Und es dreht sich doch…

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Bargteheide – Jetzt gibt es doch ein Windrad in Bargteheide, allerdings viel kleiner als zunächst geplant. Im Ausschuss für Planung und Verkehr war der Bäckermeister Andreas Wittmaack mit größeren Plänen ausgebremst worden. Fast 30 Meter sollte sein erstes Projekt hoch sein und 17 Kilowattstunden Spitzenleistung abgeben, doch das schmetterte der Ausschuss mehrheitlich ab. „In Bargteheide werde es nie ein Windrad geben, wurde mir damals gesagt“, erklärt Wittmaack.

Zwei Generationen Biobäcker vor dem Mini-Windrad: (v. l.) Birgit, Andreas, Jan und Emily Wittmaack.

Seit der emotionalen Kampagne gegen den Bürgerwindpark haben sich die Vorurteile gegen diese umweltfreundliche Energieerzeugung verfestigt. Die drei vor einem Jahrzehnt geplanten Anlagen hätten bei ausreichend Wind die ganze Stadt mit grünem Strom versorgen können. Darüber hinaus haben die Windkraftgegner letztlich und indirekt einen Verlust von etwa einer halben Million Euro für die Stadt verursacht. Das Geld war vor allem in die vorbereitenden Gutachten geflossen. „In Bargteheide gibt es beim Thema Windkraft verbrannte Erde“, hatte es SPD-Politiker treffend formuliert.

Jetzt dreht sich ein zehn Meter hohes Windkraftrad vor der Hofbäckerei in Johannes-Gutenberg-Straße. Es ist zwölf Meter an der Rotorspitze hoch und muss deshalb nicht von der Kommunalpolitik genehmigt werden. Der Bebauungsplan gibt das her. Das Windrad speist maximal 5,5 Kilowattstunden Leistung in den Betrieb ein. „Amortisieren wird es sich vermutlich nicht“, sagt der Bäckermeister, „dafür ist es zu niedrig.“ Denn der Windertrag steigt mit der Masthöhe. „Hier ist die Bebauung zu eng, aber auf einem Hügel oder freiem Land würde es sich aber schon lohnen“, sagt er.

Wittmaack kann sich in diesen Tagen auch über den Handwerkspreis des Landes freuen. Der ist mit immerhin 10 000 Euro dotiert. Neben seinem Engagement für die Umwelt wurde damit seine Maßnahmen für familienfreundliche Arbeitsplätze in der Bio-Bäckerei ausgezeichnet.

Photovoltaik-Anlage auf den Dächern erzeugen 40 Kilowattstunden Leistung. Zusammen mit dem Windrad bezieht die Bäckerei jetzt etwa 20 Prozent ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Energien. Und die fließt nicht nur in den Backbetrieb, sondern auch in die Fahrzeuge, mit denen Bioläden und Reformhäuser in der Region beliefert werden. Mittlerweile ist der gesamte Fuhrpark der Hofbäckerei elektrisch unterwegs.

Auch das war nicht einfach, denn die meisten E-Autos dürfen bisher keine Anhänger ziehen, sind von den Herstellern dafür nicht freigegeben. Technisch sei das aber kein Problem, so Wittmaack. Denn die meisten Karosserien glichen heute noch denen von Verbrennern, die eine Zulassung für Anhänger besitzen. Möglich wird das erst durch aufwändige Gutachten, eine Brems- und Materialprüfung. Dann können die etwa 1,8 Tonnen schweren Verkaufsanhänger auch elektrisch gezogen werden. „Die Reichweite verkürzt sich dadurch natürlich“, sagt Wittmaack.

Die Vermeidung langer Transportwege ist auch eines seiner Ziele. Beliefert wird der Betrieb von Biobauern aus der Region. Vom Acker bis zum Brot betrage der Transportweg im Schnitt nur 40 Kilometer, sagt der Bäckermeister.

Immer mehr Mitarbeiter der Bäckerei sind auch privat elektrisch unterwegs. Sie seien durch die Vorteile ihrer Dienstgefährte überzeugt worden, glaubt Wittmaack: „Die Fahrzeuge sind zuverlässiger, sie brauchen kaum Wartung oder Reparaturen und sie sind im Verbrauch unschlagbar.“ Die geringeren Folgekosten seien unter dem Strich geringer als der höhere Kaufpreis.

Andreas Wittmaack in der Schaltzentrale mit Wechselrichtern und einem 17-Kilowattstunden-Stromspeicher.

Wir bitten die Windkraftgegner, uns mit weiteren pseudowissenschaftlichen Traktaten dazu zu verschonen, die sie bereits weidlich mit Leserbriefen streuen konnten.

4 Kommentare

  1. Nicht die Windkraftgegner haben den Verlust von einer halben Millionen Euro verursacht, sondern die Privatfirma „Bürgerwindpark GmbH“, die sich aus diesen Steuergeldern rechtswidrig sämtliche Gutachten hat bezahlen lassen. Die Stadt wurde dann von der EU wegen schwerer Wettbewerbsverstöße zu einem sofortigen Stop sämtlicher Ausgaben gezwungen. Die Baugenehmigung konnte nicht erworben werden. Auch der Regionalplan SH mit der Windeignungsfläche hat sich später als rechtswidrig erwiesen.
    Dass der Autor am Ende dieses Artikels alle von seiner Meinung abweichenden Kommentare – ohne sie überhaupt zu kennen – als „pseudowissenschaftliche Traktate“ abwertet, ist bezeichnend. Keine Widerrede!
    Demokratische Meinungsfreiheit und sachlicher Diskurs gehen irgendwie anders, sind aber hier ohnehin nicht erwünscht.

    • Auf welcher Quellengrundlage kommen Sie zu Ihrer Feststellung: „Die Stadt wurde dann von der EU wegen schwerer Wettbewerbsverstöße zu einem sofortigen Stop sämtlicher Ausgaben gezwungen. Die Baugenehmigung konnte nicht erworben werden.“ Bitte legen Sie entsprechende offizielle Schreiben aus dem entscheidenen Monat Juli 2015 vor. Unser Kenntnisstand ist ein anderer.
      Die Baugenehmigung lag im LLUR abrufbereit vor. Die Stadt hätte sie auch an interessierte Investoren verkaufen können. Der damalige stellvertretende Bürgermeister hätte die Genehmigung dafür nur abrufen müssen.

  2. Ein Windrad kann durchaus eine sinnvolle Ergänzung zu einer Photovoltaikanlage sein, es muss sich auch nicht zwingend sofort betriebswirtschaftlich rechnen. Jeder persönliche Beitrag zur eigenen Energieversorgung ist gut, solange dabei die negativen Auswirkungen dessen auf die Natur und die Mitmenschen in der Umgebung berücksichtigt werden und man sich an geltendes Recht hält.

    Leider hat sich der Autor dieses durchaus interessanten Artikels durch seine polemische, arrogante und übergriffige Art aus meiner Sicht für die Gruppe derjenigen Menschen qualifiziert, mit denen man weder sachlich diskutieren noch lösungsorientiert an einer möglicherweise guten Sache zusammenarbeiten kann geschweige denn möchte. Und damit Herrn Wittmaack und seiner Sache einen Bärendienst erwiesen. Schade.

  3. Erinnerungen gehen oft ihre eigenen Wege.
    Insbesondere die der Unterlegenen.

    Es gab zwei Parteien, die die Windkraft ablehnten. Das waren die FDP, die mit ihrem Standpunkt den Fraktionsstatus erreichte und die WfB.
    Wir waren damals in der Minderheit und hätten die Windkrafträder politisch nicht verhindern können.
    Die pseudowissenschaftlichen Gutachter waren auf der Seite der Befürworter, denn Gegengutachten gab es nicht.
    Erst die Einwendungen der EU, die Wettbewerbsverzerrungen sah und der Stadt Bargteheide die Fortführung weiterer Maßnahmen untersagte, veränderte die Position der CDU. Der Stadt drohte ein Bußgeld in Höhe der bereits vorgenommenen Investitionen.
    Das wären noch einmal ca. 500.000 € gewesen.
    Mit der Entscheidung der CDU, den Bau der Windkrafträder nicht weiter voranzutreiben, ist nachhaltig Schaden von der Stadt abgewendet worden.
    Es wundert mich, dass diese Vorgänge gerade bei den Grünen und den ihnen anheftenden Journalisten verdrängt wurden.
    Diese Vorgänge können im aus der damaligen Beschlusslage entnommen werden. Eine relativ einfache Recherche würde die Veröffentlichung solcher journalistischer Peinlichkeiten verhindern.
    Es haben sich bedauerlicher Weise Politiker an den Windrädern finanziell beteiligt.
    Mit dieser Beteiligung war die Unabhängigkeit und die Glaubwürdigkeit dieser Personen zumindest in Frage gestellt.

    Der politische Schaden ist leider noch immer nicht aufgearbeitet.

    Hannis la Baume

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