Der erste „Stadtdialog“ war „Augenwischerei“

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Politikerwort von Thomas Fischer (Grüne):

Bemerkenswert, auf welch hohem Niveau am 21. April im Ganztagszentrum diskutiert wurde. Stadtplaner, Architekten, Verkehrsexperten – allesamt Einwohner von Bargteheide – hatten sich ausgiebige Gedanken gemacht und Vorschläge entwickelt, um den Bahnhof und sein Umfeld in ein städtisches Gesamtkonzept einzubinden.

Thomas Fischer

Ein „Begrüßungsort“ müsse unser Bahnhof sein, das „Herz“ unserer „lebendigen Stadt“. Die grüne Achse nach Osten solle mit einer korrespondierenden Promenade in die Innenstadt verbunden werden. Die tägliche Konkurrenz zwischen Pendlern und Schülern, Radfahrern und Fußgängern könne doch durch bauliche Maßnahmen entschärft werden. Manche der Anwesenden hatten ausführliche Zeichnungen und Tischvorlagen mitgebracht.

Jedoch war eine Diskussion auf Augenhöhe nicht wirklich beabsichtigt. Auf der Homepage der Stadt steht es noch immer Schwarz auf Weiß: Die bereits vorliegenden Planungen sollten vorgestellt und dazu ein „Stimmungsbild“ erhoben werden. Mehr noch: Im Grunde ging es vor allem um die Fragen, wo die vielen Autos parken sollten, wo dann noch Platz wäre für Fahrradstellplätze und wie viele Stockwerke das Parkhaus bekommen soll, das dort geplant ist, wo jetzt noch der Krähenwald lautstark zum Bahnsteig hinüber grüßt.

Folglich sprach Moderator Mensing zwar von einem „ergebnisoffenen“ Workshop, klebte aber an seinem eigentlichen Auftrag. Ebenso folgerichtig empörten sich einige Teilnehmer über die „Augenwischerei“ der Veranstaltung.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte Stadtrat Claussen betont, die Stadt werde „die Ideen und Vorschläge aus der Bevölkerung in unsere Planungen mit einbeziehen“. Dies sollte auf der nächsten Sitzung des Planungsausschusses eine Woche später geschehen.

Auf dieser Sitzung wurde zuerst die Veranstaltung gelobt. Dann wurde erwogen, irgendwann eine Folgeveranstaltung zur Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes durchzuführen. Gleich anschließend, zum Erstaunen der vielen Zuhörer, wurde von der Ausschuss-Mehrheit und gegen die Stimmen von Grünen und WfB die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für das Krähenwald-Grundstück beschlossen. Die vielen Vorschläge des Workshops und der Einwohner wurden dabei in keiner Weise einbezogen.

So gerät Bürgerbeteiligung zur Farce. Und genau so erzeugt man bei den Wählern Politikverdruss, sinkende Wahlbeteiligung und allgemeine Enttäuschung. Der Erfolg der Protestparteien hat nämlich auch lokale Ursachen.

Wir sind gespannt auf den zweiten Stadtdialog. Wahrscheinlich geht es dann um die drängende Frage, ob vor dem Bahnhof lieber Hochbeete oder Blumenkübel stehen sollen. Auf jeden Fall Pflanzen, denn auf der anderen Seite der Bahn werden diese ja weitgehend abgeholzt.

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