Beitrag einer Leserin zur letzten Stadtvertretersitzung

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Eine anwesende Bürgerin zeigt sich von der Entscheidung der Bargteheider Politik enttäuscht

Rund 100 Gäste fanden sich am vergangenen Donnerstagabend zur 29. Sitzung der Stadtvertretung in der Aula der Dietrich-Bonhoeffer-Schule ein. Die meisten von ihnen Jugendliche verschiedener Bargteheider Gruppen. Aber auch einige Erwachsene waren gekommen, um das unter den Tagesordnungspunkt 6 behandelte Anliegen der Initiative Jugend für Jugend (JfJ) zu unterstützen.

Vor rund drei Wochen hatten deren Mitglieder auf einer Demonstration, in deren Anschluss sie die „Villa Wacker“ besetzten auf die Missstände in Bargteheides Jungendpolitik gemacht. Ihr Wunsch: Die seit vielen Jahren leerstehende Villa solle von der Stadt als Treffpunkt für Jugendliche zur Verfügung gestellt werden. Hierfür wäre eine Nutzungsduldung notwendig, die von der Mehrheit der Stadtvertreter abgelehnt wurde.

Die anwesende Bargteheider Bürgerin Kerstin Schiele schickte uns dazu diesen Leserbeitrag:

Am Donnerstag besuchte ich erstmals eine Stadtvertretersitzung. Top 6 war die Nutzungsduldung der Initiative „Jugend für Jugend“ für Räumlichkeiten in der Villa Wacker. Die Jugendlichen bekommen seit Jahrzehnten in Bargteheide keine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, um ihren Interessen nachgehen zu können, sich zu treffen und austauschen zu können. Daher hatten sie, nachdem sie auf demokratischem Wege von den lokalen Politiker:innen im Stich gelassen worden sind, kurzzeitig die Villa Wacker besetzt, um ihrem dringenden Wunsch Nachdruck zu verleihen, endlich ernst genommen zu werden, einen trockenen Raum zu bekommen, an dem sie sich Treffen dürfen, ohne vertrieben zu werden und an dem alle genügend Platz finden.

Die Versammlung war armselig. Die Bürgervorsteherin erinnerte in regelmäßigen Abständen spassbefreit, dass „klatschen unerwünscht sei“. Man war froh, dass atmen noch erlaubt war. Bis auf von Frau Dr. Kastner von den Grünen gab es keine uneingeschränkte Wortäußerung, von der man den Eindruck hatte, die Botschaft der Jugend hätte den Empfänger erreicht und er möchte an dem jetzigen Zustand ernsthaft etwas ändern und der Jugend Bargteheides helfen. Alle anderen äußerten ein „nein“, was häufig als „ja ABER“, getarnt war und waren damit beschäftigt, zu erläutern, warum es „leider“ nicht geht oder was man als Partei in der Vergangenheit schon „ach so Tolles“ für Kinder, Rentner etc. geleistet hätte (das ist vielleicht ganz toll, aber sorry: heutiges Thema verfehlt). Was für ein Armutszeugnis. Man könnte meinen, diese Damen und Herren seien niemals jung gewesen. Zumindest können sie sich nicht erinnern.

Seit Jahren wird in Bargteheide für den Zuzug neuer Familien geworben. Stormarns „lebendige Stadt“. Aber sobald aus „den süßen Kleinen“, Teenager mit Hoodies und, Gott bewahre, vielleicht bunten Haaren werden, hört der Spaß auf und die Kinder, UNSERE Kinder, die beginnen, sich in unserer lebendigen Stadt einzubringen und zu engagieren, werden mit leeren Worten hingehalten, argwöhnisch beäugt (auch am Donnerstag wurde u.a. wieder die Polizei bemüht, sich vor dem Gebäude aufzustellen) und diffamiert.

Bürgermeisterin Frau Hettwer sagt auf Bargteheides Internetseite in Ihrer Grußrede: „Es kommt auf jeden an. Beteiligen Sie sich gerne; nur gemeinsam gelingt es uns, die Zukunft unserer Stadt Bargteheide zu gestalten.“ Schöne, leere Worthülsen. Bargteheides Jugend hat keine Lobby. Arme Jugend! Vielleicht sollte ich aber eher sagen: wir armen Erwachsenen! Denn so, wie wir heute für unsere Jugend sorgen, werden sie in eine paar Jahren für uns sorgen. Sie sind unsere Zukunft!

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