Bargteheide – Der Volkstrauertag hat in Bargteheide eine etwas andere Form. Seit 40 Jahren nutzt eine Arbeitsgruppe diesen Tag, um zum Nachdenken über Krieg und Gewalt anzuregen. Und da mitten in Europa ein blutiger Angriffskrieg tobt, lautet das Motto in diesem Jahr „Entrüstet euch“.
Besonders froh ist das Team über die Teilnahme von Schülern des Eckhorst-Gymnasiums an der Veranstaltung. Sie findet in diesem Jahr auch in dieser Schule statt, Termin ist Sonntag, 13. November ab 11.15 Uhr in der dortigen Kuhle. Dem voraus gehen der Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Kirche und die Kranzniederlegung am Ehrenmal.
Das Thema wurde auch im Unterricht behandelt. Dafür diente die Parabel „Die Vorüberlaufenden“ von Franz Kafka. Sie handelt von einem Spaziergänger, der ein nächtliche Verfolgungsjagd zweier Männer beobachtet. Aber er schreitet nicht ein, sondern beruhigt sich gleichgültig mit Gedanken-Konstrukten. So ist er froh, das Verfolgungsgeschehen bald nicht mehr zu sehen. Diese Parabel werden die Schüler aus dem zehnten Jahrgang szenisch darstellen.
Es geht den Akteuren um das Hinsehen, die Wahrnehmung und um aktives Handeln. Um Erinnerungskultur. Sie folgen damit auch dem Appell von Sophie Scholl, „wer nicht hinsieht, macht sich mitschuldig“. Eine Umfrage unter Oberstufenschülern zu ihren Emotionen zum Ukraine-Krieg ergab, dass viele ihn verdrängen oder sich ohnmächtig fühlen. „Wir sollten die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen“, sagt Birgitt Gartenschläger von der Arbeitsgruppe dazu, „aber sie scheinen sich zu wiederholen.“
„Bargteheide ist der einzige Ort, der sich auf diese Art in das Thema einbringt“, sagt Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth. Sie freut sich darüber, dass es gelungen ist, die Schüler einzubeziehen. „Das Thema betrifft uns alle, das hat uns die Parabel deutlich gemacht“, sagt Schülerin Emilia.
Schulleiter Lars Troche ist froh über die Rolle des Gymnasiums dabei: „Es ist gut, dass wir uns zum aktuellen Geschehen äußern.“ Zu den Schülern zählten auch Flüchtlinge aus der Ukraine. Und Bürgermeisterin Gabriele Hettwer begrüßt die Aktivität der Schüler: „Unsere Werte der Demokratie werden in der Ukraine angegriffen.“ Es sei mit Blick auf die Zukunft wichtig, das weiter zu thematisieren.