Stadtverwaltung forciert Sachverhaltsklärung zur Baumfällung am Bornberg/Südring – erste Stellungnahme für Kommunalpolitik vorgelegt

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Bürgermeisterin: „Wir arbeiten das zügig und lückenlos auf“

Zum Fall der Baumfällung am Südring/Lohe erklärt Birte Kruse-Gobrecht, Bürgermeisterin der Stadt Bargteheide:

„Die Bäumfällung am Südring hat ein wüstes Bild vor Ort erzeugt und leider zu vielen Mutmaßungen und Vorannahmen geführt, die es noch zu erörtern und aufzuklären gilt.

 

Auch ich habe mich über das nun festgestellte Ausmaß der Fällung gewundert, aber zunächst die interne Aufklärung der Sachlage forciert, bevor voreilige Schlüsse gezogen oder Vorverurteilungen vorgenommen werden. Eine zügige und lückenlose Klärung des Vorgangs ist mir wichtig. Deshalb haben wir aktiv Kontakt zu den relevanten Behörden aufgenommen und bereits einen Ortstermin vereinbart. Inzwischen hat die Untere Forstbehörde auch angeordnet, jegliche Arbeiten auf der Fläche vorläufig einzustellen.

Spätestens in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klima und Energie Anfang Februar 2021 werden wir die Sachlage mit der Kommunalpolitik erörtern. Bereits heute habe ich eine Stellungnahme dazu an die Fraktionen und den Ausschuss geschickt.

Ich hätte mir statt Vorverurteilungen zunächst den Austausch mit den Fraktionen gewünscht, bevor öffentlich schon Schlüsse gezogen werden, obwohl Stellungnahmen der Unteren Naturschutzbehörde und der Unteren Fortbehörde, aber auch des Bauhofes und des ausführenden Unternehmens noch nicht vorliegen.

Grundsätzlich ist es, auch aus den Erfahrungen mit diesem Vorgang, unser Anliegen, zukünftig vorhandene Informationswege verstärkt zu nutzen und weitere z.B. durch direkte Anlieger*inneninformation zu öffnen, um solche Maßnahmen im Vorfeld besser zu kommunizieren.“

Stellungnahme der Stadt zur Baumfällaktion Flurstück 60/19, Flur 14 (Südring/Lohe/Am Bornberg)
Das betroffene Grundstück kam im Jahr 1985 im Zusammenhang mit der Südumgehung in das Eigentum der Stadt.
1986 wurden Jungbäume, wie Birken, Rotbuchen, Weiden und Kirschen gepflanzt. Eine Bestandsregulierung der Anpflanzung erfolgte nie.
Eine lang überfällige Bestandsregulierung oder Durchforstung wurde Ende November 2020 vor-genommen.
Die schließlich erfolgte Maßnahme geht über eine Läuterung bzw. Durchforstung hinaus.
Grund hierfür ist, dass die hauptsächlich von Rotbuchen bestandene Fläche durch die enge Be-pflanzung und die fehlende Resistenz der maßgeblich vorhandenen Baumarten gegen Ereignis-se wie Trockenheit, Sturm, dadurch hervorgerufene Krankheiten und Schädlinge keine Chance hatte, sich zu einem stabilen Ökosystem zu entwickeln. Die genannten Ereignisse werden insbe-sondere durch die Klimaveränderungen hervorgebracht.
Die vorgenommenen Fällungen haben einen in der Tat wüsten Ersteindruck erzeugt, vergleichbar mit einem auf den Stock gesetzten Knick.
Die Bäume wurden von städtischen Sachverständigen begutachtet. Für eine Beurteilung der Bäume wurden Kriterien wie Entwicklungsfähigkeit und Verlust der Vitalität durch Verletzungen wie Sturmschäden aus dem Jahr 2017 und sekundärer Schädlingsbefall sowie Mehrstämmigkeit und Zwieselbildung herangezogen. Erhaltenswerte Bäume wurden markiert. Die Fällmaßnahme wurde durch eine externe Fachfirma durchgeführt.

Die Stadt prüft, ob die externe Fachfirma zu viele Bäume gefällt hat und somit ein zu starker Eingriff erfolgte. Denn auch die zuständigen Kolleg*innen in der Verwaltung waren überrascht, wie wenig Bäume erhalten werden konnten.
Dazu ist für Anfang des Jahres 2021 eine Begehung mit der unteren Forstbehörde vereinbart.
Die Stadt zieht ernsthaft in Betracht, in Abstimmung mit der unteren Forstbehörde und vorbehaltlich einer Abstimmung mit den zuständigen kommunalpolitischen Gremien, die Fläche in eine ökologisch wertvolle Waldfläche mit einer klimawandelresistenten Bepflanzung zu wandeln.
Derzeit wird oft auf das Projekt „urban gardening“ Bezug genommen.
Zu diesem Thema wurde ein Wettbewerbsbeitrag erstellt, den die Klimaschutzbeauftragte in Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof erstellt hat, um Fördermittel für das Projekt einzuwerben. Die Zusammenarbeit dieser beiden städtischen Einrichtungen ist erprobt und führte an vielen Stellen der Stadt zu den insekten- und bienenfreundlichen Grünflächen.
Dieses Projekt hätte auf der jetzt durchforsteten Fläche vorbehaltlich einer politischen Beschlussfassung stattfinden sollen. Der Wettbewerbsbeitrag wurde aber nicht prämiert.
Die Durchforstung der Fläche auf dem Gelände hinter der Lohe steht seit 2017 mit Dringlichkeit auf der „Pflegeliste“ der Stadt und steht in keinem direkten Zusammenhang mit dem Projekt des „urban gardening“.
Vordringlich ist jetzt zunächst zu klären ist, welche Empfehlungen die untere Forstbehörde für die Fläche vorsieht. Im Anschluss daran wird es eine gemeinsame Abstimmung mit dem Aus-schuss für Umwelt, Klima und Energie geben, wie die Fläche künftig zu gestalten ist und ob ein „urban gardening“ durchgeführt wird.
Warum greift die Stadt überhaupt in bestehende Grünflächen ein?
 Ein wichtiger Grund für Eingriffe ist und war in dem vorliegenden Fall auch die Erhaltung der Verkehrssicherheit, zu der die Stadt als Grundstückseigentümerin verpflichtet ist. Dieser Gehölzbestand hinter der Lohe 40-48 ist in ein Wohngebiet integriert. Nachweislich wird dieses städtische Grundstück von Bürger*innen genutzt, mitunter zur Naherholung, leider aber auch als wilde Müllhalde, um Gartenabfälle abzuladen. Eine etwaige Schädigung einer Bürgerin bzw. eines Bürgers z.B. wäre für die Stadt nicht zu verantworten gewesen, zumal sie voraussichtlich schadenersatzpflichtig für eingetretene Schäden aufgrund herabfallender Äste etc. ist.. Sodann wurde durch die starke Läuterung zumindest die Gefahr, die von den nicht entwicklungsfähigen Bäumen ausgeht, minimiert.
 Wie eingangs beschrieben standen auf dem Grundstück die Gehölze zu dicht beieinan-der. Eine Entwicklung zu einem gesunden und stabilen Ökosystem „Wald“ war dieser Fläche nicht möglich. Die Bäume nahmen sich gegenseitig Licht, Platz und Nährstoffe. Entwicklungsfähige Solitärgehölze wurden stehen gelassen. Es wurden vor allem Rotbu-chen gefällt. An den noch vorhandenen Stümpfen kann der stangenhafte Wuchs, der ein Ausdruck von Platzmangel ist, nachvollzogen werden. Neben dem Platzmangel hat ins-besondere diese Baumart im Klimawandel besonders zu kämpfen.
 Es besteht auf manchen Flächen ein Pflegerückstand in Bargteheide: Viele Grünflächen sind in den vergangenen Jahren sich selbst überlassen worden, so dass sich wie auch am Beispiel Hamburger Straße / Südring eine Grünfläche (Straßenbegleitgrün) zu einer Waldfläche entwickeln konnte. Dies ist grundsätzlich eine wünschenswerte Entwicklung, so diese im Rahmen eines langfristigen Pflegekonzeptes für die jeweilige Fläche und in der Gesamtplanung der städtischen Grünflächen intendiert ist. Denn Waldflächen schränken andererseits mögliche Flächen für die städtebauliche Entwicklung ein, da aus Brandschutzgründen immer ein Abstand von 30 Metern zwischen Wald und Bauwerken eingehalten werden muss. Bestandsgebäude haben natürlich einen Bestandsschutz. Bei der Stadtentwicklung sind jeweils die unterschiedlichen Interessenlagen zwischen einer Versiegelung von Flächen durch Neubauten (Wohnen und/oder Gewerbe), den bestehenden bzw. zu entwickelnden Grün- und Waldflächen sowie dem Brandschutz durch die kommunalpolitischen Gremien abzuwägen, ob diese sinnvoll und zukunftswei-send sind.
Naturschutz hat nicht nur erhaltenden oder gar konservierenden Charakter, sondern muss auch Entwicklungen ermöglichen und für dynamische Prozesse offen sein. In dem aktuellen Fall wird gemeinsam mit den Fachbehörden geprüft, ob die vorgenommenen Baumfällungen verhältnismäßig waren.

1 Kommentar

  1. Hier sind nicht nur die nicht entwicklungsfähigen Bäume gefällt worden, sondern fast alle. Die Stümpfe ragen mit Absicht noch so weit heraus, dass man sie per Traktor und Kette leicht herausziehen und entfernen kann, also roden.
    Das ist auch nötig, wenn dort „Urban Gardening“ stattfinden soll. Dabei würden Beete, Wege, Komposthaufen, Sitzbänke und Sträucher auf einer Fläche angelegt. Das geht in einem Wald nicht, in dem noch zahlreiche Wurzeln im Boden sind.
    Die Firma hat das Gelände für diese Gartennutzung vorbereitet, nicht für eine Aufforstung oder die Verbesserung der Waldstruktur. Pflege sieht anders aus. Basis für das verheerende Ergebnis war die Markierung der über hundert gefällten Bäume. Dadurch ist der Schaden entstanden. Wer hat die Markierung vorgenommen? Auf wessen Anweisung? Die Verwaltung hätte jedenfalls von dem Ergebnis nicht überrascht sein dürfen.

    Der schriftliche Arbeitsauftrag sollte den Fraktionen unverzüglich vorgelegt werden. Die Firma wäre im Umweltausschuss zu befragen.
    Die Forstbehörde hat die Rodung der Stümpfe erstmal unterbunden. Sie war nicht informiert worden. Warum nicht?

    Es wäre schön, wenn die Städtischen Erklärungen zu diesem Thema kurz, klar und wahr wären und wenn sie weniger sprachliche Nebelkerzen enthielten.

    Norbert Muras

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