Fazit und Forderungen des NABU Ammersbek
Engagierte Bürger*innen retten viele Tiere
Durch schweißtreibendes Engagement einzelner Men-
schen, darunter auch zwei unserer Schutzgebietsbetreue-
rinnen, konnten eimerweise Kaulquappen umgesetzt und
gerettet werden.
Durch eine schnelle Notreifung haben es zumindest auch
einige Kröten von selbst geschafft, nämlich solche, die
nachts an Land krabbeln konnten auf der Schattenseite
des Teiches.
Auch von den Großmuscheln wurden rund 600 gerettet,
dank des erst dienstlichen und dann zusätzlichen priva-
ten Engagements einer Biologin und ihrer Kinder.
Für die meisten Fische, die im Vergleich zu den anderen Tieren viel mehr Sauerstoff brauchen,
kam jede Hilfe zu spät. Der Bestand an den Fischen, die in so einem Gewässer natürlicherweise
leben, wird sich aber wieder erholen. Die wiederbelebte Moorbek bringt Stichlinge und andere
kleine Fische mit und Enten tragen in ihrem Gefieder Fischeier ein.
Unser Fazit:
Die zuständigen Hamburger Behörden haben zu langsam reagiert und Warnungen der Artenschutzexperten vor Ort nicht beachtet. Offenbar waren die artenschutzrechtlichen Belange und die biologischen Konsequenzen aus einer Zeit, in der Amphibien laichen, aber Ge-
wässer normalerweise noch nicht austrocknen, den wasserbaulich ausgerichteten Behörden nicht ausreichend bekannt.
Erste behördliche Tierrettungsaktionen waren hilflos und von Unkenntnis bestimmt, man glaubte, die Erdkröten würden in der Restpfütze überleben, während diese bereits als durch
Gewässeraustrocknung notgereifte Kleinkröten an den
besonnten Ufern starben.
Mehrere Wochen lagen tote Fische in der prallen Hitze
auf dem Schlamm und trieben im Wasser bevor sie
endlich eingesammelt wurden.
Erst als von entsetzten Bürgern und dem NABU Am-
mersbek die Hamburger Umweltbehörde, BUKEA, alar-
miert wurde, kümmerte man sich behördlicherseits um
partielle Rettung geschützter Tiere.
Das Wehr wurde vom Bezirksamt Wandsbek erst zweieinhalb Monate nach unserem Hinweis auf das durch Teichaustrocknung drohende Krötensterben mit einer Bretterwand abgedichtet. Es sickert aber noch immer etwas Wasser durch.
Obwohl der Zustand des Wehrs seit Jahren bekannt ist, wurden mögliche Folgen der Undichtigkeit nicht bedacht. Trockenheit allein hätte nicht zu einem solchen Ausmaß des Sterbens geführt, es kamen mehrere Faktoren hinzu, die das Extremereignis beförderten:
Der Zufluss von oberhalb aus der Moorbek versiegt immer wieder, weil aus dem Einzugsgebiet Wasser nicht kontinuierlich nachströmt. Grund dafür ist die Versiegelung, Austrocknung von Quellen und Entwässerung von Agrarflächen. Das alles führt in der
Summe dazu, dass im Winter Wasser schnell wegfließt und insgesamt zu wenig Wasser zurückgehalten wird.
Die Wasservorräte aus dem Winter 22/23 waren zu gering für ein trockenes Frühjahr. Die sommerlichen Trockenphasen der Vorjahre hatten auf die Amphibien keinen vergleichbaren Effekt, da sie das Wasser bereits verlassen hatten. Auch andere Wassertiere wie die zahlreichen Libellenarten sind weit weniger betroffen, wenn eine Tro-
ckenphase erst im Hochsommer einsetzt. Viele Arten sind an derartige Verhältnisse angepasst. Eine sommerliche Austrocknung, in Fischteichen oft als sogenannte Sömmerung künstlich herbeigeführt, hat sogar positive Effekte. Eine Frühjahrstrockenheit wirkt sich dagegen negativ auf das Gesamtbiotop und seine Bewohner aus.
6. Die Ereignisse dieses Frühjahrs bestätigen uns in unserer Forderung, den Lottbeker Stauteich in seiner heutigen Größe zu erhalten. Das Herstellen der Durchgängigkeit der Lottbek durch Rückbau des Teiches würde einen größeren Schaden für den Artenschutz anrichten als die derzeitige Unterbrechung des sauerstoffreichen, kühlen Fließgewässers durch das sauerstoffarme, sich schnell erwärmende Stillgewässer:
Die große Zahl der dort laichenden Erdkröten und der auf dem Gewässerboden lebenden geschützten Muscheln und Schnecken sind vom Erhalt eines ausreichend großen Gewässers abhängig.
Der Stauteich ist ein bedeutendes Naherholungsgebiet, das im oberen Bereich in den beiden Naturschutzgebieten natürlich ausgebildet und im unteren Teil nahe dem Wehr durch Nutzung des Ufers (insbes. badende Hunde) geprägt ist. Eine Reduzierung der Wasserfläche auf den oberen Bereich durch die Errichtung eines Dammes, wie die Pla-
nungen derzeit vorsehen, würde zur Verlagerung der Nutzung in den Naturbereich und damit zur Zerstörung der gesetzlich geschützten röhricht- und schwertliliengeprägten Uferbiotope führen. Dies hätte auch negative Folgen für die wenigen dort brütenden Wasservögel und für die Selbstreinigungskraft des Gewässers.
Ein Rückbau des Stauteiches auf eine Restfläche würde das Jagdhabitat der Wasserfledermäuse beträchtlich verkleinern, so dass negative Auswirkungen auf ihren Bestand nicht auszuschließen sind.
Die starken Überflutungen der Hamburger Unterlieger 2007 wurden primär von der Verengung des Abflussquerschnittes von einer oder zwei Brücken zu den Grundstücken verursacht. Darauf wiesen übereinstimmend NABU und BUND in ihren Stellungnahmen
zur damals geplanten Umlegung der Lottbek hin. Vor einigen Jahren wurde die engste Brücke erneuert und erweitert, so dass seitdem kein Starkregenereignis zu solchen Überflutungen führte. Die Notwendigkeit der Erhöhung des Retentionsvolumens, also
der Wassermenge, die bei Starkregenereignissen im Teich zurückgehalten wird, ist daher zu hinterfragen.
Ein größerer Retentionsraum ohne Eingriff in die Teichstruktur ergäbe sich natürlicherweise, wenn die Lottbek mehr Platz hätte. Dieser ist durchaus vorhanden, denn die Hamburger Talwiese parallel zum Bachlauf unterhalb des Mönchs könnte der Bach nutzen, wenn man seinen Lauf durch Rückbau der Verbauung und kleine Gestaltungsmaßnahmen naturnäher mäandrieren ließe. Das hätte auch einen positiven Nebeneffekt auf den an den Steilufern ständig einbrechenden Wanderweg.
Da infolge der veränderten Jahresniederschläge die Lottbek immer wieder trockenfällt, ist eine Durchgängigkeit des Baches über das ganze Jahr sowieso nicht mehr gewährleistet, ein Umbau des Gewässers nur zur punktuellen Erhöhung der Durchgängigkeit
stünde in einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis.