festzustellen. Insgesamt haben 50 % der Bäume mittel oder stark fruktifiziert. Dies ist der höchste Wert seit 1996.

Das Schadensausmaß durch Borkenkäfer an Fichte war seit Jahrzehnten nicht so hoch wie in den Extremsommern 2018 und 2019. Anhaltende Trockenheit und Wärme schwächten die Abwehrkraft der Fichte gegen Borkenkäfer und begünstigten den Bruterfolg unter der Rinde. Das Eschentriebsterben ist in Schleswig-Holstein weit verbreitet und stellt eine starke Gefährdung für die heimischen Eschen dar.

Durch Dürreperioden und den Sturm „Friederike“ sind im Land zahlreiche Freiflächen entstanden, deren Wiederbewaldung die Fortwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen stellt. Albrecht: „Der Aufbau von vitalen, stressresistenten Wäldern sowie die Pflege der bereits vorhandenen Waldbestände wird immer wichtiger für die schleswig-holsteinische Forstwirtschaft. Dabei stellt sich auch die Frage nach dem Baumartenspektrum“, so Albrecht. Als Beispiel für eine Baumart im Klimawandel nannte er zum Beispiel die Weißtanne, die durch ihr tiefreichendes Wurzelwerk in der Lage ist, auch Wasser in tieferen Bodenschichten zu erreichen. Als Mischbaumart habe sie sich regional bereits seit längerem in Schleswig-Holstein bewährt.

Für forstliche Fördermaßnahmen einschließlich Mittel für Wiederaufforstungen, Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen von Extremwetterereignissen und Waldumbaumaßnahmen können im Jahr 2020 durch die Landesregierung Schleswig-Holstein unter Beteiligung des Bundes und der EU bis zu 9,1 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt werden.

Der Waldzustandsbericht 2019 ist verfügbar auf der Homepage des MELUND unter www.schleswig-holstein.de/Waldzustandsbericht2019

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*