„Kulturelle Seele verloren“

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Es knirscht im Kleinen Theater Bargteheide. Hans-Peter Jansen, Betreiber des Cinema Paradiso, fordert Kompensation für seine Einnahmeausfälle. Sonst werde er seinen Vertrag nicht verlängern, der Mitte kommenden Jahres ausläuft. Die entstandenen Verluste beziffert er auf 25 000 Euro. Sie seien vor allem durch den Trägerverein entstanden, der in diesem Jahr bereits 55 Kinotage in Anspruch genommen. Insgesamt betrage das Manko  schon 120 Veranstaltungstage. Vertraglich seien ihm aber 300 Kinotage im Jahr zugesagt worden.

„Das ist Quatsch“, sagt hingegen Olaf Nehls vom Theaterverein dazu. Man habe jetzt noch einmal nachgerechnet und sei dabei auf nur 26,6 Veranstaltungstage gekommen. Damit sei das Vereinskontingent nur um einen Zweidritteltag überschritten worden. Der kommt dann zustande, wenn eine Veranstaltung vor 19.30 Uhr endet. Damit habe der Verein sich an die Vereinbarung gehalten, die bereits 2008 im Nutzungsvertrag besiegelt wurde. Der Kulturring habe 15  Abende bespielt.

Das Haus sei nicht mehr sexy, so Jansen. Im Vorjahr sei die Kinobesucherzahl um 25 Prozent zurückgegangen, in den drei laufenden Quartalen um weitere 23 Prozent. „Und das obwohl die Branche boomt.“ Die 300 Kinotage im Jahr seien ihm vertraglich zugesichert worden, doch seine Partner hielten sich nicht daran. Für die kommende Saison seien bereits 80 Veranstaltungen geplant. Termine würden nicht mehr koordiniert.

Auch inhaltlich kritisiert Jansen die Vereinsarbeit: „Es fehlen hier kreative Mitstreiter mit Charisma, die kulturelle Seele fehlt jetzt.“ Kirsten Martensen und auch Manfred Kutsche vom inzwischen aufgelösten Kulturring seien solche Menschen gewesen. „Wir haben alle unsere Visionen gesehen und das Haus zum Kulturtempel gemacht.“

Kutsche sei vom Hof gejagt worden, obwohl der Kulturring 30 Jahre lang ein gutes und anspruchsvolles Programm geboten habe. Der Kulturring sei in kurzer Zeit abgewickelt worden, nach einer Lösung sei nicht gesucht worden. „Ich würde es begrüßen, wenn er zum Weitermachen überredet wird.“ Auch etwas Vergleichbares mit Niveau sei denkbar. „Es fehlt eine kreative Seele, die Kultur lebt und nicht nur verwaltet.“

Zwar habe es immer auch Reibungen unter den drei Kulturschaffenden gegeben, letztendlich habe man sich aber stets geeinigt. „Über die Terminvergabe gab es immer Konsens.“ Das sei jetzt anders. 80 Veranstaltungen seien bereits für die nächste Saison angekündigt worden.

Jetzt werde nur noch verwaltet, kritisiert Jansen. Auch die Theaterwerkstatt werde nicht hinreichend gefördert. „Sie ist das Wichtigste im Haus und sollte deshalb ebenso subventioniert werden wie der Trägerverein. Die Theaterschule und der Kulturring müssen hier bleiben.“ Das müsse auch die Stadt begreifen. Die sitze das Problem aber bisher aus und investiere nur in die Theatertechnik und den Trägerverein. Der sei politisch und gesellschaftlich besser vernetzt in der Stadt.

Zwar werde jetzt endlich in die Renovierung des Hauses investiert. Zuvor hätten Jansen und Gastronom Baki Abazi erhebliche Summen in das kommunale Haus investiert. Jansen sagt, er habe etwa 100 000 Euro dafür aufgebracht: „85 Stühle im Saal, die Wandbespannung und der Projektor gehören mir.“

Anerkennung für seine Leistungen habe er zuletzt von Ex-Bürgermeister Werner Mitsch erfahren, sagt Jansen. „Für kein Haus habe ich so gekämpft wie hier in Bargteheide, ich liebe es.“ Deshalb empfinde er die Perspektive dafür jetzt schmerzlich. Unter diesen Vorzeichen sei er nicht schlüssig, ob er den Vertrag noch verlängern könne.

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