Bargteheider Geschichtswerkstatt auf der Vereinsmeile

0

Bargteheide – Wer sich für die Geschichte Bargteheides interessiert, kommt beim verkaufsoffenen Sonntag auf seine Kosten. Beim Rathaus präsentiert sich erstmals die Geschichtswerkstatt der Stadt mit einem Pavillon. Die inzwischen als Verein organisierte Gruppe wurde vor knapp einem Jahr ins Leben gerufen und zählt mittlerweile 36 Mitglieder.

Neben einigen Zeitzeugen sind auch viele geschichtlich Interessierte dabei. „Das Wissen um die Vergangenheit kann uns helfen, die Gegenwart besser zu begreifen und die Zukunft zu gestalten“, sagt die Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, Dr. Ruth Kastner.

Und da herrscht einiger Aufklärungsbedarf, gerade um die Geschehnisse um die Zeit von 1933 bis 1945. So sind sämtliche Akten über die Arbeit der Gemeindevertretung in den Jahren der Nazidiktatur nach dem Kriegsende spurlos verschwunden. Ganz offensichtlich solltem ein Mantelm des Schweigens über die Diktaturjahre ausgebreitet werden. Das funktionierte über Jahrzehnte hinweg.

Nach der Befreiung aus der Nazidiktatur herrschte eine Kultur des Schweigens über die Geschehnisse während der NS-Zeit. Und dieses Schweigen zu brechen, sieht die gescjhichtswerkstatt als Aufgabe an. „Zunächst möchten wir uns aber mit dem Geschehen bis zum Jahr 1920 beschäftigen“, sagt Christine Assmy.

Zunächst geht es aber um das Poesieallbum des Landbriefträgers Ernst Schacht aus dem Jahr 1890. Er war damals 16 Jahre alt. Darin gibt es Eintragungen von 55 Mitkonfirmanden aus Bargteheide und Fischbek. Drei von ihnen sind später in die USA ausgewandert. Christine Assmy von der Verwaltung hat das Album aus dem Jahr 1890 auf einem Trödelmarkt in Traventhal erworben. Zusammen mit Stadtarchivarin Doris Krogh arbeitet sie diese Geschichte auf. „Wir haben schon die Namen von 587 Personen aus dem Umfeld recherchiert, die Verbindungen zu denen im Album haben“, sagt sie.

In den Lebensweisheiten und Gedichten im Album wird die Zeitgeschichte lebendig, etwa mit welchen Werten jungen Menschen damals Orientierung vermittelt wurde. Daneben vermittelt Constanze Apel Tipps zur Familienforschung, es gibt ein Quiz und eine Rallye.

Stadtarchivarin Doris Krogh (r.) und Christine Assmy mit dem Fundstück

Einen Einblick in ihre Forschungsvorhaben geben die Mitglieder der Geschichtswerkstatt Bargteheide e.V. auf der Vereinsmeile am Sonntag, 22. September, ab 13 Uhr. Zu finden im Pavillon vor dem Rathaus. Es wird eine Rallye geben, einen Quiz, Tipps von Constanze Apel zur Familienforschung und im Mittelpunkt steht das Poesiealbum des Bargteheider Landbriefträgers Ernst Schacht aus dem Jahre 1890.

Constanze Apel, Christine Assmy, Doris Krogh und Dr. Ruth Kastner

Mit diesem Album, von Christine Assmy auf einem Trödelmarkt in Traventhal erworben, könnte ein Stück Orts- und Familiengeschichte lebendig werden. Assmy arbeitet an dem Poesiealbum nicht alleine, sondern gemeinsam mit Doris Krogh, die in einer doppelten Funktion als Stadtarchivarin und als Mitglied der Geschichtswerkstatt erheblich zum Gelingen beiträgt. Über Ernst Schacht sind bisher nur wenige persönliche Informationen bekannt. Er wurde 1874 in Bargteheide geboren, war wie schon sein Vater Claus als Landbriefträger tätig. Ernst Schacht heiratete Martha, geborene Schacht, aus Wiemerskamp. Sie hatten drei Kinder und lebten in Bargteheide.

In sein Poesiealbum ließ Ernst Schacht 55 Konfirmanden eintragen, allesamt aus Bargteheide und Fischbek. Außerdem gibt es Beiträge seiner Eltern, Claus Hinrich Schacht und Anna Catharina, geborene Dörling. Seine Schwester Dora Maria Elisabeth, verheiratete Timm, sein Vetter August Schacht, der Lehrer und Kantor Johann Hinrich Teege sowie Pastor Christian Wilhelm Brodersen – sie alle sind vertreten. Ihre Lebensweisheiten und Gedichte werden transkribiert und noch analysiert. Daran ist abzulesen, welche Werte jungen Menschen zur Orientierung mitgegeben wurden.

Die Konfirmanden, die u.a. den noch heute in Bargteheide ansässigen Familien Steinmatz, Gülde, Timm und Eggers zugeordnet werden können, unterschrieben vorwiegend mit ihrem Rufnamen und Nachnamen. Um sie eindeutig einordnen zu können, wurden die Aufzeichnungen der Konfirmationen aus den Jahre 1890 bis 1893 im Kirchenarchiv Hamburg-Ost gesichtet.

Um den Werdegang der Konfirmanden zu verfolgen und gleichzeitig ein Stück Ortsgeschichte darzustellen, sind in detektivischer Arbeit mit Stadtarchivarin Doris Krogh die Geburts-, Heirats-, Sterbedaten, die Wohnorte, Berufe und soweit möglich die Kinder erfasst worden. Drei der Konfirmanden wanderten nach Amerika aus. Zu einigen Personen finden sich kaum Daten. Aber Daten allein erzählen nur wenig über die Lebensumstände damals.

Die Geschichtswerkstatt freut sich über weitere Hinweise, Informationen, Fotos, Dokumente und Erzählungen zu den Konfirmanden und ihren Familien. Zum Austausch bietet die Vereinsmeile dazu eine zwanglose Gelegenheit, aber auch die Mitarbeit in einer der vielen Arbeitsgruppen oder ein Besuch der regelmäßigen Treffen jeden 4. Mittwoch im Monat im Ratssaal. Der noch junge Verein freut sich über weitere Mitglieder.

Kontakt: geschichtswerkstatt-bargteheide@web.de

<img src=“http://vg02.met.vgwort.de/na/870af2e918d24c8e9459af25fcbeef4d“ width=“1″ height=“1″ alt=““>

 

 

Kommentar schreiben (erst nach Moderation sichtbar)

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

*