„Wir wollen selbstbestimmt und verantwortungsvoll entscheiden“

31

Bargteheide – Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben die Gesellschaft gespalten. Etwa 160 „Spaziergänger“ haben zuletzt in Bargteheide dagegen protestiert. Was bewegt sie? Wir haben mit einem von ihnen gesprochen und möchten einmal seine Argumente für das Engagement vorstellen.

„Wir wollen weiterhin selbstbestimmt und verantwortungsvoll entscheiden und finden es bedenklich, dass der Staat unsere Grundrechte in diesem Maße einschränkt“, sagt Till Giese, „jede Form von Gewalt verurteilen wir.“

Till Giese (Musiker und Pädagoge) bedrückt die bisher herrschende Sprachlosigkeit zwischen den Lagern, er setzt sich für mehr Verständigung ein: „Ich möchte einen offenen und fairen Dialog herstellen, denn alle Menschen sind von dieser Pandemie schwer betroffen.“ Er sei mit seinen Mistreitern wüst beschimpft und diffamiert worden. „Mit dem Plakattext ‚Eure Ignoranz tötet Menschen‘ ist für mich eine Grenze erreicht worden.“ Persönlich sei er aber bisher nicht angegriffen worden.

„Wir sind friedliche Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, wir tun niemandem etwas. Es steckt auch keine Organisation dahinter, es ist eine Graswurzel-Bewegung.“

Manche Medien würden diese bewusst diskreditieren. „Auf einer Demo mit 15 000 Teilnehmern wie in Hamburg findet man auch Menschen mit extremen Meinungen.“ Einige Medien präsentierten dann gezielt Menschen mit abstrusen Verschwörungstheorien oder offensichtlichen Wahnvorstellungen präsentiert und scheinbar die Teilnehmerzahl von Protestveranstaltungen nach unten korrigiert.

Diese selektive Berichterstattung schrecke auf der anderen Seite auch viele Spaziergänger ab, ihre Meinung noch offen zu äußern. Der Meinungskorridor sei somit stark eingeschränkt, durch die Polarisierung seien Freundschaften zerbrochen und das wirke bis in die Familien hinein. „Es gab weder Aufrufe noch irgendwelche offen erkennbaren Absichten politischer Parteien wie zum Beispiel der AFD bezüglich der Spaziergänge“, betont Giese.

Giese sieht sich als linksliberal und als Demokrat: „Zusammen mit einem Nazi würde ich nie demonstrieren.“ In seinem Bekanntenkreis gebe es keine Corona-Leugner, Rechtsradikale oder Querdenker: „Alle lehnen das ab.“ Er nutze die Spaziergänge, um mit den Anderen zu reden und um auf seine Unzufriedenheit über die Umstände aufmerksam zu machen.

Viele Fehlentscheidungen seien hinsichtlich der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen getroffen wurden.

Dies treffe besonders schutzbedürftige Gruppen wie Kinder, Alte oder Menschen mit Behinderungen. „Da hätte man viel gewissenhafter abwägen müssen“, sagt Giese.

Sie stünden alle nur friedlich für ihre Rechte ein. „Ich leugne weder die Krankheit noch verschließe ich mich der Wissenschaft“, sagt Giese. Valide Daten hätten in der Pandemie ziemlich gefehlt und unklare Zahlen seien falsch interpretiert worden. „Dadurch verlieren die Menschen das Vertrauen in die Politik.“ Die Forschung arbeite aber in einem fortlaufenden Prozess und beleuchte so stets neue Aspekte. Er habe aber Probleme mit einer Impfpflicht, vor allem gegen Virus-Mutanten, die es heute noch gar nicht gebe. „Ich sehe mich als mündigen Bürger, der selbstbestimmt über seinen Körper entscheiden will.“

Die gesellschaftliche Spaltung findet er mittlerweile unerträglich: „Wir brauchen jetzt offene Dialogräume wie einen runden Tisch, um miteinander zu sprechen. Im Sinne eines demokratischen Prozesses.“ Nur so komme die Gesellschaft weiter und könne Problemlösungen finden und sich wieder annähern.

Montags-„Spaziergänger“

31 Kommentare

  1. Ich danke Bargteheide aktuell, dass Sie mit Herrn Giese gesprochen und ihm die Gelegenheit zu dieser Stellungnahme gegeben haben. Und ich danke Herrn Giese für seine Bereitschaft dazu und für seine offenen Worte. Nur durch Dialog und Gespräche ist es möglich, einander zu verstehen und der gesellschaftlichen Spaltung entgegen zu wirken. In einer Demokratie ist es üblich, dass unterschiedliche Meinungen und Standpunkte verschiedener gesellschaftlicher Gruppen friedlich diskutiert werden. Das hat in der Coronavirus-Pandemie bisher leider oft gefehlt. Wir wollen schließlich auch in Zukunft alle friedlich und mit Achtung anderer Menschen und Meinungen zusammen leben.

  2. Das ist schon ziemlich ungeheuerlich, wie Herr Giese die gesamten Montags-„Spaziergänge“ hier darstellt. Es mag ja sein, dass er selbst dieses Bild von sich und seinen Bekannten als harmlose Mahner hat.
    Aber Sätze wie:
    „Auf einer Demo mit 15 000 Teilnehmern wie in Hamburg findet man auch Menschen mit extremen Meinungen.“
    sind einfach eine krasse Verharmlosung, nachdem in Hamburg wiederholt Nazis der NPD ganz offen, mit Transparenten und als eigenständiger Block an den Demos dort teilgenommen haben. Das ist ja in der Presse und von Initiativen klar dokumentiert. Auch Politiker der AfD haben sich in vielen Städten, auch in Hamburg offen und bewusst bei den Demonstrationen gezeigt.
    Ganz zu schweigen, von den anderen Nazi-Beteiligungen an dieser „Graswurzelbewegung“, wie in Magdeburg, Cottbus, Rostock, aber nicht nur da. In Sachsen und Berlin war und ist der „Dritte Weg“ dabei – mehr Nazi geht aktuell wirklich nicht. Und Plakate, in denen sich die „Maßnahmen-Kritiker“ als verfolgte Juden darstellen, gibt es in vielen Städten und immer wieder.

    Wer sich selbst als Teil dieser „Graswurzelbewegung“ bezeichnet, muss sich eben zu den anderen „Grashalmen“ verhalten, und darf sich nicht wundern, wenn er nach den Nazis auf der Wiese gefragt wird.

    • Hier wurde einfach ein Interview mit dem Herrn Till Giese abgetippt ohne kritischen Fragen zu stellen oder zu recherchieren was sich wirklich auf diesen „Spaziergängen“ in Hamburg, Bargteheide etc. abspielt.

      Ich sehe hier keinen Unterschied zu einem persönlichen Blogeintrag, den Herr Giese geschrieben haben könnte.

      Journalismus sollte kein Sprachrohr für irgendwelche Leute sein, die denken sie wären „aufgewacht“ und würden irgendeinem „Widerstand“ angehören. Ich finde es sehr kritisch, dass die Worte blindlings von diesem Mann auf einer „Nachrichtenwebsite“ erscheinen.

      Keine Fragen, keine kritischen Fragen, keine eigene Recherche von „jp54“ zu diesem Thema, nichts. Das ist doch kein Journalismus mehr! Wer von Bargteheide Aktuell hat das durchgehen lassen? Sie haben doch einen Pressekodex an den Sie sich halten sollten?

      • Hallo Ida Bartels,

        Wenn ich Sie richtig verstanden habe setzen Sie sich hier für eine Zensur ein und stellen sich explizit gegen das Grundgesetz Artikel 5 Absatz 1.

        Bitte korrigieren Sie mich, falls ich mich täuschen sollte….

  3. PS: Ganz aktuell, die angeblich so harmlose „Graswurzelbewegung“, wie sie Herr Giese nennt, am Montag, den 14. Februar in Halberstadt, mit Video:

    „In #Halberstadt dominierte gestern die Neonazigruppe „Harz Revolte“ die #Corona-Demo und führte den Mob mit Trommeln und Fackeln vor das Haus des Bürgermeisters!
    Tage zuvor waren ihre Mitglieder bei Naziaufmärschen in #Dresden und #Budapest.“

    https://twitter.com/IbDoku/status/1493490967307075587

    • Herr Müller,
      Sie lehnen sich ziemlich aus dem Fenster.
      Meldeten Sie überhaupt schon einmal eine Demo an ?
      Hatten Verantwortung übernommen ?
      Wie läuft das da ?
      Meldet sich jeder Teilnehmer mit seinem Parteibuch
      persönlich beim Organisator ?

      Selbst wenn, der Organisator um die Mitgliedschaft von jemandem in der AFD wüsste, dürfte er diese Person per se ausschließen?

      Der Organisator hat Einfluss auf das Thema, Equipment Ort und Dauer, Inhalt von Plakaten, Transparenten und abgestimmte Redebeiträge. (Wie sich das bei einem „offenen Mikro“ verhält, weiß ich nicht. Ob man da jemandem „den Saft abdrehen“ darf, dessen Worte einem nicht gefallen, der sich damit aber auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung befindet.)

      Sie Herr Müller , wie würden Sie an die Sache gehen, dass ausgeschlossen werden könnte, dass über Ihre Veranstaltung der Nazi-Kübel gekippt wird.“

      K. A.

  4. Leserinnenbrief von Merle Fischer in Bezugnahme auf das Interview mit Till Giese

    Nichtssagender geht es kaum. Das Statement von Till Giese vom 14.2 reiht sich ganz vorzüglich in die Strategie ein, die die Szene im Moment verfolgt. Wachsen durch nichtssagen und harmlos aussehen.

    Durch die Spaziergänge laufen sie unter dem Radar – Querdenken hat doch etwas mehr Gegenwind gebracht, als gewünscht.

    Gleich dem Wolf im Schafspelz versucht die Bewegung einen möglichst kleinen gemeinsamen Nenner mit Passant*innen zu finden um sie einzubinden. Diese Strategie ist so alt wie effektiv. Dass im Hintergrund noch die gleiche, braune, verschwörungsmythische Suppe kocht, wird abgestritten – und im Servierraum ist von der Suppe ja auch wenig zu riechen.

    Seit Querdenken ist einfach eine Tür mehr dazugekommen, die durchquert werden muss, um in der Küche den faulen Geruch der Suppe wahrzunehmen.

    So kommt man nicht direkt in die wilden verschwörungsmythischen Gruppen, sondern erst in eine Orga-Gruppe, in der nur hin und wieder mal ein Artikel von Reitschuster, oder Ken Jepsen geteilt wird. Von dort aus ist es dann jedoch nur noch ein Klick zu den Gruppen, die den Great Reset propagieren oder die Verschwörungsmythen um QAnon und in denen sich die Rechtsextremen tummel – ein sanfter Einstieg sozusagen,

    Dazu kommt der watteweiche Empfang aus Liebe, Wohlwollen und Gemeinschaft der einem in diesen Gruppen entgegenschlägt. Es ist ein selbstverstärkender Mechanismus, der die Leute in seinen Bann zieht. Sie kommen an in der Gemeinschaft, fühlen sich wahrgenommen, grenzen sich nach außen ab und werden so noch weiter Teil der eingeschworenen, „wissenden“ Gemeinschaft, die sich selbst als aufgewacht betrachtet und alle außerhalb als „Schlafschafe“ bezeichnet. Innerhalb dieser Gruppen wird auf Widerspruch äußerst allergisch reagiert, mit dem Vorwurf, die Gemeinschaft spalten zu wollen.

    Auf diese Weise spaltet sich nicht der Stamm der Gesellschaft, aber es Splittern einzelne Fasern ab und werden zu einem Haufen, der denkt er sei ein Baum.

    Die meisten Leute, die da mitlaufen, sind harmlos, wollen nichts Böses, sehen sich nicht als rechts oder gar rechtsextrem, sondern als Teil einer Widerstandsbewegung gegen eine (drohende) Corona-Diktatur. Aber es gibt eben auch die Rechtsextremen, die gerade in Ostdeutschland, aber auch in Hamburg und diversen anderen Orten erfolgreich damit sind, die Demonstrationen und Spaziergänge zu unterwandern und sich offen zu zeigen.

    Die Leute, die trotzdem mitspazieren machen sich zu Kompliz*innen derer, die die Spaziergänge für sich vereinnahmen wollen und dürfen sich nicht wundern, sich Gegenwind ausgesetzt zu sehen.

    Ich glaube Giese, dass er einen offenen und fairen Dialog herstellen möchte, allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass es zwei vollständig unterschiedliche Faktenwelten sind, auf denen die beiden Dialogseiten aufbauen. Wie will man mit jemandem eine Mondlandung planen, der glaubt der Mond sei aus Käse?

    Der Meinung kann man zwar sein, aber dann wird das mit der Mondlandung halt nichts.

    Es ist absolut wichtig, die Maßnahmen in einem gesellschaftlichen Diskurs zu hinterfragen, zu kritisieren und darüber zu diskutieren, aber ohne Rechtsextreme im Hintergrund und auf einem wissenschaftlichen Fundament und nicht auf der Basis von Käse.

    • Hallo Merle Fischer,

      Eine Frage und ein Kommentar:

      Haben „Querdenker“ ein Recht auf freie Meinungsäußerung?

      Der „Great Reset“, den Sie erwähnen wird von Klaus Schwab und dem WEF (Weltwirtschaftsforum) propagiert. Es handelt sich dabei meiner Ansicht nach um eine Verschwörung der extrem Wohlhabenden gegen den Rest von uns. Ich kann mich irren.

      • Klar haben „Querdenker*innen“ ein Recht auf freie Meinungsäußerung, aber nicht darauf, dass man ihnen auch zuhören muss, wenn sie Käse erzählen und schon gar nicht darauf dass sie unkommentiert bleiben, wenn das was sie sagen einer Einordnung bedarf.

        Was den Great Reset angeht, ist das Thema ein bisschen komplex, um es hier in der Kommentarspalte zu besprechen. Daher habe ich hier mal einen Faktencheck zu dem Thema rausgesucht, der das Ganze aus meiner Sicht sehr detailliert behandelt und auch aufzeigt, was das Ganze zum Beispiel mit Antisemitismus zu tun hat. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-die-verschwoerungstheorie-the-great-reset,SY2OK1r

  5. Ich möchte mich recht herzlich für den obigen Artikel bedanken.
    Guter Journalismus lässt alle Seiten zu Wort kommen und erlaubt den Leser*innen sich ihre eigenen Meinung zu bilden. Till Giese wirkt für mich authentisch und klar, mit einem deutlichen Interesse Feindbilder aufzulösen und einen Dialograum zu schaffen. Das ist unterstützenswert!

    • Der Vorwurf von Zensur, Grundgesetzablehnung und Unterstellungen zur Einschränkung von Meinungsfreiheit gegenüber den Kommentatoren*innen ist für den Beginn eines Dialogs nicht sehr einladend und daher einfach unglaubwürdig. Wo soll denn da mit einem Dialog begonnen werden, wenn derart subtil versucht wird im Vorfeld eine Meinungshoheit zu erreichen?

      • Der Dialog soll demokratisch, auf der Basis des Grundgesetzes stattfinden. Dafür ist Verantwortungsübernahme hilfreich.

        Ich habe darauf hingewiesen, dass die Aussage von Ida Bartels als Aufruf zur Zensur verstanden werden kann. Wenn das anders gemeint ist lasse ich mich gerne korrigieren.

        Wenn Sie das als unglaubwürdig bewerten ist das schade, aber Ihr gutes Recht. Ein Dialog entsteht dann wenn der Wille dazu vorhanden ist und wenn es gelingt das Gegenüber als menschlich wahrzunehmen. Till Giese und jp54 haben einen wichtigen Schritt getan und die Auseinandersetzung hier ist ein weiterer Schritt.

        Und ja – ich empfinde einige Beiträge als begrenzend bzw. abwertend, was meine Beiträge beeinflusst und dazu führt, dass Sie nicht immer sachlich und wertschätzend sind. Wir wachsen an der Herausforderung.

        Gute Nacht erstmal….

      • Für eine freie „Impfentscheidung“!

        Ich möchte hier gerne auch einmal zu meiner persönlichen Erfahrung und Motivation Stellung nehmen:

        Ich gehe Montags spazieren, weil meine Grundrechte seit 22 Monaten stark eingeschränkt werden und weil ich die Verhältnismäßigkeit dieser Einschränkungen anzweifele.

        Ich will mich auf die freie Impfentscheidung konzentrieren. Durch die sogenannte 2G Regeln werde ich aktuell von vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen und teils an der Ausübung meines Berufes gehindert. Das geschieht u.A. „um den Druck auf die Ungeimpften zu erhöhen“, das heißt ich soll unter Druck gesetzt werden mich einer medizinischen Behandlung zu unterziehen, die ich aus verschiedenen Gründen für extrem fragwürdig halte.

        Inzwischen gibt es eine Impfpflicht für medizinisches Personal und eine allgemeine Impfpflicht wird konkret diskutiert. Im Jahr 2020 wurde „das Gerede von einer bevorstehenden Impfpflicht“ noch als Verschwörungstheorie abgetan. Verschiedene Politiker (z.B Michael Kretschmer) haben versichert, dass es eine solche bei uns nie geben würde.

        Ich frage mich also woher dieser Druck kommt und möchte erläutern woher meine Vorbehalte stammen.

        Vor 14 Monaten, zu Beginn der Impfkampagne, wurde eine Impfquote von 70% als Zielvorgabe für eine Herdenimmunität anvisiert. Diese Quote haben wir nun erreicht. Vor der Impfkampagne lag die höchste Inzidenz in Deutschland bei 180 (bei 0% Impfquote), heute liegt sie bei weit über 1000 – das gibt mir zu denken.

        Wenn der „Piks“ (eins, zwei, drei oder vier?) der Ausweg aus der Krise und der Weg zurück zur Freiheit ist, warum gibt es dann 2Gplus?

        Alle derzeitigen Präparate haben vorläufige oder Notzulassungen. Keine Studie ist abgeschlossen. Menschen sterben trotz der Impfung an Covid-19 und wegen der Impfung an schweren Nebenwirkungen. Pfizer hält den „Rekord“ für die höchsten Straf- und Schadensersatzzahlungen in der Geschichte der Pharmazie.

        Die Impfung gegen Covid-19 erzeugt keine sterile Immunität. Die versprochene Wirksamkeit und Sicherheit wird ständig relativiert. Wir haben keine Daten über Langzeitfolgen.

        Wie kann es sein, dass bei einem schnell mutierenden Virus eine weltweite Impfkampagne als die einzige Lösung propagiert wird? Bei einer Krankheit die für mich (und die meisten anderen Menschen) keine außergewöhnliche Bedrohung darstellt?

        Dies sind nur einige meiner Gedanken und Fragen zum Thema. Ich bin fassungslos, dass in diesem Kontext über eine allgemeine Impfpflicht überhaupt debattiert wird und dass auf Menschen, die der Behandlung kritisch gegenüberstehen ein derartiger sozialer, wirtschaftlicher und moralischer Druck ausgeübt wird. Wenn Menschen sich für die Spritze entscheiden, um sich vor der Krankheit, oder einem schweren Verlauf zu schützen, so ist dieses selbstverständlich zu akzeptieren. Wenn aber Menschen sich dieser (gentherapeutischen) Behandlung unterziehen, weil sie gesellschaftliche Teilhabe wiederhaben wollen, oder um ihren Lebensunterhalt verdienen zu können halte ich das für extrem fragwürdig.

        Unser Gesundheitssystem ist trotz allem immer noch in der Lage mit der Situation umzugehen (was sich durch die Impfpflicht durchaus ändern kann), somit ist die Grundlage für die Grundrechtseinschränkungen meiner Ansicht nach vorbei. Auch die Lungenklinik in Borstel wurde zum 31.12.2021 geschlossen….

        Ich möchte noch anmerken, dass ich gegen unterschiedliche Krankheiten geimpft bin (u.A. Wundstarrkrampf, Diphterie, Tuberkulose, Pocken, Kinderlähmung, FSME und Hepatitis A&B) und das ich beim Spazierengehen auch Menschen treffe, die aus unterschiedlichsten Gründen gegen Covid-19 gespritzt sind.

      • Herr Dronsfield.
        Ich denke da kommen wir dem Kern des Problems ein Stück näher. Die Bedenken, die sie ausdrücken teile ich nicht, aber unter den Annahmen die Sie unten treffen, sind sie teilweise nachvollziehbar.

        Sie stellen allerdings einige Behauptungen auf, die meines Erachtens einer Korrektur bzw. einer Einordnung bedürfen. Mir ist klar, dass ich Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht davon überzeugen werde, sich Impfen zu lassen, oder nicht weiter zu „spazieren“, aber vielleicht kann ich für den einen oder die andere hier einen Denkimpuls setzen.

        Sie implizieren, wenn ich das richtig verstehe, dass die Impfung zu den hohen Inzidenzen führt. Dabei lassen sie außer Betracht, dass wir es inzwischen mit der Omikronvariante zu tun haben, die auch der einen Seite mehr Menschen ansteckt, jedoch auch etwas mildere Verläufe verursacht.

        Während wir am Anfang der Pandemie ein ansteckendes Virus mit vielen schweren Verläufen hatten, haben wir es nun mit einer hochansteckenden Variante zu tun, gegen die ein großer Teil der Gesellschaft inzwischen entweder durch die Impfung, oder durch Infektion Antikörper hat.
        Diese Gemengelage führt dazu, dass dem Virus ein größerer Spielraum gewährt werden kann, ohne dass die Krankenhäuser überlastet werden. So kommen wir zu den hohen Inzidenzen aktuell.

        Würden wir nun aber alle Maßnahmen sofort aufheben, käme es zu einer vermehrten Ansteckung unter denjenigen, die noch keine Antikörper gebildet haben. Dies würde die Krankenhauseinweisung in die Höhe treiben. Das Problem ist, dass dann die Menschen darunter leiden, die kein Corona haben aber ein Krankenhausbett benötigen.

        Schwere Operationen z.B. werden verlegt, weil Kapazitäten im Krankenhaus von Menschen ohne Impfung aber mit schweren Verläufen gebunden werden. Die schwere Verläufe betreffen dann also nicht nur diejenigen, die sich freiwillig dazu entschieden haben, sich nicht impfen zu lassen. 2G ist also notwendig um letztendlich freie Kapazitäten für den Regelbetrieb in Krankenhäusern gewährleisten zu können.

        Was die Studien zu Impfstoffen anbelangt, irren Sie sich. Die Impfstoffe hier regulär zugelassen. Das Tempo war Möglich, weil die Zulassungsbehörde vor Abschluss der Studien Zugang zu den Daten erhielt, so dass diese die Durchsicht beginnen konnten, während die nächsten Phasen liefen. Das ist ungewöhnlich, stellt aber keinen Qualitätsabbruch in der Prüfung dar.

        Was das Tempo der Studien angeht, ist es insbesondere in der dritten Phase, also der in der die Impfstoffe an vielen Menschen geprüft werden so, dass es eine bestimmte Anzahl an Infektionen in der ungeimpften Kontrollgruppe bedarf um Vergleichen zu können, wie viele der geimpften sich im selben Zeitraum angesteckt haben. Bei einer sich rasant ausbreitenden Pandemie ist das schneller der Fall als bei Krankheiten, die seltener sind. Da kann es dann tatsächlich Jahre dauern um auf die vorgeschriebene Anzahl an Infektionen zu kommen.

        Was die Daten über Langzeitfolgen angeht, ist es (meines Wissens) tatsächlich der Fall dass es keine derartigen Studien gibt, aber es ist bei Impfstoffen auch nicht üblich sie zu machen bzw. sie sind nicht für die Zulassung notwendig. Sie sind keine Medikamente, die über einen längeren Zeitraum eingenommen werden und sich irgendwo im Körper absetzen können.
        Davon abgesehen ist der Impfstoff im Körper innerhalb weniger Tage nicht mehr nachweisbar und es bleiben die natürlicherweise vom Körper gebildeten Antikörper übrig. Was genau soll da Ihrer Meinung nach Jahren noch Spätwirkungen entfalten? Wenn es in der Vergangenheit bei Impfstoffen zu Langzeitschäden kam, dann traten sie innerhalb der ersten Stunden auf und blieben lange. Dass das bei den Corona-Impfstoffen nicht der Fall ist, ist bei Milliarden vergebener Impfdosen hinlänglich erwiesen.

        Dass die Impfung keine sterile Immunität erzeugt, ist zwar richtig, aber nur weil dem so ist, bedeutet das ja nicht, dass die Impfstoffe nicht wirken. Die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken sinkt trotzdem beträchtlich. Selbst wenn man sich als geimpfte Person ansteckt, ist die Wahrscheinlichkeit, das Virus weiterzugeben oder einen irgendwie gearteten Verlauf zu haben wesentlich geringer. Die Wahrscheinlichkeit an der Infektion zu sterben, ist sogar um 99% geringer. Wenn jemand dann trotzdem behauptet, die Impfung bringe nichts, ist das wie anzunehmen der Helm beim Radfahren sei unnötig, weil es trotzdem Unfälle geben kann. Die Wahrscheinlichkeit mit Helm schwere Kopfverletzungen zu erleiden ist einfach wesentlich geringer als ohne. Die Welt ist nicht schwarz weiß.

        Was Ihre Frage nach der Impfkampagne als einzige Lösung für eine Krankheit angeht, die für sich nur eine geringe Bedrohung darstellt, möchte ich zunächst einmal infrage stellen, dass die Krankheit eine geringe Bedrohung für Sie persönlich darstellt – zumindest dass sie eine größere Bedrohung als die Impfung darstellt, ist wissenschaftlich erwiesen. Das Problem entsteht, wenn Sie mit Ihrer Risikoabwägung falsch liegen (was Sie vorher nicht wissen können) und die Krankheit doch eine größere Bedrohung für Sie darstellt, als erwartet. In dem Fall leiden Menschen darunter, für die das Warten auf einen Krankenhausplatz ein größeres Risiko darstellt, als für Sie die Impfung. Da es im Moment keine ernstzunehmenden Medikamente gegen Covid gibt, ist die Impfung aktuell leider das einzige Mittel.

        Was die Impfung als vermeintlich „Gentherapeutische Behandlung“ betrifft, möchte ich die Aufklärung darüber gerne den Journalist*innen von Correctiv.org überlassen, die können das besser erklären als ich, nur soviel, nur weil etwas Gentechnisch hergestellt wird, heißt das nicht, dass es die Gene manipuliert.
        https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2021/02/08/corona-impfung-die-haeufigsten-behauptungen-im-faktencheck/
        Ich kann diese Seite im Übrigen für weitere Recherchen zu verwandten Themen nur Empfehlen. Die Faktenchecker*innen verlinken ihre Quellen direkt im Text, so dass Sie die Faktenchecks direkt selbst nochmal checken können.

        Ich finde es absolut nachvollziehbar, dass einen die Einschränkungen nerven, dass es viele Informationen zu neuen Sachen sind, die im Kopf prozessiert und gewälzt werden müssen und ich kann verstehen wie einfach es ist, Falschmeldungen auf den Leim zu gehen, insbesondere wenn es um komplizierte Themen geht, die sich nicht auf den allerersten Blick intuitiv begreifen lassen.
        Aber ich möchte nochmal darauf aufmerksam machen, dass mit der Verbreitung dieser nachweislich falschen und emotionalisierten Meldungen in den (lokalen) Telegramgruppen Hass gegen Menschen außerhalb der Bubble geschürt wird. Lieber einmal mehr die Quellen checken, schauen, wer da was teilt. Gestern Beispielsweise wurde in einer der lokalen Telegramgruppen (in denen Sie, Herr Dronsfield Mitglied sind) ein Link zu einer Gruppe mit der Reichsflagge als Proflbild geteilt, da sieht man doch direkt woher der Wind weht….. Warum stellen Sie sich als kritischer Geist dem nicht entgegen? Warum stellt sich dem keine*r der 94 „Kritischen Geister“ der Gruppe entgegen? Ist es Ihnen am Ende egal?

  6. Hallo Herr Müller,

    bisher habe ich Demonstrationen in dem Sinne der freien Meinungsäußerung betrachtet. Dafür gibt unser Grundgesetz den Artikel 5, Abs. 1 wie Artikel her. Außerdem kann ich in Art. 8, Abs. 1 erkennen, dass es eine Versammlungsfreiheit gibt…

    Sie führen aus Presse und Initiativen an, die was belegen sollen? Haben die Damen und Herren auch die Plakate und Banner der Antifa als ausgeglichenen journalistischen Beitrag in Ihre Berichterstattung mit aufgenommen? Als Teilnehmerin mehrerer Demos bundesweit, konnte nirgends Nazis, erkennen. Wohl aber inszenierte ARD, ZDF und RTL Berichterstattung… Und AfD-Politiker zeigen sich auf Demonstrationen? Das haben auch Grünen-, Linke-, ja sogar SPD-Politiker auch schon getan. Selbstverständlich ist „Gesichtzeigen“ für Klimaschutz oder Fridays-for-Future, oder Black-lives-matter der richtige rechtsstaatliche Ansatz. Ein friedliches demonstrieren und spazieren gehen für unsere uns aberkannten Grundrechte, für die Zukunft unserer Kinder und die Selbstbestimmung über unseren Körper aber nicht? Da kann ich Ihnen leider nicht so ganz folgen.

  7. Danke Till für Deinen Mut die Darstellung der Spaziergänger ins rechte Licht zu rücken!
    Ha, nun muss ich selbst schmunzeln wegen „rechtes Licht“^^
    Ich bin Montags hauptsächlich dabei weil ich mir ein freiheitliches Leben für meine Kinder wünsche. Wer meint das wäre unanständig soll einfach in seiner Blase bleiben…

  8. Ich kann nicht begreifen, WORÜBER hier eigentlich gestritten wird?! Dass sich „unser“ Deutschland, wie wir es alle kannten, inzwischen deutlich weg bewegt hat, von Allem, woran ich als lupenreine Demokratin glaube, betrifft uns doch ALLE!
    Wenn unter dem Deckmantel der Gesundheits“fürsorge“, Gesetze verdreht, oder neue kreiert werden, mit denen wir unterdrückt, eingeschüchtert und gespalten werden, bewegen wir uns in meinen Augen immer weiter weg, von demokratischen Grundwerten. Dass das gestoppt werden muss, halte ich für unabdingbar – und dafür gehe ich auf die Straße!
    Ich persönlich habe zwar noch keine Nazis mitlaufen sehen, wohl aber junge, in schwarz gekleidete Störer / Provokateure, die von der Polizei in Schach gehalten wurden, um Spaziergänger / Demonstranten zu schützen.
    Immer blieb es letztendlich friedlich.
    Und da wir – Gott sei Dank – die Meinungsfreiheit in Deutschland „nur“ zensiert, aber noch nicht ganz abgeschafft erleben, sollten ALLE Menschen ihre Meinung öffentlich machen dürfen. So lange sie dabei Friedlich sind!
    So what….?

    • ….und ich habe vor drei Wochen gesehen, wie die Bargteheider Gegendemo von drei Männern angegriffen wurde und wie in Hamburg die NPD ihre Schilder durch die Gegend trägt. Sie sind mit ihren Spaziergängen teil der Strategie von rechten Meinungsmacher*innen um ihre Ideologie und Positionen salonfähig und populär zu machen.

      Im Übrigen ist der Mythos um die gestohlene Meinungsfreiheit ebenso ein Teil dieser Strategie. Mit dem Vorwurf der Zensur gegenüber Menschen, die widersprechen, werden ebendiese eingeschüchtert und das was vorher Widerspruch ausgelöst hat, wird immer Häufiger stehen gelassen. Es gibt eben diesen wichtigen Unterschied zwischen Meinungs- und Widerspruchsfreiheit, der gerne übersehen wird.
      Hier ist noch ein Faktencheck zum Thema Meinungsfreiheit, für alle, die sich nochmal vergewissern wolle, dass es sie in Deutschland noch gibt und was Zensur eigentlich bedeutet. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/gibt-es-zensur-in-deutschland-ein-faktenfuchs,SjkMngH

      Hier noch eine sehr ausführliche Seite, auf der nachgeschlagen werden kann, wie das rechtlich so mit der Einschränkung der Grundrechte aussieht. https://freiheitsrechte.org/corona-und-grundrechte/
      Viel Spaß beim Stöbern

  9. Ich schließe mich Martin Dronsfield an. Alle anderen Kommentare finde ich erschreckend und gesellschaftlich spaltend. Das dient doch nicht der Sache eines Ergebnis offenen Dialogs. Nach meinem Eindruck hat Herr Giese ein Gesprächsangebot gemacht und sogar einen “Runden Tisch” vorgeschlagen. So wie in der Demokratie und in der Diplomatie üblich, sollte man Gesprächsangebote annehmen und den Gesprächsfaden aufrecht erhalten so lange und so gut es geht. Man muss ja nicht einer Meinung sein. Aber man sollte die jeweils andere Seite anhören und versuchen, sie zu verstehen. Ich habe gedacht, dass das der Sinn des Beitrags von Herrn Giese und von Bargteheide aktuell war. Außerdem geht es doch bei dieser Seite um Bargteheide und nicht um Magdeburg, Cottbus, Rostock oder Sachsen, Halberstadt, Hamburg und Berlin. Der Vergleich hinkt. Was den Great Reset betrifft, sollte man die Bücher von Klaus Schwab gelesen haben, bevor man sich in der einen oder anderen Richtung dazu äußert. Was ich überhaupt nicht verstehe: Warum bringt die Redaktion von Bargteheideaktuell diesen Beitrag von Herrn Giese erst, um ihn dann hier in der Kommentarspalte zu verreißen? Das ist kein fairer und unabhängiger Journalismus.

    • Der Beitrag in der Kommentarspalte ist, so weit ich das sehe, ein Leserinnenbrief von Merle Fischer, den jp54 lediglich weiterleitet.

  10. Vielen Dank Herr Giese, dafuer dass Sie den Mut haben, hier Gesicht zu zeigen. Es gibt genug Leute, die aus Angst vor beruflichen Nachteilen, an keinen Demos oder dergleichen teilnehmen. Andere befürchten, Sie finden sich auf einer Demo plötzlich zwischen zahlreichen Rechten wieder und kommen deshalb nicht. Deshalb ist es wichtig, dies klar zu stellen.
    Die Leute, die aktuell auf die Straße gehen, sind Menschen aus verschiedenen Branchen, Altersgruppen und meist Familien und Rentner. Friedfertige, intellektuelle Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die stets kommunizieren: wir wollen mit Euch im Gespräch bleiben.

  11. Ich würde ja gerne in den Austausch treten, aber das scheint mir nicht zu klappen. Die Verteidigung der Spaziergänge läuft hier wie aus einer „Wagenburg“: Wir sind gut, alles andere ist ausgedacht.

    Dabei ist das doch eigentlich nicht so schwierig: Man begibt sich in die politische Öffentlichkeit – zum Beispiel die „Spaziergänge“ – und da kann man zunächst nicht alles kontrollieren. Wer sich zum Beispiel alles daran beteiligt. Und wer widerspricht. Das ist die politische Öffentlichkeit, das ist nicht FriedeFreudeEierkuchen.

    Zwei Dinge verstehe ich an den Verteidigern der Spaziergänge hier nicht.

    Erstens den Unwillen, mit Kritik umzugehen. Wenn jemand, zum Beispiel ich, sagt: „Achtung, da laufen in vielen Städten Nazis aktiv mit, das nützt denen politisch.“, dann ist das eine Kritik, ein kritischer Hinweis, was grad passiert. Und keine Zensur, das ist doch albern. Man kann nicht von „Dialog“ reden und sachliche Hinweise als Zensur abtun.

    Zweitens den Unwillen, auf belegte Hinweise einzugehen. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Afd diese Demos am Montag nutzt, um davon politisch zu profitieren. Darauf kommt die Antwort:
    „Das haben auch Grünen-, Linke-, ja sogar SPD-Politiker auch schon getan.“
    Da bleibt einem die Spucke weg – die Afd hat in den letzten Jahren massiv rassistisch gehetzt, ist eng mit Neonazi-Strukturen verbunden, hat sich über die Opfer des Holocaust lustig gemacht, und so weiter und so fort. Das ist eine brandgefährliche rechtsextreme Partei, die Menschenleben gefährdet.
    Und das einzige was dazu einfällt, ist, Politiker von anderen Parteien, damit gleichzusetzen.

    Dann gab es den Hinweis, dass es hier um Bargteheide, nicht Magdeburg geht. Aber Giese hat selbst die Verbindung zu allen anderen Montags-Spaziergängen herstellt, indem er von der gesamten „Graswurzelbewegung“ spricht. Damit geht es nicht mehr nur um Bargteheide, sondern um all die anderen „Grashalme“ in den anderen Städten. Wie ein Kleinkind kommt daraufhin: „Aber es geht hier nicht um Magdeburg.“ Das ist doch auch albern.

    Politische Bewegungen oder Spazieränge müssen in der Lage sein, sich selbst und ihre Umwelt zu reflektieren, damit man sich mit anderen Menschen austauschen kann. Was hier von den Spaziergängern kommt, hat aber Scheuklappen auf, will die Realität nicht wahrnehmen. Schade.

  12. Ich habe mich doch in der Bewegung gegen die Atomkraftwerke auch als Fortschrittsfeind, als Naivling beschimpfen lassen und mir vorwerfen lassen, dass das Licht ausgeht und die Zivilisation vorbei ist, wenn die AKWs abgeschaltet werden, ohne dass ich das als Zensur gesehen habe oder dachte, ich bin in einer Diktatur oder Meinungsdiktatur. Das ist eben politischer Konflikt.

    (Der Unterschied bei dem Beispiel ist nur, wir hatten damals recht, der „Spaziergänger“-Quatsch vom Beginn des Impf-Faschismus ist einfach Quatsch.)

  13. Sehr geehrter Herr Müller,
    ich stelle klar:
    ich lese aus Ihren Zeilen, dass Sie „Zensur“ auf sich persönlich beziehen? Ich bezog mich eigentlich auf die zunehmend stark eingeschränkten, medialen Möglichkeiten, divers öffentlich zu argumentieren…
    Natürlich ist es sehr zu begrüßen, dass Sie einen Austausch fördern möchten. Schade, dass Sie ihn selbst im nächsten Satz, mit dem Hinweis auf die Ihrer Meinung nach dafür Verantwortlichen, wieder zurücknehmen?!
    Ich glaube, für mich persönlich wäre die größte Herausforderung, wie ich Ihre Art wahrnehme, die eigene Meinung als ABSOLUT darzustellen.
    In einer Demokratie haben aber ALLE das Recht, auf freie Meinungsäußerung. Ich bin kein Nazi – und kann mich entsprechend abgrenzen. Fänden Sie es denn besser, wenn die Spaziergänger zu Hause blieben, um so den *Nazis* das Feld zu überlassen?
    Mündige Bürger, die für ihre Überzeugungen in der Öffentlichkeit friedlich einstehen, schrecken Sie m. E. mit der Art, wie Sie formulieren, eher ab, als sie zu überzeugen…
    Schade!

  14. Ich finde es toll, daß es so eine Bewegung gibt. Ich als nicht mehr ganz so junger Mensch entnehme die Nachrichten aus den Medien. Wie man leider feststellen muss, wird hier äusserst einseitig berichtet. Deshalb Danke ich diesen mutigen Menschen (Spaziergängern), denen ich mich anschließen werde.

  15. Moin!
    Wie schön, mal einen vernünftigen, sensiblen Bericht in einer gängigen Zeitung zu finden! Hut ab!
    Ich hatte schon den Eindruck, dass nur noch Artikel, die das von den meisten Regierungen weltweit vorgegebene Narrativ bedienen, veröffentlicht werden und der Objektive Journalismus abgeschafft worden ist.
    Alle, die hier gegen diesen Artikel geschrieben haben, möchte ich fragen, ob sie selbst schon einmal einen Spaziergang mitgemacht haben? Wissen aus erster Hand vorhanden? Das interessiert mich.
    Ich weiß aus erster Hand und von – in der Tat zig Freunden aus zig Deutschen, Holländischen, italienischen, Spanischen Französischen und Kanadischen Städten, dass überall kleine radikale oder faschistische Gruppen oder Grüppchen mitlaufen, ja, leider. Sie sind das gefundene Fressen für die meisten Journalisten, denn ihre Berichte werden gedruckt und bezahlt. Ich aber – und JEDER, der jemals mitgegangen ist, weiß, dass diese in Gewaltmaßnahmen und unreflektierter Rechthaberei verirrten Seelen durchschnittlich weniger als 1% ausmachen. Auch die wollen gehört werden. Aber Gewalt funktioniert langfristig sicherlich nicht, um Frieden und Miteinander zu erschaffen. Das Gro der Spaziergänger und Demonstranten sind sehr friedliche, vernünftige, gebildete, oft besorgte Menschen, die sich auf diese Weise für ein gewaltfreies, impffzwangfreies Miteinander einsetzen. Auch dafür kann ich nur sagen: Hut ab!
    Ich bitte alle Kritiker, sich SELBER ein Bild aus erster Hand zu machen, BEVOR Sie urteilen oder verurteilen.

  16. Vor ein paar Tagen ging ich in den Zoo
    Die Sonne schien, mir war ums Herz so froh
    Vor einem Käfig sah ich Leute stehn
    Da ging ich hin, um mir das näher anzusehn

    Nicht Füttern stand auf einem großen Schild
    Und bitte auch nicht reizen, da sehr wild
    Erwachsene und Kinder schauten dumm
    Und nur ein Wärter schaute grimmig und sehr stumm

    Ich fragte ihn, wie heißt denn dieses Tier?
    Das ist die Freiheit, sagte er zu mir
    Die gibt es jetzt so selten auf der Welt
    Drum wird sie hier für wenig Geld zur Schau gestellt

    Ich schaute und ich sagte, lieber Herr
    Ich sehe nichts, der Käfig ist doch leer
    Das ist ja gerade, sagte er, der Gag
    Man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg

    Die Freiheit ist ein wundersames Tier
    Und manche Menschen haben Angst vor ihr
    Doch hinter Gitterstäben geht sie ein
    Denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein.
    Denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein.

    Georg Danzer

  17. Reaktion auf Merle Fischers Kommentar vom 17.2.22 16.10 Uhr (siehe oben)

    Hallo Merle Fischer, herzlichen Dank für die ausführliche Darstellung Ihrer Perspektive zu meinem Plädoyer für eine freie Impfentscheidung.
    Ich denke wir können in einzelnen Sachfragen innerhalb solch komplexer Zusammenhänge durchaus unterschiedlicher Meinung sein! Keines Ihrer Argumente spricht meiner Ansicht nach für eine Impfpflicht. Eine relative Risikoreduktion mit Sicherheit nicht. Auch Grundrechtseinschränkungen sind dadurch nicht zu rechtfertigen. Sonst wäre Rauchen verboten, Zucker und andere gesundheitlich bedenkliche Lebensmittel wären hoch besteuert und wir hätten ein Tempolimit von 30/60/90 Kmh (Innerorts/Landstrasse/Autobahn).

    Auch eine befürchtete Überlastung des Gesundheitssystems, auf Rechenmodellen beruhend, die sich immer wieder als extrem unzuverlässig erwiesen haben, als Grundlage für Zwangsmaßnahmen, ist extrem fragwürdig.

    Ich denke das gute und ausgewogene Informationen und Freiwilligkeit in einer Demokratie einen angemessenen und solidarischen Umgang mit einer gesundheitsbezogenen Krise ermöglichen.

    Meines Wissens gibt es auch mehrere effektive Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten für Covid-19, die ergänzend oder alternativ zu Impfungen eingesetzt werden könnten. Alternativlos ist eine effektive Stärkung des Gesundheitssystems, die in den letzten 20 Monaten und natürlich lange davor, sträflich vernachlässigt wurde (siehe Krankenhausschließungen).

    Dann bleibt eben die individuelle Risikoabwägung, bei der man sich natürlich täuschen kann. Denkbar ist ja auch, dass die Impfung mehr Schaden als Nutzen zeitigt. Kritische Ärzte und Wissenschaftlerinnen wiesen z.B. schon lange auf die Gefahr durch Blutgerinnungsstörungen hin, die dann zu Thrombosen bis hin zum Schlaganfall, sowie zu Herzmuskelentzündungen und Herzbeutelentzündungen führen können. Weitere potentielle Nebenwirkungen, die von Fachmenschen für möglich gehalten, bzw. beobachtet werden, sind u.A. die Beeinträchtigung des Menstruationszyklus, Fehlgeburten und eine generelle Schwächung des Immunsystems (verstärktes Wachstum von Krebszellen, erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten…).

    Um die Risikoeinschätzung zur Bedrohlichkeit von Covid19 zu unterstützen empfehle ich die Metastudien von Professor John Ioannidis und Team aus Stanford. Hier gibt es auch eine aussagekräftige Studie zu Schaden und Nutzen von Lockdown- und Hygiene-Maßnahmen (non.medical interventions).

    Mit freundlichen Grüßen, martin dronsfield

    p.s. Bei offenen Telegramm Gruppen weiß man nun mal nicht wer schreibt oder mitliest. Ich äußere mich immer, wenn mir fragwürdige Beiträge auffallen. Der von Ihnen erwähnte ist mir entgangen. Warum haben Sie sich nicht in der besagten Gruppe dazu geäußert?

    • Hallo Herr Dronsfield,

      zunächst einmal war meine Reaktion keine Argumentation für eine Impfpflicht, sondern eine Richtigstellung der von ihnen aufgestellten teilweise falschen, teilweise irreführenden Behauptungen.

      Tatsächlich habe ich die Impfpflicht mit keinem Wort erwähnt. Diese Diskussion wäre nun auf Grundlage der Fakten zu führen und da lassen sich durchaus unterschiedliche Positionen einnehmen. Das führt hier aber zu weit.

      Ihren Vergleich mit Rauchen, Zucker etc. hinkt, weil das Gesundheitssystem darauf ausgelegt ist, diese Fälle mitzubehandeln.
      Die Covid-Situation kommt da obendrauf, das macht den Unterschied. Sicherlich könnte man darüber nachdenken, einen Teil der Lockerungen zu lösen und stattdessen 30/60/90km/h einzuführen, dann würde sich die Belastung im Krankenhaus vielleicht verschieben, jedoch erklären Sie das mal bitte den deutschen Autofahrer*innen. Ganz abgesehen davon stehen die Krankenhauseinweisungen, die durch langsameres Fahren verhindert würden, in keinem Verhältnis zu dem, was gerade durch die Covid Maßnahmen verhindert wird und wäre wohl kaum mit der Notwendig der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen in Einklang zu bringen.

      Was das Verbot von Rauchen und Zucker angeht, das Sie vorschlagen, wären das langfristige Effekte, die die aktuelle Situation nicht verbessern. Wenn heute das Rauchen verboten wird, ist nicht morgen die Welt vom Lungenkrebs geheilt, verkürzt gesagt.

      Ihre Ideen sind ja schön und gut. Stärkung des Gesundheitssystems ist absolut richtig und wichtig, geht jedoch nicht von heute auf morgen. Sie haben ja ganz richtig gesagt, dass einige Krankenhäuser schließen mussten, aufgrund von Beschlusslagen, die vor der Pandemie getroffen wurden. Es gibt natürlich das Problem des Pflegenotstands, aber auch der lässt sich nicht von heute auf morgen beheben und die Corona-Maßnahmen sind aktuell das einzige Mittel, das von heute auf morgen wirkt.

      Die Therapiemöglichkeiten, die aktuell vorhanden sind, finden in der Regel erst bei Personen Anwendung, die schon im Krankenhaus sind. Sie helfen aktuell also nicht dabei, die Belastung der Krankenhäuser zu verringern, sondern dabei, Menschen das Leben zu retten. Eine präventive Maßnahme im Anfangsstadium der Infektion ist die Gabe von Monoklonalen Antikörpern an Menschen mit einem erhöhten Risiko, (die auf biotechnologisch Hergestellten Antikörpern basiert, wo sie ja auch Probleme mit zu haben scheinen). Das hilft zwar, da jedoch viele Menschen überraschender Weise einen schweren Verlauf erleiden, wird das minimale Eindämmungseffekte mit sich bringen.
      Tatsächlich sind Medikamente in Entwicklung, die werden aktuell jedoch noch geprüft und sind noch nicht zugelassen, wenn ich das richtig Überblicke.

      Bei der Impfung gegen Corona ist das Risiko für schwere Langzeitfolgen in allen Altersgruppen, für die die Impfung empfohlen wird, viel geringer, als das Risiko durch Covid schwerwiegende Langzeitfolgen zu erleiden, ansonsten hätte die Stiko ihre Empfehlung nicht ausgesprochen.

      Die Wahrscheinlichkeit bei einem Spaziergang auf der Autobahn überfahren zu werden ist auch höher, als auf einem Waldweg. Die Entscheidung gegen eine Impfung ist gewissermaßen eine Entscheidung für den Spaziergang auf der Autobahn.

      Da insbesondere die Mär über eine erhöhte Rate von Fehlgeburten sich hartnäckig hält, gibt es hier noch einen Faktencheck zu den Studien, die dies vermeintlich belegen sollen. https://correctiv.org/faktencheck/2021/10/26/angebliche-cdc-schockstudie-zahlen-zu-fehlgeburten-bei-geimpften-schwangeren-werden-falsch-interpretiert/
      Im Übrigen habe ich in meinem Kommentar gestern für Sie auch schon einen angeführt, der über Nebenwirkungen von Impfungen aufklärt. Ich kann Ihnen den nach wie vor nur ans Herz legen.

      Der Artikel von Ioannidis zum Thema Wirksamkeit von Coronamaßnahmen wurde schon 2020 von verschiedenen Stellen eingeordnet, weil er vielfach missinterpretiert und (teilweise) absichtlich fehlgedeutet wurde. Hier ein Beispiel zur Einordnung.
      https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/coronavirus-massnahmen-studien-stanford-john-ioannidis-lockdown-1.5187909
      Beispielsweise ging es in dem Artikel darum, warum eine Verschärfung des Lockdowns keinen Sinn ergeben würde (ich erinnere daran, dass wir 2020 noch ganz andere Maßnahmen hatten).
      Was seine Metastudien zur Bedrohlichkeit von Covid 19 angeht, beruhen die auf teilweise absurden, oder nicht repräsentativen Annahmen über Sterblichkeitsraten, so dass sie im Ergebnis Mumpitz sind und bereits von anderen Studien widerlegt wurden.

      Zu ihrem P.s. – wenn ich in jeder der Gruppen, in die ich gelegentlich hineinschaue, alle problematischen Weiterleitungen anmerken würde, wäre das ein unbezahlter Vollzeitjob, den ich mir nicht leisten kann. Außerdem würde ich da wohl schnell blockiert werden, woran ich kein Interesse habe, denn ich erachte die informierte Aufklärungsarbeit über die Gruppen außerhalb ihrer Bubble als wichtiger und sinnstiftender, als den Kampf gegen Windmühlen innerhalb.

      Also bleibt es ihr Job, wenn sie mit Ihrer Bewegung nicht in der rechten Ecke landen wollen, dafür zu Sorgen, dass sie sich nicht selbst dahinstellt.

      Viele Grüße

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*