„Jazzterdays“: Musikalische Zeitreise zu den Jazz-Ikonen im Kleinen Theater Bargteheide

0

In den Ohren von Jazzfans klingt schon allein der Name des legendären New Yorker Clubs Birdland wie Musik. Charlie „Bird“ Parker, der Ausnahme-Saxofonist, war Namenspate des Clubs, in dem bis 1965 Musikgeschichte geschrieben wurde. Dort gaben sich noch weitere Größen der Szene wie Miles Davis, Billie Holiday, Count Basie, Duke Ellington, Nina Simone und John Coltrane ein Stelldichein und verzauberten das Publikum mit ihrer Musik. Diesen Zauber will das achtköpfige „Jazzterdays“-Ensemble aus Hamburg am Freitag, 29. April um 20 Uhr für einen Abend auf die Bühne des Kleinen Theaters Bargteheide holen. Und mit einer Mischung aus Livemusik, szenischer Lesung, Soundcollage und Hintergrundprojektionen einige der Geschichten erzählen, die sich um diesen Sehnsuchtsort ranken, dessen unglaublich inspirierende Atmosphäre bis heute unerreicht ist.

Foto: Lothar Werthschulte

Gemeinsam zelebrieren sechs erstklassige norddeutsche Jazzmusiker um Sängerin San Glaser und Schauspieler Hans-Jörg Frey ein multimediales Erlebnis für die Zuschauer. Wie ein roter Faden durchzogen von den Schicksalen und Begebenheiten, die mit dem Birdland verwoben sind. Die Rolle des Erzählers übernimmt Frey, der früher zum Ensemble des Hamburger Schauspielhauses und des Thalia Theater gehörte. Dass das Ensemble die Rolle mit einem so renommierten Darsteller besetzen konnte, trägt viel zur authentischen Atmosphäre bei.

Idee und Konzept stammen von dem Hamburger Medienschaffenden und Musiker Volker Präkelt. Die Rahmenhandlung spiele in den 1980er-Jahren, als der historische Club schon geschlossen gewesen sei, so Präkelt. Er sagt: „In unserer Fiktion macht er für eine Nacht noch einmal auf.“ Gelegenheit für Barkeeper Walter (Hans-Jörg Frey), am Tresen die Erlebnisse und damit die schillernde und nachtdunkle Seite des Jazz noch einmal Revue passieren zu lassen.

Es sind knallharte und süffisante Geschichten über Liebe und Eifersucht, Drogen und Wahnsinn, Verbrechen und Tod, in deren Mittelpunkt Jazz-Ikonen wie Miles Davis, Thelonious Monk oder Chet Baker stehen. Neben der Figur des Barkeepers schlüpfe Frey noch in weitere Rollen. Sängerin Nancy (San Glaser), die im verlassenen Club mit ihrer Band probt, steuere die Songs bei.

Dass viele Jazzlegenden nicht nur durch ihre Musik, sondern ihren Kampf gegen Rassismus und Intoleranz unsterblich geworden seien, verleihe dem Abend eine besondere Tiefenschärfe, so Präkelt. So könne das Publikum einerseits den hingebungsvollen Klängen der Musik von Miles Davis lauschen. Andererseits erfahre es von einem erschütternden Ereignis.

Als Davis sich nach einem Auftritt vor dem Club von einer weißen Lady verabschiedet habe, sei er von Polizisten niedergeknüppelt worden. „Er wurde von ihnen angepflaumt und wollte sich das nicht bieten lassen und hat dann einen Knüppel auf den Kopf gekriegt“, sagt Volker Präkelt.

Fast alle großen schwarzen Musiker hätten mit Rassismus zu kämpfen gehabt. Es sei ihm darum gegangen, mit dem Club einen fiktionalen Rahmen zu schaffen, um den wichtigen Charakteren, die im Birdland aufgetreten seien, eine Bühne zu bieten und ihren Biografien Konturen zu verleihen.

Einige Jahre liege es zurück, dass Präkelt nach einem anderen musikalisch-literarischen Projekt mit San Glaser zusammengesessen und sie ihm von ihren Plänen für ein Jazz-Album erzählt habe. „Da kam schon der Gedanke auf, ob man nicht gleich eine Liveshow machen könnte“, sagt der Autor. Inzwischen habe Glaser ein Album veröffentlicht, auf dem auch die „Jazzterdays“-Band zu hören sei.

Die aktuelle sei schon die zweite Fassung von „Jazzterdays“. Bei dieser „Work in progress“ am Gesamtkunstwerk „Jazzterdays“ profitiert der Medienschaffende von seinen Erfahrungen als Radiomoderator und Hörspielmacher. Die Show habe sich inzwischen so verändert, dass es auch für Zuschauer, die sie schon einmal gesehen hätten, „auf jeden Fall frische Geschichten gibt“.

Wie die von Billie Holiday, die als zu hellhäutig empfunden worden sei und sich vor ihren Auftritten dunkler geschminkt habe. Mit solchen spannend, dramatisch oder emotional erzählten Details bringt der Autor die private Seite der Stars und ihre Musik dem Publikum näher, „ohne akademisch zu sein“. „Jazz ist keine tote, keine abgeschlossene Musik, sie ist wie ein Baum, der immer wieder neue Blüten treibt“, sagt Präkelt. Die Atmosphäre im Kleinen Theater Bargteheide eigne sich perfekt, um auf Zeitreise zu gehen.

Auf der Gästeliste stehen drei Stormarner Musiker: Zum einen das Duo Kjell Kitzing und Ella Burkhardt, das die Show eröffnet. „Die  jungen Leute spielen die Standards mit ganz anderem Ansatz, sie setzen sich mit der Musik auseinander“, sagt Präkelt. Dritter Gastmusiker ist der international bekannte Trompeter Ingolf Burkhardt, Mitglied der NDR Bigband, der bei der Band mit einsteigt. Selbstverständlich tritt er bei dieser Gelegenheit auch als Solist auf. „Ein Glanzlicht für uns alle“, schwärmt Präkelt. Dass das Publikum nach diesem magischen Abend ebenfalls ins Schwärmen gerät, dürfte als gesichert gelten.

 

Jazz Revue „Jazzterdays“
Special Guests Ella & Ingolf Burkhardt

Freitag, 29.04.2022, 20 Uhr

Eintrittspreise
VVK 26 Euro, VVK ermäßigt 22 Euro
AK 28 Euro, AK ermäßigt 24 Euro

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*