Das Ergebnis der Bargteheider Bürgermeisterwahl hat man auch in der polnischen Partnerstadt Żmigród mit Interesse aufgenommen. Für das vierteljährlich erscheinende Stadtmagazin „Żmigróder Nachrichten” (Ausgabe 02/2022) konnte ich der Wahlsiegerin Gabriele Hettwer einige Fragen stellen. Nachstehend gebe ich die deutsche Fassung des Anfang Juli veröffentlichten Kurzinterviews wieder.
Christof Leidner
GESPRÄCH MIT DER GEWÄHLTEN BARGTEHEIDER BÜRGERMEISTERIN
„Ich möchte das Miteinander stärken.“
Frau Hettwer, zunächst einmal möchten wir Ihnen zu Ihrem beeindruckenden Wahlsieg herzlich gratulieren. Den Bürgerinnen und Bürgern Żmigróds sind Sie noch unbekannt. Können Sie sich den Lesern der Żmigróder Nachrichten kurz vorstellen?
Ja, gerne. Ich bin in Bargteheide aufgewachsen und als Jugendliche mit meinen Eltern nach Großhansdorf umgezogen. Heute wohne ich mit meinem Mann Jürgen in Hoisdorf etwa 13 Kilometer von Bargteheide entfernt. Unsere Tochter Charlotte studiert in Jena Medizin. Meine Karriere ist klassisch verlaufen. Ich habe in meinem Berufsleben in fast allen Fachbereichen gearbeitet. Seit 1998 bin ich Büroleiterin und Leiterin des Haupt- und Ordnungsamtes in der Gemeinde Großhansdorf. In meiner Freizeit bin ich gerne in der Natur, in unserem Garten und unterwegs mit dem Fahrrad. Gerne gehe ich auch in Theater und in Konzerte.
Ich engagiere mich immer dort, wo eine helfende Hand benötigt wird. So habe ich jahrelang das Rote Kreuz bei Blutspende-Terminen in Hoisdorf unterstützt, die Schulzeit meiner Tochter als Elternvertreterin begleitet und über ein paar Jahre den Vorsitz für die Volkshochschule Großhansdorf e.V. innegehabt.
Welche Schwerpunkte möchten Sie als Bürgermeisterin setzen und welche konkreten Vorhaben werden Sie als erstes angehen?
Als neue Bürgermeisterin sehe ich mich als Bindeglied zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik. Ich wünsche mir ein zukunftsfähiges Bargteheide. Eine Stadt, die Heimat für alle ist, in der es sich gut leben lässt und die wirtschaftlich gut aufgestellt ist. Als Erstes möchte ich das Miteinander stärken.
Alle erwarten fünf knackige Themen, aber in Bargteheide ist mehr anzupacken. Klimaschutz wird einen großen Platz einnehmen. Die vorliegenden Konzepte sind fortzuschreiben und umzusetzen. Beschlüsse der Stadtvertretung wie Digitalisierung der Schulen, Außensportgeräte für Jung und Alt, Verkehr, Schulhofneugestaltung und Neubau Feuerwache sind anzugehen. Bedarfsorientierte Angebote für Jugendliche, Familien und Senioren sind gemeinsam zu entwickeln. Das Ehrenamt benötigt eine Aufwertung und eine gute Zusammenarbeit mit der Verwaltungsleitung. Weitere wichtige Themen sind Stärkung des ÖPNV, bezahlbarer Wohnraum für Familien, Singles, Senioren und junge Leute, Wirtschaftsförderung, Innenstadtmanagement und das Städtebauförderungsprogramm. Bargteheide hat viele Themen angestoßen, jetzt geht es um die Umsetzung durch die Verwaltung.
Welche wichtigen Investitionen warten auf Bargteheide in den nächsten Jahren?
Der Neubau der Feuerwache steht ganz oben auf der Agenda. Das Foyer (Pausenhalle / „Kuhle“) des Gymnasiums Eckhorst und die Kindertagesstätte „Am Mühlentor“ werden saniert. Die Sporthalle KGB soll ersetzt werden, hierfür laufen die Planungen an. Für das Kleine Theater ist ein barrierefreier Anbau geplant. Die Flutlichtanlagen auf den Bargteheider Sportplätzen werden auf- und umgerüstet. Für eine bessere und sicherere Abstellmöglichkeit für Fahrräder wird ein Fahrradparkhaus auf der Westseite des Bahnhofs entstehen.
Sie haben die Wahl mit 65% der Stimmen recht klar gewonnen. Dennoch gibt es auch viele Bargteheider, die Sie nicht gewählt haben. Wie wollen Sie diese Menschen für sich gewinnen?
Offen. Ich arbeite seit Jahrzehnten mit Bürgern, ehrenamtlich Tätigen, Mitgliedern aus allen politischen Parteien sehr gut zusammen. Das werde ich in Bargteheide fortsetzen. Ein offener, transparenter und vertrauensvoller Umgang und ein offenes Ohr für die Anliegen der Bargteheider wird dazu beitragen.
Welchen Stellenwert haben für Sie die Bargteheider Städtepartnerschaften, insbesondere die mit Żmigród? Wie kann eine moderne Städtepartnerschaft nach der langen und schwierigen Zeit der Pandemie künftig aussehen?
Die Städtepartnerschaft hat für mich eine hohe Bedeutung. Ein wertvoller Aspekt sind die persönlichen Kontakte der Einwohnerinnen und Einwohner beider Länder. Die Annäherung der Menschen bringen unterschiedliche gesellschaftliche Sichtweisen zueinander. Das Verständnis füreinander wächst. Die Erfahrung der Gastfreundschaft und des Willkommenseins in einer fremden Umgebung sind ein zentraler Bestandteil der Austauscherfahrung und werden häufig als sehr emotional wahrgenommen.
Die Begegnungen schaffen ein Bewusstsein für die Lebensrealität im Partnerland und machen diese greifbar. Ich würde mir wünschen, dass wir gemeinsam unsere Partnerschaft nach der Corona-Pandemie wieder beleben können. Wir sollten die Partnerschaften wieder auf breitere Füße stellen und neue Akteure gewinnen. Wirtschaft, Klima, Kultur, Jugend und Sport sind nur einige Bereiche, in denen der Austausch unbedingt intensiviert werden sollte. An dem „WIE“ müssen wir gemeinsam arbeiten. Ich werde mich in den Prozess einbringen und das Ehrenamt in diesem Sinne nach besten Kräften unterstützen.
Vielen Dank. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Freude an Ihrer neuen Aufgabe zum Wohl der Bargteheider Bürgerinnen und Bürger.
Fragen und Übersetzung Christof Leidner
Und für unsere polnischen Freund*innen: