Am heutigen Weltkindertag organisiert der Kinderschutzbund Stormarn wieder seine Aktion „Fähnchen gegen Kinderarmut“ auf den Schlosswiesen in Ahrensburg. Schülerinnen und Schüler der Stormarnschule und der Beruflichen Schule Ahrensburg helfen mit, über 8.000 blaue Fähnchen in die Wiese vor dem Schloss zu stecken. Das sind für jedes arme Kind in Stormarn ein Fähnchen. Die Kinder und jungen Erwachsenen beschäftigen sich auch in der Schule mit dem Thema Kinderarmut bzw. im Fall der Berufsschule findet der Workshop noch in dieser Woche statt. Besprochen wird zum Beispiel, woran man Kinderarmut erkennen kann und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu bekämpfen oder die Situation für arme Kinder zu verbessern.
Kinderarmut im Kreis Stormarn
Die neuesten Zahlen zur Kinderarmut im Kreis Stormarn zeigen, dass die Anzahl der Kinder in Armut wieder gestiegen ist, vor allem durch den Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Kriegs- und Krisengebieten. Durch die aktuelle Inflation hat sich die finanzielle Situation für viele Familien, die von staatlicher Unterstützung leben, aber auch von Familien im unteren Einkommensdrittel, massiv verschärft. Sehr wahrscheinlich ist, dass es noch mehr Kinder gibt, die mit wenig Geld auskommen müssen und armutsgefährdet sind.
Der Kinderschutzbund hat registriert, dass die Anzahl der Anträge für den Familienhilfe-Notfonds im Vergleich zum Jahr 2021 stark angestiegen ist. Wurden in 2021 bis September ca. 22.000 Euro an Einzelhilfen beantragt, waren es im letzten und diesem Jahr bereits 47.000 Euro. Dies zeigt ganz deutlich, dass die Not vieler Familien anhält. Eine Besserung ist nicht in Sicht.
„Mobil im Landkreis“
In seinem Jahresbericht erläuterte der Kinderschutzbund Stormarn die Bedeutung von Mobilität, gerade auch für Familien und Kinder mit wenig finanziellen Ressourcen. Er stellte fest: der Zugang zu Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Und da in diesen Familien oft kein Auto vorhanden ist, wird der ÖPNV für viele Strecken genutzt. Oliver Ruddigkeit, erster Vorsitzender des Kinderschutzbundes Stormarn, stellt fest: „Die Einführung des Deutschlandtickets wäre eine gute Gelegenheit für den Kreis gewesen, seine Kinderfreundlichkeit zu zeigen und dieses Ticket, das 29 Euro kostet, allen Stormarner Kindern zur Verfügung zu stellen und nicht nur den Schülerinnen und Schülern ab Stufe elf. Diejenigen Kinder, die bislang eine kostenlose Schülerfahrkarte erhielten, erhalten zwar auch das Deutschlandticket, aber alle anderen gehen leer aus. Das ist schade. Wünschenswert wäre zudem, dass Kinder aus armen Familien das Deutschlandticket kostenlos erhalten würden, wie es in anderen Städten, zum Beispiel in Hamburg, der Fall ist.“
Und die Kindergrundsicherung?
Die bisherigen Pläne zur Kindergrundsicherung stoßen beim Kinderschutzbund insgesamt auf wenig Gegenliebe. Zwar wird ein Systemwandel angestrebt, bei dem die Familien in Zukunft nur noch eine Leistung aus einer Hand erhalten sollen, was eine große bürokratische Erleichterung für die Familien wäre. Jedoch liegen die Sätze beim Bürgergeld immer noch deutlich unter den Sätzen, die für ein menschenwürdiges Leben von Kindern in Deutschland nötig wären. Zurzeit sieht die Situation für Familien so aus, dass die Erhöhungen der Sätze beim Bürgergeld bereits größtenteils durch die Inflation wieder abgeschmolzen sind.
Oliver Ruddigkeit meint dazu: „Die existenziellen Bedürfnisse von Kindern dürfen nicht zum Spielball von taktischen politischen Manövern gemacht werden. Wenn es der aktuellen Bundesregierung ernst ist, Kinderarmut zu bekämpfen – und das steht im Koalitionsvertrag – so muss noch mehr passieren, als das, was bisher vereinbart ist.
Für den Kreis Stormarn fordert der Kinderschutzbund u.a.:
- Regelmäßige Armutsberichterstattung in den Städten und Kommunen
- Investitionen in die „Kinder-Infrastruktur“, um benachteiligten Kindern wirkungsvoll zu helfen
- Kommunale Hilfsfonds, die armen Kinder und ihre Familie fördern
- Keine zusätzlichen Zahlungen für Eltern von Kita-Kindern
- Kostenfreier Zugang für arme Kinder im Rahmen der offenen Ganztagsschule
- Kostenfreie Nutzung von kulturellen Veranstaltungen für arme Kinder und deren Familien
- Ausreichend kostenfreie Freizeit- und Ferienangebote in allen Städten und Gemeinden
- Flächendeckende Einführung der Bildungskarte
Die Fähnchenaktion findet im Rahmen der Stormarner Kindertage statt. Diese sind eine Initiative Stormarner Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Die Koordination liegt beim Kinderschutzbund Kreisverband Stormarn e.V.