Er war viel mehr, als der Mann mit Hut, der zum wichtigsten Markenzeichen des Swing-Sängers geworden ist: In dem Dokumentarfilm „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“ greift Produzentin Katharina Rinderle die Biographien gleich zweier Ausnahmetalente auf. Eugen und Roger Cicero waren Vater und Sohn, aber vor allem waren sie außergewöhnliche Künstler, deren Lebenswege sich durch die gemeinsame Leidenschaft für Musik verwoben und dabei Grenzen überschritten haben. Das Kino im Kleinen Theater Bargteheide zeigt den Film am So., den 11. September, um 19.30 Uhr mit Begleitung von Autorin und Produzentin Katharina Rinderle.
Mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet, kommt mit der Filmbiographie „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“ ein wahres Schmuckstück deutscher Musikgeschichte in die Kinos. Als Katharina Rinderle das Filmprojekt 2012 startete, ahnte sie noch nichts von dem tragischen Verlauf, den die Dreharbeiten nehmen sollten. Sie begleitete Roger beim Auftakt seiner Tournee in Hamburg, porträtierte die Auftritte mit der Bigband und versuchte zu ergründen, wer Roger und Eugen als Mensch und Musiker waren, wenn das Scheinwerferlicht ausging. Denn ihre Pionierarbeit, ihr musikalisches Können, ihre Begeisterungsfähigkeit und Vielfalt zeichneten sie beide (mit Hang zum Extremen) aus (Katharina Rinderle).
Vier Jahre später, auf den Tag genau, erlitt Roger Cicero im Alter von 45 Jahren einen Hirnschlag. Nicht nur in dieser Hinsicht teilt er das Schicksal seines Vaters, der 1997 ebenfalls mit nur 57 Jahren an einem Hirnschlag verstarb. Doch Rinderle beschloss, weiterzumachen, überzeugte Regisseur Kai Wessel von ihrer Vision einer Doppelbiografie, die sich vom Sohn zum Vater spannt und damit das Herzstück der ursprünglichen Idee beibehält. Zusammen mit Freunden und Weggefährten von Roger und Eugen Cicero ist so ein facettenreiches Puzzle zweier Leben entstanden, das sich zwischen Konzertaufnahmen und Interviewpassagen entfaltet und dabei auch die tragischen Aspekte der Biographien nicht außenvorlässt. Denn trotz aller Genialität fanden sie nicht immer die Balance zwischen Rampenlicht und Privatleben, zwischen Bühnenwirklichkeit und der Realität. „Große Begabung, tiefer Schmerz – das zieht sich als Leitmotiv durch das Leben beider Musiker (NDR).“
Dabei entdeckte Eugen Cicero seine Begabung früh, spielte im Alter von vier Jahren am Piano eines Nachbarhauses, wo er sich erste Stücke ohne Noten selbst beibrachte. Zwei Jahre später gab der erst 6-Jährige bereits sein erstes öffentliches Konzert mit dem Sinfonieorchester, erhielt Klavierunterricht bei Aurelia Cionca, einer der bekanntesten, rumänischen Pianistinnen und Meisterschülerin von Franz Liszts. Später nutzt Eugen eine Konzerttournee zur Flucht in den Westen, wo er als Jazzpianist berühmt und sogar reich wird. Als unvergleichbaren Künstler bezeichnen ihn Musikerkollegen. Doch zur Tragik von Eugen Ciceros Leben gehört es, dass er den Widerspruch zwischen Kunst und Kommerz dann eben nicht aushält, die Familie früh verlässt, Alkoholiker wird. Und Roger, der Sohn, leidet unter der Trennung vom Vater, mit dem ihn doch die Musik so eng verbindet (NDR). Es verwundert nicht, dass Roger trotz gemeinsamer Auftritte stets seinen eigenen Stil zu finden versucht. Zum großen Durchbruch verhilft ihm der ESC 2007, den er zusammen mit seiner Bigband überraschend für sich entschiedet. Seine neue Stilrichtung wird zu einem Phänomen, das in professionellen Musikerkreisen aber auch in der Öffentlichkeit gleichermaßen geschätzt wird. Und dann gab es noch die dunkle Seite der Karriere: Alkohol, Drogen, die vermeintlich helfen, Gemütslage und Vermarktung in Einklang zu bringen. All das zeigt Kai Wessels Doku in dramaturgisch gut gewählten Gegenschnitten beider Leben von Eugen und Roger Cicero.
„Ich hätt‘ so gern noch Tschüss gesagt, noch ’nen letzten Song mit Dir gemacht“, singt Roger Cicero am Ende für seinen verstorbenen Vater. Was bleibt, ist ein warmes Gefühl, gleichzeitig aber auch eine leise Wehmut und die Erinnerung an zwei außergewöhnliche Musiker, die den Zenit ihres Schaffens noch lange nicht überschritten hatten. Das Kino im Kleinen Theater Bargteheide zeigt den Film in Begleitung von Katharina Rinderle. Die Produzentin wird sich im Anschluss der Vorführung den Fragen des Publikums stellen.
„Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“, So. 11.09., 19.30 Uhr.
Die Kinokarten sind an der Abendkasse ab 19:00 Uhr erhältlich. Platzreservierungen müssen nicht vorgenommen werden.