Reiches Land – Arme Kinder

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Die Kinderarmut im Kreis Stormarn ist auf dem Höchststand. Der Kinderschutzbund mahnt mit 7248 Fähnchen

 

Gemeinsam mit 100 Ahrensburger Schülerinnen und Schülern der Stormarnschule, der Selma-Lagerföf-Gemeinschaftsschule und der Beruflichen Schulen wurden gestern 7248 blaue Fähnchen in die Wiese vor dem Ahrensburger Schloss gesteckt. Jedes Fähnchen symbolisiert ein armes Kind in Stormarn. Das sind noch einmal rund 250 Fähnchen mehr als im Vorjahr. Damit ist die Kinderarmut im Kreis Stormarn auf dem Höchststand.

Lucie, 10. Klasse beim Fähnchenstecken

An der Stormarnschule nehmen seit einigen Jahren jeweils die sechsten Klassen an der traditionell am Weltkindertag stattfindenden Aktion teil. An der Schule gibt es außerdem die AG „Culture Connect“. „Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler engagieren sich beispielsweise in der Hausaufgabenhilfe im Kinderhaus oder übernehmen, in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der die Flüchtlinge, die Kinderbetreuung, damit die Eltern an Deutschkursen teilnehmen können“, erläutert Ann Charlott Mauve, Lehrerin an der Stormarnschule und Leiterin der AG, das Projekt.                               Und Ingo Loeding, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Stormarn, ergänzt: „Kinder sind in diesem Alter noch sehr offen für soziale Probleme und besitzen ein hohes Maß an Empathie. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung und das Engagement der Schulen.“

Jonah, Janko, Binga und Luca von der Selma-Lagerlöf-Schule beteiligen sich zum vierten Mal an der Aktion

Das Geld ist da, der Wille etwas zu ändern scheinbar nicht.

Das Armutsrisiko der unter 18-jährigen ist weiter gestiegen. Für Birgitt Zabel, erste Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes des Kreises Stormarn ein Skandal: „Schon in den letzten beiden Jahren standen wir fassungslos vor der Tatsache, dass die Arbeitslosenzahlen so gering wie schon lange nicht mehrwaren, die Zahl der armen Kinder und Jugendlichen trotzdem anstieg. Wir können nicht feststellen, dass es wesentliche Verbesserungen für diese Kinder und Jugendlichen gibt.“Und vor der leuchtenden Kulisse am Schloss ergänzt sie: „Das Geld ist da, der Wille etwas zu ändern scheinbar nicht.“

Ingo Loeding glaubt, dass die Schere zwischen arm und reich in den kommenden Jahren eher noch weiter auseinandergeht. So bleibe der Zuschuss zu den Schulkosten für arme Kinder seit 8 Jahren unverändert bei 100 Euro, während die Zuzahlungen pro Schuljahr für die Familien häufig schon 300 Euro ausmachen. „Um am Schulunterricht teilzunehmen müssen Eltern das Geld vom Budget für Lebensmittel und Kleidung nehmen, das ist skandalös.“ Beim Sozialgeld für bis zu 6-jährige habe der Kreis 2017 bereits zum zweiten Mal den Satz für Lebensmittel um 6% gekürzt. Im Klartext bedeutet das: 2,81 Euro pro Tag für Frühstück, Kindergartenbrot, Mittagessen und Abendbrot inklusive Getränke.

 

Aber es gibt auch positive Signale: Die Stadt Ahrensburg hat in diesem Jahr die städtischen Angebote im Ferienprogramm für Kinder, die nicht in den Urlaub fahren, kostenlos angeboten. Dazu gehörte auch der Besuch des Schwimmbades.

 „Glinde ist bisher die einzige Gemeinde, die auf die Zuzahlungen zu den Ganztagesangeboten der Schulen verzichtet. Hier muss noch viel passieren, denn vielen Eltern können das Geld für die Betreuung nicht aufbringen“, ergänzt Ingo Loeding.

„Es ist nicht nachvollziehbar“, kritisiert Birgitt Zabel „dass es in unserem Land und im Kreis so wenig überzeugende Konzepte für armutsgefährdete Kinder gibt. Jedes Kind ist wichtig!“

In diesem Jahr gehen die Fähnchen sogar auf Tour. In Bargteheide sind sie am Dienstag, den 25.09.2018, ab 8 Uhr auf der Wiese Ecke Südring/Hamburger Straße zu sehen.

 

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