Bargteheide – Schon seit Tagen war die Vorführung im Kino des Kleinen Theaters ausverkauft. Der Film über ein Konzert des Multitalents Armin Mueller-Stahl zeigte viele Facetten des vielseitigen Künstlers und ehemaligen DDR-Bürgers, der in den USA zum Weltstar im Film avancierte. Der 92-Jährige ist Schauspieler, Maler, Autor, Musiker und Komponist und wohnte selbst der Aufführung bei. Die Zuschauer quittierten viele Szenen mit Zwischenapplaus, besonders die Soli der hervorragenden Musikerwurden gefeiert. Mueller-Stahl selbst zeigte sich dabei als Geigenvirtuose.
Der Film wurde in Bargteheide erst zum zweiten Mal aufgeführt, Premiere hatte er in einem Kino im Oderbruch. Regisseur Hans Jochen Hübenthal hat ihn an nur einem Tag gedreht, bei einem Konzert im Berliner Winterpalast im Jahr 2019. Mit einer exquisiten Besetzung trat Müller-Stahl dort als Sänger, Rezitator und als Geiger auf. Es war bisher sein letztes Konzert nach 77 ausverkauften Vorstellungen zuvor. Das war so nicht geplant, aber durch Corona verursacht.
„Ich habe lieber einen Bruch in meiner Karriere hingenommen als mein Rückgrat zu verbiegen“, sagt er in einer Einspielszene. Karriere machte er schon in der DDR, sie endete allerdings abrupt, als er einen Aufruf gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterschrieb. Danach erkannte er auch, welche Freunde er noch hatte. „Manche wechselten auf die andere Straßenseite, wenn sie mich bemerkten.“ 1980 konnte er nach West-Berlin ausreisen.
Geboren wurde er in Tilsit, im ehemaligen Ostpreußen. Im Alter von 60 Jahren ging er in die USA und musste zunächst Englisch lernen.
Regisseur Hübenthal hat weiterhin die Rechte an dem Film, einem Verleih wollte er ihn nicht überlassen: „Dort würde er vielleicht verramscht.“ Der NDR habe auch kein Interesse daran gezeigt, Begründung: Es gebe genug Archivmaterial über den Künstler. Die Absicht des Regisseurs war es, ein Zeitdokument zu schaffen. Das ist ihm zweifellos gelungen.