Nach einer langen, coronabedingten Pause geht es mit dem Interkulturellen Gesprächskreis endlich weiter. Wir freuen uns sehr darüber. Wir – das ist das neue Team des Interkulturellen Gesprächskreises, nämlich Gisela Euscher und Dorothea Schmidt. Gisela Euscher hatte schon jahrelang als Leiterin und Mitarbeiterin der Volkshochschule unsere Arbeit sehr wohlwollend begleitet. Jetzt ist sie im Ruhestand und wir können den Gesprächskreis in Zukunft gemeinsam ehrenamtlich gestalten.
Wir fangen mit einem Experiment an. Wegen der unsicheren Corona-Lage bieten wir einen Online-Gesprächsabend an und freuen uns, dass wir auch dafür die Infrastruktur der VHS nutzen können. Anders als sonst ist dafür eine Anmeldung nötig:
Ahrensburg, Schimmelmann und der Sklavenhandel
Wie kann man die Ahrensburger Geschichte so erzählen, dass sie die Geschichte aller Ahrensburger Bürger und Bürgerinnen wird?
Geschichte muss immer wieder neu erzählt werden. Das gilt besonders dann, wenn die Vergangenheit besondere Aktualität gewinnt. Die Geschichte des Schlosses und damit auch der Stadt Ahrensburg ist eng mit dem transatlantischen Sklavenhandel verknüpft. Wir möchten ein Gespräch führen über eine zeitgemäße und möglichst vollständige Geschichtsdarstellung, die Rassismus nicht ausspart.
Online-Veranstaltung, Termin: Mi, 28. 10. 2020, 19.30 Uhr,
Anmeldung unter: dorotheaschmidt[at]outlook.de. Sie erhalten dann die Zugangsdaten.
Moderation: Gisela Euscher, Dorothea Schmidt
Der interkulturelle Gesprächskreis hat sich seit seiner Gründung zur Aufgabe gemacht, Fragen des Zusammenlebens in unserer Stadt und weltweit aus möglichst vielen Perspektiven zu betrachten. Wir sind überzeugt, dass nur die Zusammenführung der vielfältigen Perspektiven zu einem möglichst vollständigen Bild von Konflikten und Fragestellungen führt. Damit sind dann Lösungen möglich, die für alle Seiten sinnvoll und akzeptabel sind.
Perspektiven ändern sich auch über die Zeit, so wie sich die Bevölkerung der Stadt über die Generationen wandelt. Daher ist es sinnvoll, das Ahrensburger Schloss und die Bedeutung der Familie Schimmelmann immer wieder neu zu betrachten – aus möglichst vielen Blickwinkeln.
Unter den zahlreichen Menschen, die sich in den letzten Jahrzehnten in Ahrensburg neu niedergelassen haben, finden sich auch Einwanderer und Einwanderinnen aus Westafrika, z. B. aus dem Senegal, aus Ghana oder Togo. Sie wohnen und arbeiten zum Teil schon lange hier, viele sind Deutsche geworden, sie zahlen Steuern, ihre Kinder gingen und gehen auf Ahrensburger Schulen und machen hier ihre Ausbildungen.
Sie kamen aus Ländern, in denen es ähnlich wie hier in Ahrensburg 300 – 400 Jahre alte Schlösser und Festungen gibt, die historisch und touristisch bedeutsam sind. Diese Orte waren Drehscheiben des Sklavenhandels, auch von dem der Familie Schimmelmann. Heute kann man sich dort ein Bild davon machen, wie grausam die Menschen behandelt wurden, die als Sklaven nach Amerika verschifft wurden. Deren Nachfahren aus den USA kommen als Touristen dorthin und erinnern sich an das Schicksal ihrer Vorfahren.
Ähnliche Erinnerungsorte gibt es auf den karibischen Jungferninseln, wo die Familie Schimmelmann große Plantagen mit sehr vielen Sklaven betrieb.
Es wäre geschichtsvergessen, wenn man nicht anerkennt, wie eng verwoben die Geschichte Ahrensburgs mit der Geschichte Westafrikas und der Karibik ist – mit all ihren verschiedenen Aspekten. Wir halten es für wünschenswert, gemeinsam den schon vor Jahren begonnenen Prozess hin zu einer vollständigen und nüchternen Geschichtsdarstellung fortzuführen.
Der Interkulturelle Gesprächskreis lädt daher zu einer Veranstaltung ein, wo wir über die unterschiedlichen Perspektiven ins Gespräch kommen möchten – mit dem Ziel, gemeinsam zu einem umfassenden Geschichtsbild zu gelangen.
Dazu auch ein Hinweis auf eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Wir waren mit deren Veranstaltern im Gespräch und waren uns dabei einig, dass beide Veranstaltungen einander sehr gut ergänzen: